G:
Gehst auf deinen Hügeln du spazieren,
wenn du mich besuchst:
ockerfarbenes Land,
das Hände hat, und Knie.
Gehst auf deinen Hügeln du spazieren,
wenn du mich besuchst, und findest
in Spuren, die ich hinterließ
auf der bronzenen Oberfläche
deiner abgeheilten Wunden
gelbes Land, das ich
schon längst besiedelt,
bevor du es erschließt:
Meine Bleibe in Dir
F:
Flohmarkt
Windjacken, die verschlissen sind,
krähende Hähne der Städter aufgereiht auf Drahtbügeln,
Ponys mit herbstlichen Mähnen
vor dem Korn
duftender Backsteinhinterhöfe.
Pausbacken, die zu küssen sind
wie Bauernmädchen im Vorüberziehn
auf unseren nichterlebten Wanderschaften.
Denn unser Ziel sind schlaffe Reißverschlüsse,
Stoffe im matten Glanz gestürzter Monarchen.
Unser Vorbild: perfekte Menschenbilder, geschnitten
in bizarr geformte Teile,
abgefüllt in Nylonsäckchen.
Unser Antrieb: ein angeschmorter Elektromotor,
in künstliches Elfenbein gehüllt;
und unsere Hoffnung: Elfenbein auch: eine Telefonmuschel,
durchzogen vom Goldzahn-Atem der Gespräche alter Leute,
die einander nach einem langen Leben doch noch küssen wollen.
Weiters: Blusen mit aufgesprengten Knöpfen
von drängenden Brüsten zurückgelassen,
wie abgestreifte Häute schillernder Geschöpfe,
die wie Ballone aufgestiegen sind
— wie wir —
sobald wir selbst unserem alten Gewand entsteigen, wie der Scham,
bereit,
entblößt zum Himmel aufzufahren.
E:
Einsamkeit
Meine Finger trommeln
in die leeren Hallen der Matratze,
Perlen fallen auf die Haut
deines abwesenden Körpers,
hüllen ihn ein,
als wäre er vergoldet durch das
Trommeln meiner Fingerkuppen
und ich ein König
Midas:
ein König und ein unglücklicher Mann
R:
Räume
Räucherwerk brenn ich ab, wo niemand fragt
setz meine Einsamkeit in Brand,
damit du plötzlich dastehst,
von bloßfüßigen Versen hergetragen,
wenn die Wände zucken,
frag die zwinkernde Glut nicht,
aus deren Augen Fäden schießen,
Netze lösend, neue Netze spinnend,
Schwaden, in denen du und ich wie nackte Engel aufeinan¬
dertreffen,
in dünne Decken eingeschlagen,
liegen, auf der Nebelbank überm Dach
hoch über jener Kammer,
in der unsere verwaiste Bettstatt steht.
J:
Jona spricht zur Geliebten:
Du, von der ich wenig weiß
außer deiner Erdfarbe,
deinem gelben Strand,
deinem Meerblick, in dem es manchmal blitzt als spiegle
sich der Wal darin,
B:
Begehren
In dieser Eiszeit,
die Herdfeuer von einander trennt,
können nur bloße Füße Pfade schmelzen.
Am Waldrand der großen Spielwiesen
schimmern die Leiber Frierender.
Einsamkeiten,
wirkliche Einsamkeiten nur
können hier zueinander finden.
In dieser Kälte
wärmt nur die Blöße.