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Die spanische Freimaurerei in Frankreich nach dem Krieg (1944-1952) Spanische Freimaurer hatten in den Reihen der Resistance gekämpft. Sie waren vor allem in der Nationalen Union der Spanier organisiert. An dieser Stelle sei an Cristino Garcia erinnert, der am 6. Juni 1944 in einem Bauernhof bei Aubenas die 9. Brigade der spanischen Guerilleros gründete und im Laufe des Krieges die Kapitulation eines deutschen Generals und seiner Einheiten entgegen nahm. Er gehörte zu jenen zwölf Republikanern, welche nach dem Krieg versuchten, das Franco-Regime zu stürzen. Dafür wurde er 1946 in Spanien hingerichtet. Arthur Groussier, chemaliger Präsident des GOdF”, agierte sehr vorsichtig, da er hoffte, die AMI nach dem Krieg neu beleben zu können. Er ließ am 19. Februar 1945 das Büro des Verwaltungsrates wissen, er sei nach wie vor gegen die Gründung nichtfranzösischer Großlogen in Frankreich. In der Zwischenzeit wurden die Spanier eingeladen, sich in einer Körperschaft zu organisieren, welche den provisorischen Titel „Die spanische Freimaurerei“ trug. Zu diesem Zeitpunkt wurde innerhalb des GOdF eine spanische Loge namens „Iberia“ gegründet. Sie umfasste an die 15 Mitglieder." 1946 wurde die Loge „Esperanza“ in Marseille vom GOdF aufgenommen, sie existierte jedoch schon seit 1938. 1947 wurde in Montauban ebenfalls eine im Untergrund gegründete Loge offiziell vom GOdF als Mitglied aufgenommen. Sie trug als Namen das Datum ihrer Gründung „27 novembre 1943“. Die Loge des GOdF in Montauban „La Parfaite Union“ war während des spanischen Bürgerkrieges schr aktiv und hatte ein Flüchtlingsheim unterhalten. Zentrale Persönlichkeit dieser Loge war Irénée Bonnafous (1865-1947), Geschäftsführer der regionalen Ausgabe der Tageszeitung La depeche und einer der Führer des links-liberalen Parti radical-socialiste. Er war 27 Jahre lang Stuhlmeister seiner Loge sowie eine Zeitlang Mitglied des Verwaltungsrates des GOdE Vom Präfekten war er zum Flüchtlingsreferenten ernannt worden. Mit Hilfe von Brüdern seiner Loge hatte er aus dem Sammellager Septfonds etlichen Internierten zur Flucht verholfen und ihnen Papiere und eine Unterkunft organisiert. Dieser beeindruckenden Tätigkeit hatte er seinen Spitznamen „El Padre“ zu verdanken.‘ Die Loge „27 novembre 1943“ wurde von 14 spanischen Brüdern aus der GLE und dem GOE gegründet. Allesamt waren sie in den Lagern Rivesaltes und Vernet interniert gewesen. Unter den Mitgliedern war auch Rodolphe Llopis, Vorsitzender der sozialistischen Arbeiterpartei Spaniens. Die Loge spaltete sich 1945. Jene Brüder, die blieben, waren eher Kommunisten und Anarchisten. Jene, die sich abspalteten, waren Sozialisten — sie gründeten die Loge „Franklin Roosevelt“ (in Anerkennung der Hilfe durch die amerikanischen Quäker) und schlossen sich der GLÄF an. In den nächsten Jahren gingen sich die Mitglieder der beiden Logen aus dem Weg. Die Loge „Toulouse“, gegründet am 30. Dezember 1944, wurde am 2. Mai 1948 Mitglied des GOdE Sie hatte 40 Mitglieder. Bruder Edouaro Reballo hatte das Ansuchen um Anerkennung und Aufnahme eingebracht.'’ Gegen die Aufnahme wurde jedoch von Gertsch und einigen Gründern der Loge „Iberia“ Einspruch erhoben. Die „Toulouse“ sollte bald 110 Mitglieder haben.'° Die Loge „Esperanza“ wurde 1951 eingeschläfert, die Loge „27 novembre 1943“ im Jahre 1952. Wegen der Sprachbarriere war das Rekrutierungsfeld zu klein. Die „spanische Familie der Freimaurerei im Exil“ innerhalb der GLdF hatte mehr Durchhaltevermégen, vielleicht wegen des schottischen Rituals oder der Existenz der spanischsprachigen Loge „Plus Ultra“. Die Familie bestand aus acht Logen: die „Exilio 681“ in Montpellier, die „Ambrosio Ristori 682“ in Bordeaux, die „Reconstruccion 687“ in Toulouse, die „Franklin Roosevelt 688“ in Montauban, die „Continuitad 689“ in Oran, die „Llibertad 690“ und die „Republica Espanola 691“ in Perpignan, die „Espana 692“ in Paris. Sie schlossen sich der „Plus Ultra“ an. Eine „agrupacion de Logias Espanolas“ (Gruppierung der spanischen Logen) der GLdF wurde 1946 gegründet, mit dem Ziel notleidende Flüchtlinge zu unterstützen und für die in Spanien gebliebenen Freimaurer zu kämpfen sowie eines Tages die Freimaurerei in der Heimat wieder zurück zu bringen. Die „agrupacion“ war mangels neuer Mitglieder und der hoffnungslosen Lage in Spanien recht kurzlebig. 1947 erhielten die spanischen Logen jedoch von der GLdF das Privileg, weniger Mitgliedsbeiträge zahlen zu müssen. Die Loge „Exilio 681“ wurde im Februar 1945 von sieben Freimaurern gegründet. Stuhlmeister war Antoine Serraz, weitere Mitglieder Vincent Ferreres, Joseph Ballester Gozalvo, Ventura Martirian, Baudillo Deu Priu, Ange Sampere und Pierre Cama. Die Anfänge waren vielversprechend, denn 1946 zählte die Loge 37 Mitglieder. Doch ab den 1950er-Jahren war die Mitgliederzahl rückläufig und im Juli 1967 zählte die Loge nur noch neun Brüder. Die zweite Loge mit einer Matrikelnummer der GLdF war die „Ambrosio Ristori 682“. 17 Freimaurer gründeten sie. Bald schlossen sich ihnen 13 weitere an. Die Loge verschrieb sich der Aufgabe den Faschismus zu besiegen, die maurerischen Ideale unter den Flüchtlingen zu verbreiten und eine zentrale Organisation für die spanischen Freimaurer zu schaffen. Sie wurde von Schwester Celia, der Ehefrau von Ambrosio Ristori, unterstützt, die eine Spendensammlung für die „cartes rouges“, die Inhaber der „roten Karten“ (ehemalige Deportierte und Inhaftierte aus der Region von Bordeaux), organisierte. Es wurden Baustücke, also Vorträge darüber gehalten, wie die Zukunft der Freimaurerei in Spanien ausschen könne, sollte es keine Republik mehr geben, und wie den Brüdern in der Heimat zu helfen sei. Die Loge plante einen Appell an die französischen Parlamentarier, sich für die 98 in Spanien zum Tode verurteilten „Patrioten“, darunter 15 Freimaurer, einzusetzen. 1949 hatte die Loge noch 38 Mitglieder, von denen jedoch einige in Angouléme lebten und dort das Kränzchen „Paz“ gründeten. Mangels neuer Aufnahmen oder Afhiliationen sarnık die Zahl der Mitglieder rasant, vor allem nachdem ca. 20 Brüder nach Lateinamerika ausgewandert waren. 1951 zählte die Loge nur noch zwölf Mitglieder. 1949 unterhielt die Loge „Ambrosio Ristori“ nach wie vor Kontakte zu Brüdern in Spanien. Freimaurer wurden dort immer noch verfolgt — die Mindeststrafe für die Mitgliedschaft betrug zwölf Jahre Haft (bzw. Hausarrest). Bei Hausarrest hatte man nicht das Recht, etwas außerhalb der vier Wände zu unternehmen, außer sich regelmäßig bei der Polizei zu melden. In der Loge herrschte Aufruhr, als Bruder Fernando Ramos, inzwischen in den Bundesrat der GLdF gewählt, sich entschloss zurück zu kehren. Der Stuhlmeister Emmanuel de los Reyes Rodriguez erinnerte in diesem Zusammenhang an das Schicksal der Rückkehrer: Zuerst lässt man Oktober 2017 39