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190 Rudolf Jeremias Kreutz: Schreiben vom 29. Oktober 1929. Nachlass Kreutz, Wienbibliothek 191 Deutsche Übersetzung von Benjamin Wegner Norregaards Rezension vom 2. Dezember 1917 im Morgenbladet, Norwegen. Nachlass Kreutz, Wienbibliothek 192 Deutsche Übersetzung von Benjamin Wegner Norregaards Rezension vom 2. Dezember 1917 im Morgenbladet, Norwegen. Nachlass Kreutz, Wienbibliothek 193 Herbert Pochlatko / Karl Koweindl unter Mitarbeit von Ernst Joseph Görlich: Einführung in die Literatur des deutschen Sprachraumes. Von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. Mit besonderer Berücksichtigung des österreichischen Schrifttums. II. Teil. Wien: Wilhelm Braumiiller, 2. Auf lage 1971, S. 136 194 Rudolf Jeremias Kreutz: Die einsame Flamme. Berlin: Egon Fleischel 1920, S. 8 Sabine Plakolm-Forsthuber 195 Georg Brandes: Brief an Kreutz vom 31. Oktober 1920. Nachlass Kreutz, Wienbibliothek 196 David Griinbaum: Briefan Kreutz vom 17. April 1920. Nachlass Kreutz, Wienbibliothek 197 Georg Brandes: Brief an Kreutz vom 28. Juni 1920. Nachlass Kreutz, Wienbibliothek 198 Rudolf Jeremias Kreutz: Ich war ein Osterreicher. Wien: Amandus 1959, S. 132 199 Herbert Pochlatko / Karl Koweindl unter Mitarbeit von Ernst Joseph Görlich, aaO, S. 136 200 Herbert Pochlatko / Karl Koweindl unter Mitarbeit von Ernst Joseph Görlich, aaO, S. 136 201 Thomas Mann: Brief an Kreutz vom 19. Dezember 1931. Nachlass Kreutz, Wienbibliothek 202 Franz Theodor Csokor. Rede für Kreutz. Nachlass Kreutz, Wienbibliothek Jüdische Künstlerinnen in Österreich bis 1938 Bis 1938 gab es in Wien eine Vielzahl von angesehenen Künstlerinnen, die es- oft über Umwege - geschafft hatten, eine Ausbildung zu absolvieren, im Ausstellungsbetrieb zu reüssieren, private und öffentliche Aufträge zu erhalten und sich in diversen künstlerischen oder frauenspezifischen Berufsvereinen zu organisieren. Natürlich gab es berechtigte Kritik, Angriffe und Diffamierung, aber aus dem Überblick von heute ist zu konstatieren, dass es von 1900 an bis in die Dreißigerjahre einer gestaffelten Phalanx von Malerinnen, Bildhauerinnen, Kunsthandwerkerinnen und auch Architektinnen gelungen war, sich einen Namen zu machen und für ihre künstlerischen Leistungen öffentliche Anerkennung zu erhalten. „Die Künstlerin wünscht als Selbstverständlichkeit betrachtet zu werden. Eine Sonderstellung erstrebt sie in ihrem Schaffen nur auf Grund ihrer Leistungen. Nicht als soziale Schicht. Nicht als Geschlecht“.! Diese doch schr selbstbewusste Aussage aus dem Jahre 1933 darf als Statement betrachtet werden. Es erhält seine besondere Bedeutung dadurch, dass eine beträchtliche, ja bisweilen überwiegende Zahl der Künstlerinnen jüdischer Herkunft war. Sie hatten nicht bloß jene Barrieren durchbrochen, die den Frauen im Sektor der Kunst wie auch der Wissenschaft entgegenstanden. Es war ihnen gelungen, die um 1900 schr massiven, auf mitunter offenem Antisemitismus basierenden Diskriminierungen in den freien oder künstlerischen Berufen zu überwinden, abzustreifen oder auch einfach zu ignorieren.” Eine genderorientierte oder gar religiös motivierte Kodierung als „soziale Schicht“ lehnten sie durchwegs ab. Sie, wie auch die nichtjüdischen Künstlerinnen, wollten Anerkennung kraft des Kunstschaffens, und eine Zeit lang schien es, dieser Wunsch würde auch aufgehen. Künstlerische Ausbildung Der seit 1900 verstärkt vorangetriebene Akkulturationsprozess hatte, wie man aus vielen biografischen Aufzeichnungen weiß, zur Folge, dass sich fast alle Künstlerinnen jüdischer Herkunft als vollkommen assimiliert und bloß als Österreicherinnen verstanden. Deshalb ist die Anzahl jener Künstlerinnen, die „Jüdisches“ in ihrer Kunst thematisierten, überschaubar (Clara Epstein, Manzi Kestel-Bauer, Blanka Lipschiitz, Anna Ticho, Grete Wolf-Krakauer, Gertrud Zuckerkandl-Stekel? u. a.); auch wurden und werden gegenüber der Behauptung eines jüdischen Kunststils Zweifel erhoben.‘ Wahrscheinlich liegt es eben am bürgerlichen Milieu und an der Idee der Verwirklichung als Mensch durch die Kunst, dass sie auch nicht in der Jugendbewegung, die doch überwiegend sozialistisch sowie zionistisch war, teilgenommen hatten. Nur zwei der bekannteren Künstlerinnen Österreichs gingen meines Wissens vor 1938 freiwillig nach Palästina, nämlich Anna Ticho und Grete Wolf-Krakauer. Sie wanderten mit ihren Männern, die dort Arbeit gefunden hatten, aus und griffen fortan jüdische Motive oder Landschaften Palästinas in ihren Bildern und Grafiken auf. Repräsentativ sind sie nicht. Hatte die jüdische Herkunft überhaupt einen Einfluss auf die Entwicklung der Kunst von Frauen? Ich meine schon — denn es war eben diese Herkunft oder das sogenannte Milieu, die ihnen zu einer — und sei es privaten — Ausbildung verhalfen. Obwohl es mit der Eröffnung der Wiener Kunstgewerbeschule 1867 erstmals einen uneingeschränkten Zutritt für Frauen gab, wurde diese Option schon 1873 restringiert, ab 1886 eingestellt und erst um 1900 wieder aufgetan. Ambitionierte Frauen waren auf den teuren Privatunterricht oder eine Ausbildung im Ausland angewiesen. Das Frausein bildete ein wesentlich größeres Hindernis als die jüdische Herkunft. Dieses Defizit oder auch die „Marktlücke“ auf dem Sektor der weiblichen Kunstausbildung erkannte der jüdische Maler und Kritiker Adalbert Franz Seligmann, der 1897, dem Jahr der Erstzulassung von Frauen zum Studium an der Philosophischen Fakultät, die Wiener Kunstschule für Frauen und Mädchen (ab 1926 „Wiener Frauenakademie und Schule für freie und angewandte Kunst“) gründete.° Unterstützt wurde Seligmann von namhaften Damen wie Ernestine Federn oder der Malerin Olga Prager, von Stiftern und Gründern (der Familien Wittgenstein, Wertheimstein, Rothschild, Gomperz etc.), aber auch nichtjüdischen, engagierten Vorkämpferinnen der Frauenbildung wie Marianne Hainisch oder Rosa Mayreder. Ab 1898 bis 1915 leitete Tina Blau den „Kurs für Landschaft und Stilleben“. Zahlreiche Künstler aus dem Umkreis der Secession fanden sich in den folgenden Jahrzehnten im Juni 2017 19