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ich: äh. nein? ... für sie? fremder mann am tisch schaut blöd. christkindlmarktatmosphäre 1. ‚personen: anna, andrea, joy, max, ich, alter herr. der alte herr spricht deutsch. der alte herr ist mit einer dame unterwegs. sie sprechen deutsch. ich weiß das, weil ich auch deutsch spreche. ich überhöre die worte ‚jö, ‚da schau‘ und ‚lieab‘. alles ist weihnachtlich, wir trinken glühwein. ich habe meine kamera mit. hinter mir steht eine ziege auf einem strohballen. wir wollen ein foto machen, wo wir alle drauf sind. ich frage den alten herrn. ich: entschuldigung, könnten sie vielleicht ein foto von uns machen? er nickt freundlich. ich gebe ihm die kamera. wir positionieren uns. ich: sie müssen einfach nur auf den knopf drücken. ist analog. hat autofokus, da tut sich alles von selbst. der alte mann macht das bild. ich: danke. er: you — are — welcome. christkindlmarktatmosphäre 2. an einem stand mit lustigen hauben. ‚personen: anna, andra, joy, max, ich, christkindlstandbesitzer. wir stehen alle um die mützen herum und unterhalten uns. wir unterhalten uns auf deutsch. ich auch. ich spreche deutsch. ich zeige auf eine mütze hinter dem verkäufer und sage zu max: die, probier die mit den hérndln! max probiert die mit den hérndln. ich sage: scheiße ist das geil oida, ich muss ein bild von dir machen. ich nehme mein handy aus der tasche. der christkindlstandbesitzer fährt mir mit einer spendenpuppe ins gesicht und sagt: EXCUSE ME, if ju take a piktscha it costs won juro please. literaturlesungsatmosphäre. ‚personen: orhan, gianna, frau, die die literaturlesung veranstaltet. ich. wir kommen an. wir treten in den garten, er ist sehr schön. es gibt eine gefährliche katze, gleich wird sie auf giannas hund losspringen und von der situation ablenken. die literaturlesungsveranstaltungsfrau schüttelt mir die hand. ich sage: grüß gott, hallo. und sie sagt: ju are very welcome hear. 2. zwei zu null für hautton in ghana. hofatmosphäre. ‚personen: meine cousinen, mein nachbar. ich. meine cousinen spielen musik von ihrem hand). sie tanzen. ich sage: schön, ich hab früher auch viel getanzt. mein nachbar sagt: du? getanzt? ich dachte, weiße leute können nicht tanzen? hofatmosphäre 2. meine kleine cousine läuft aus dem haus. sie sagt: schau mal, schau mal, ich hab ein bild von dir und deinem papa gefunden. aufdem bild lehnt sich mein papa an einen türrahmen und neben ihm steht eine rothaarige weifse frau. 3. drei zu null fir hautton schulatmosphäre. im turnsaal. personen: schülerInnen, turnlehrerin, ich. ich tanze. ich tanze, weil ich gut tanzen kann. ich kann gut tanzen. ich nehme auch tanzunterricht. und akrobatikunterricht. jazz dance unterricht. und balettunterricht. mach ich gerne, liegt mir, ja. turnlehrerin: ja, da sieht man das, du hast halt den rhythmus im blut. wir spielen selten basketball. aber im abschießen bin ich ur gut. gut, dass es für völkerball noch keine klischees gibt. klassenzimmer. deutschunterricht. wir lesen ein buch. es kommt oft das wort neger kommentarlos in texten vor. ich versuche, sehr normal und neutral drein zu schauen, wenn das wort vorgelesen wird. straßenbahnatmosphäre. ‚personen: fremder mann, mama, ich, als kleinkind. meine mama steigt mit mir in die strafenbahn. wir setzen uns. der alte mann schaut auf mich. der alte mann schaut auf meine mama. er schmunzelt und sagt zu ihr: sie schlimme sie. pizzeriaatmosphiire. ich sitze mit meiner freundin in einer ecke. meiner blonden, grünblauäugigen freundin mit langen haaren. sie sagt: ich glaube, du bist etwas überempfindlich, was das angeht. political correctness und so. die leute meinen das ja nicht so. wenn ich in mexico oder in äthiopien oder sonst wo bin, dann nennen mich die leute auch gringo oder faranji. das ist ok. die meinen das ja nicht so. die kommen zu mir her und zwicken mich in meinen weißen arm. is ja nicht so tragisch. das darfst du nicht persönlich nehmen. ich sage: ja. aber wenn du nach hause kommst, dann zwickt dich niemand in den arm. dann bist du zuhause. und nicht nur, dass dir die leute auch glauben, dass du zuhause bist, nein, sie hinterfragen es auch nicht. du kannst eigentlich ungezwickt durch die ganze westliche welt reisen mit deinen blonden haaren und deinen augen, und egal ob du gerade in florida, finnland oder zuhause in österreich stehst: die meisten leute werden einfach denken, du bist von hier, und dich nicht zwicken. sofaatmosphäre. ‚personen: bayo. ich. bayo: in der schule, so ab 15, sind alle immer zu mir gekommen und haben gefragt, ob ich gras verkauf. ich hab kein gras verkauft. am anfang dacht ich sogar, die meinen gras wie von einem fußballfeld. dann hab ichs gecheckt. haben mich dauernd gefragt. so ein scheiß. irgendwann dacht ich mir, ok, gut, dann verkauf ichs halt. scheiß drauf. beim ausgehen im flex, als es noch cool war. ‚personen: typ mit gleichem hautton und alter wie ich. Juni 2017 51