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Zum Editorial von ZW Nr. 1-2/2017, S. 4: Lieber Konstantin, bei deinem Editorial in der letzten ZW hast du dich übertroffen und neben der „Herausforderungs“-Phrase die „Werte“-Phrase bloßgestellt, respektive als Phrase entlarvt. Es geht in der Tat nicht um Werte. Da ist jeder wirklich völlig frei; wenn man so will religionsfrei; auch der Hindu darf an das Ideal der Sati glauben. Er darf nur seine verwitwete, aber noch lebende Mutter nicht wirklich zusammen mit dem verstorbenen Vater einäschern. Man muss die inländische Rechtsordnung annehmen, ihr die „Grundnorm voraussetzen“ und da ist, was den Frömmlern aller Länder und Observanzen ins Gesicht zu sagen ist, kein Platz für eine irrige Position, wonach es über dem staatlichen Recht noch ein göttliches gäbe. Es gab und gibt nie über dem staatlichen Recht ein anderes. Was viele als „göttliches Recht“ bezeichnen, ist bei näherer Betrachtung seiner historischen Genese und Wirksamkeit regelmäßig durch und durch weltlich, was auch Frömmler erkennen, wenn es ihnen ein paar hundert Jahre später peinlich wird. Der Text des vermeintlich göttlichen Rechts ist nur aus einer anderen Periode und in einem anderen Verfahren entstanden, mit spirituellen Elementen gemischt, sodass man das ganze Textkorpus als ein Aliud gegenüber rezenten Rechtstexten ansieht. „Religiöses Recht“ gilt dann, weil es das staatliche zu manchen Zeiten und in bestimmtem Umfang inkorporiert. Aber nicht weil es - umgekehrt — das staatliche Autobiographik von Exil, Recht in Geltung setzt. Glaubt man auch an die göttliche Schöpfung der Welt, folgt daraus noch keineswegs die Notwendigkeit, ein vermeintlich göttliches Recht anzuerkennen. Und die Forderung, österreichisches Recht in toto zu akzeptieren, ist eine billige Forderung, die man von jedem Touristen, der nur ein paar Tage in Schönbrunn herumrennt, mit Selbstverständlichkeit erwartet. Sogar an unterschiedlichste Gemeinderechte im Straßenverkehr müssen sich Europäer in verschiedenen Städten halten und die Vereinigten Arabischen Emirate geben einen Code of Conduct für Ausländer heraus, damit sie ihr Verhalten, auch hinsichtlich der Kleidung, den Landessitten anpassen. Danke! Andreas Mirecki, Wien, 12. Juli 2017 Zum Jahrbuch 14 „Rote Tränen“: Sehr geehrter Herr Kaiser, Ihnen und Ihren MitarbeiterInnen gebührt ein besonders großer Dank. Sie haben sich mit Geduld und Wissen einem 'Ihema gewidmet, das unbedingt der Aufmerksamkeit bedarf — nämlich der brutalen Verfolgung der Arbeiterkultur, welche sowohl von der Dollfuss- und Schuschnigg-Regierung, als auch von den Nationalsozialisten nach dem „Anschluß“ durchgeführt wurde. Die Kompetenz und Energie, mit denen sich Sie und Ihre Mitarbeiter einsetzen, verleiht dem Buch einen dauernden Wert. Nochmals vielen Dank und Grüße Institut für Neuzeit- und Zeitgeschichtsforschung (INZ), Hollandstraße 11-13, 1. Stock, 1020 Wien; Veranstalter: INZ der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), Theodor Kramer Gesellschaft und Haus der Geschichte Österreich Österreichische Geschichte, Kultur und Literatur ohne die Geschichte des Exils zu denken ist unmöglich, denn bis heute wirken die Brüche, die Flucht und Vertreibung mit sich brachten, sowohl in den individuellen Biographien als auch im kollektiven Gedächtnis nach. Die Tagung lenkt den Blick hin zu den „paper trails“, den autobiographischen Texten jener Menschen, die sich in ihrem Schreiben mit jenem Land auseinandersetzen, in dem sie die 78 ZWISCHENWELT Jahre der Kindheit, die Machtergreifung der Nationalsozialisten, Ausgrenzung und Ausschluss aus dem öffentlichen Leben sowie Flucht, Vertreibung oder Deportation erleben mussten. Nicht zuletzt soll diese Konferenz darauf aufmerksam machen, dass die Schicksale bekannter exilierter SchriftstellerInnen und Intellektueller untrennbar verbunden sind mit den Geschichten jener, die noch erzählt werden müssen. Im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Vorträge stehen Fragen nach innovativen Forschungsperspektiven in der Exil- und Autobiographieforschung. Neben Vorträgen renommierter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Europa, Israel und den USA kommen die Erinnerungen und autobiographischen Erzählungen der Überlebenden selbst zu Wort. Frederick G. Schab, Woodstock (NY), 7. Juli 2017 Dank für die „Roten Tränen“. Großartig! Mir fällt auf, daß ich kaum einen der erwähnten Namen kenne. Döbling - eine Insel im Sturm. Nur — wo blieb diese ganze großartige Arbeiterbewegung anno 1938? Da standen wir auf einmal allein. Das kann ich nicht vergessen. Georges Troller, Paris, Juli 2017 Berichtigung Zu „Die erste Biographie Gertrude Urzidils“ in ZW Nr. 1-2/2017, S. 95: In Evelyn Adunkas Besprechung des Buches von Christiana Puschak und Jiirgen Kramer haben sich kleine Unstimmigkeiten eingeschlichen. Nicht Gertrude Thieberger, sondern Grete Straschnov wurde in Nachfolge Nelly Thiebergers, der alteren Schwester Gertrudes, 1918 Präsidentin des Prager Klubs jiidischer Frauen und Madchen; Gertrude wurde in Anerkennung ihrer Leistungen in den Ausschuss des Klubs gewählt (S. 64). Gertrude Urzidils Mutter Sophie floh 1939 nicht aus Prag, sie starb dort 1942 (S. 109). Johannes Urzidil arbeitete nicht von 1918 an, sondern erst ab Dezember 1921 als Pressebeirat der Deutschen Gesandtschaft in Prag; 1918-21 war er für die Botschaft als Übersetzer tätig (S. 71). Rahmenprogramm Donnerstag, 23.11.2017, 19:00 Albert Lichtblau im Roundtable-Gesprach mit Zeitzeuginnen dariiber sprechen, wie Exil und Lagererfahrung in der Familie über Generationen fortwirken. Es sprechen: Dvori Barzilai (Wien/Tel Aviv), Maria Elena Galidescu (Wien) und Sonja Alfons Moseley (Oregon). Freitag, 24.11.2017, 17:45 In dem Filmvortrag ,,From Novosielitza to New York City. Creating Films with Survivor Diaries, Letters, Interviews/Von Novosielitza nach New York - Wie aus Tagebucheintragungen, Briefen und Interviews ein Film entsteht“ präsentiert Melissa Hacker Ausschnitte aus ihren dokumentarischen Filmen, in denen sie sich mit ihrer eigenen Familiengeschichte auseinandersetzt.