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Zudem schwieg der österreichische PE.N. nicht zur Zensur im eigenen Land. Im Juni 1934 präsentierte Wells den schon erwähnten Brief von Fritz Brügel, den Brügel aus dem Prager Exil geschrieben hatte, dem Internationalen PE.N.-Kongress in Edinburgh/Glasgow.'” In der Folge wurden — mit den Stimmen der österreichischen Delegierten Raoul Auernheimer und Emil Ludwig — zwei Resolutionen verabschiedet.'”* Amann betont, dass diese Resolutionen nur „allgemein gehalten“ gewesen seien und ein ausdrücklicher „Appell“ an die österreichische Regierung gefehlt habe.'** Jedoch wandten sich diese Texte „gegen die Unterdrückung des Geistes“ und „gegen die Inhaftierung von Schriftstellern“.!? Diese Resolutionen waren Resolutionen auch des österreichischen PE.N., und damit auch ihres Vorstandsmitglieds Kreutz. Der Aufsatz „Rudolf Jeremias Kreutz oder Von der Pflicht des Schriftstellers, persönlich für geistige Freiheit und Menschlichkeit einzustehen, ‚wenn er mehr sein will als ein bloßer Literat‘, wird in ZW Nr. 1/2017 (April) fortgesetzt, und zwar mit den Unterkapiteln: 5) Kein Diener der Schuschnigg-Regierung; 6) Die Resolution vom 27. Juni 1933 und die Folgen fiir Kreutz: Literarischer „Selbstmord“ und „Auslöschung“ seines Namens; 7) Der Briefvon Kreutz an Nadler 1943: Ein „unerwünschter“ Autor will im Dritten Reich nicht länger „totgeschwiegen“ werden — und verteidigt die PE.N.-Resolution vom 27. Juni 1933; 8) Die Zeit nach dem April 1945; 9) Das Gedenken an Kreutz und sein literarisches Werk. Auch einige Gedichte RJ. Kreutz werden in ZW Nr. 1/2017 zu lesen sein. Soonim Shin schloss ihr Studium der Germanistik an der Universität Daegu in Südkorea mit dem B.A. ab. In Mainz studierte sie Soziale Arbeit und wurde Diplom-Sozialarbeiterin (FH). Nach einem Berufspraktikum in der von Tilo Maier geleiteten Fachstelle Migration beim Sozialamt der Landeshauptstadt Stuttgart erlangte sie die staatliche Anerkennung als Sozialarbeiterin. Anschließend war sie in einem Sozialzentrum in Salzburg tätig. An der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz studierte Shin dann Pädagogik, Philosophie und Soziologie und erhielt den Grad einer Magistra Artium (M.A.). Ihre Magisterarbeit „Moralische Erziehung bei Emile Durkheim“ betreuten die Professoren Stefan Weyers und Klaus-Dieter Eichler. Soonim Shin leitet das Marie-Josenhans-Institut (www. mariejosenhans.net), das „Projekte für die Öffentlichkeit“ präsentiert, und lebt in Wien. Anmerkungen 1 Friedrich Seltenreich: Rudolf Jeremias Kreutz. Leben und Werk. Dissertation an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien 1950, S. 4 2 Erwin Chvojka / Konstantin Kaiser: Vielleicht hab ich es leicht, weil schwer, gehabt. Theodor Kramer 1897 — 1958. Eine Lebenschronik. Wien: Theodor-Kramer-Gesellschaft 1997, S. 35f. 3 Volkszeitung (Wien) vom 25. Juni 1934: Theodor-Kramer-Abend 4 Neue Freie Presse vom 24. Mai 1934: Theodor-Kramer-Abend der Wiener Theatergilde 5 Konstantin Kaiser: Biographische Notiz zu Leopold Liegler. In: Konstantin Kaiser (Hrsg.): Theodor Kramer. 1897 — 1958. Dichter im Exil. Aufsätze und Dokumente. Wien: Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur 1983, S. 96 6 Leopold Liegler in der Wiener Zeitung vom 19. Mai 1934: Theodor Kramer-Abend 7 Neues Wiener Abendblatt vom 23. Mai 1934: Theodor-Kramer-Abend 18 — ZWISCHENWELT 8 Leopold Liegler: Theodor Kramers neues Buch. Wiener Zeitung vom 13. Juli 1936. In: Konstantin Kaiser (Hrsg.), aaO, S. 95f. 9 Chvojka/Kaiser (wie Anm. 2) S. 29f. 10 Roman Roéek: Glanz und Elend des PE.N. / Biographie eines literarischen Clubs. Wien: Böhlau 2000, S. 158f. 11 Chvojka/Kaiser (wie Anm. 2) S. 32; Gerhard Renner: österreichische Schriftsteller und der Nationalsozialismus (1933 — 1940). Der „Bund der deutschen Schriftsteller Österreichs“ und der Aufbau der Reichsschrifttumskammer „Ostmark“. Frankfurt am Main: Buchhändler-Vereinigung 1986, S. 208 12 Siglinde Bolbecher / Konstantin Kaiser: Hugo Sonnenschein. In: Dieselben (Hrsg.): Lexikon der österreichischen Fxilliteratur, unter Mitarbeit von Evelyn Adunka, Nina Jakl und Ulrike Oedl. Wien: Franz Deuticke Verlagsgesellschaft 2000, S. 595 13 Klaus Amann: P. E. N. / Politik - Emigration — Nationalsozialismus. Ein österreichischer Schriftstellerclub. Wien: Hermann Böhlaus Nachfahren 1984, S. 23 14 Joseph Wulf: Literatur und Dichtung im Dritten Reich. Eine Dokumentation. Giitersloh: Sigbert Mohn 1963, S. 42-56 15 Joseph Goebbels: Rede am 10. Mai 1933. In: Wulf (wie Anm.14) S. 46 16 Neuköllner Tageblatt vom 12. Mai 1933. In: Wulf (wie Anm. 14) S. 45f. 17 Rocek (wie Anm. 10) S. 608 18 Mitgliederliste „Wiener PE.N.-Club, gegründet am 1. Mai 1923“ (undatiert). Nachlass Kreutz, Wienbibliothek 19 Chvojka/Kaiser (wie Anm. 2) S. 32; Renner (wie Anm. 11)S. 208 20 Chvojka/Kaiser (wie Anm. 2) S. 32 21 Roéek (wie Anm. 10) S. 123, 127 22 Fritz Otto Busch: Bericht vom 27. Mai 1933. In: Wulf (wie Anm. 14) S. 76 23 Roéek (wie Anm. 10) S. 127 24 Fritz Otto Busch: Bericht vom 27. Mai 1933. In: Wulf (wie Anm. 14) S. 76f. 25 Report of the Eleventh International Congress in Yugoslavia, PE.N.-News 56 vom Juni 1933 S. 6. In: Roéek (wie Anm. 10) S. 127, 582 26 Fritz Otto Busch: Bericht vom 27. Mai 1933. In: Wulf (wie Anm. 14) S. 77 27 The Manchester Guardian vom 8. Juni 1933. In: Wulf (wie Anm. 14) S. 67 28 Fritz Otto Busch: Bericht vom 27. Mai 1933. In: Wulf (wie Anm. 14) S. 77 29 Ernst Toller: Der PE.N.-Club-Kongress. Die neue Weltbühne (Prag/Wien/ Zürich) vom 15. Juni 1933 S. 741. In: Ro&ek (wie Anm. 10) S. 129f., 582 30 Fritz Otto Busch und Edgar von Schmidt-Pauli: Bericht vom 28. Mai 1933. In: Wulf (wie Anm. 14) S. 79 31 Carl Haensel: Für einen neuen deutschen PE.N.-Club. Deutsche Allgemeine Zeitung vom 17. März 1933. In: Wulf (wie Anm. 14) S. 60 32 Protokoll der Fortsetzung der ordentlichen Generalversammlung am 23. April. In: Wulf(wie Anm. 14) S. 63f. 33 Redebeitrag Schmidt-Pauli. Protokoll der Fortsetzung der ordentlichen Generalversammlung am 23. April. In: Wulf (wie Anm. 14) S. 61 34 Roéek (wie Anm. 10) S. 123 35 Brief von Hanns Martin Elster vom 3. Mai 1933 an das Comité préparatoire du XIe congres international des PEN-Clubs. In: Wulf (wie Anm. 14) S. 65 36 Redebeitrag Schmidt-Pauli in der Exekutivsitzung vom 8. November 1933. PE.N. News, London, November 1933, S. 3 ff. In: Rodek (wie Anm. 10) S. 168, 584 37 Der Wiener Tag vom 11. November 1933: Des deutschen Pen-Klubs Schanddokument! Dokumentation Kreutz, Tagblattarchiv, Wienbibliothek 38 Amann (wie Anm. 13) S. 29 39 Grete Urbanitzky: Brief vom 2. Juli 1933 an Fritz Otto Busch. In: Amann (wie Anm. 13) S. 40 40 Grete Urbanitzky: Brief vom 4. Dezember 1926 an Erika Spann-Rheinsch. In: Roéek (wie Anm. 10) S. 51 41 Roéek (wie Anm. 10) S. 78 42 Arthur Schnitzler: Tagebucheintragung vom 8. Dezember 1923. In: Roéek (wie Anm. 10) S. 39, 578 43 Rocek (wie Anm. 10) S. 35 44 Arthur Schnitzler: Brief vom 9. Dezember 1921 an Catharine Amy Dawson-Scott. In: Rodek (wie Anm. 10) S. 31, 578 45 Rocek (wie Anm. 10) S. 35 46 Ebda. 47 Ebda., S. 607 48 Renner (wie Anm. 11) S. 208