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Anna Benedek Europäischer Tag der jüdischen Kultur Am 3. September 2017 fand zum 18. Mal der Europäischen Tag der jüdischen Kultur statt. Im Burgenland wurde der Tag zum 4. Mal von Dr. Gert Tschégl, Mitarbeiter der Burgenlandischen Forschungsgesellschaft, organisiert. Mehrere lokale Kooperationspartner veranstalteten Vorträge, Rundgänge oder andere Events, um der Bevölkerung die Geschichte der Juden aus dem Burgenland näher zu bringen und Bewusstsein für die. Vergangenheit zu schaffen - dieses Jahr in Deutschkreutz, Kobersdorf, Eisenstadt, Kittsee, Frauenkirchen Mattersburg, Rechnitz, Stadtschlaining und Oberwart. In Deutschkreutz präsentierte die Sopranistin Lisa Rombach Lieder von Komponisten jüdischer Herkunft. Begleitet wurde sie von Alejandro Picö-Leonis am Klavier: Werke des Deutschkreutzer Komponisten Carl Goldmark, von Alexander v. Zemlinsky, Viktor Ullmann und Erich Zeisl. Michael Schreiber hielt eine Einführung zur Geschichte der jüdischen Gemeinde. In Kobersdorf wurde das „Mahnmal für die im Jahr 1938 vertriebenen jüdischen Bewohner von Kobersdorf“ feierlich eröffnet. Unter den 100-120 TeilnehmerInnen war auch der ehemalige OIAG-Vorstandsvorsitzende (1978-86) Oskar Griinwald, dessen Familie aus Kobersdorf stammt; Söhne von Prof. Ernst Fuchs, welcher das Mahnmal entworfen hatte und der Generalsekretär der Wiener Kultusgemeinde Raimund Fastenbauer. Festredner waren Landesrat Norbert Darabos, Biirgermeister Klaus Schiitz, Vizebiirgermeisterin Martina Pauer und der Initiator des Mahnmals Erwin Hausensteiner. Umrahmt wurde der Festakt mit einer Lesung aus dem Buch „Die ehemalige jiidische Gemeinde Kobersdorf“ durch zwei SchülerInnen der NMS Kobersdorf. In Eisenstadt hielt Univ.-Ass. Mag. Dr. Christopher Meiller in der Wolf’schen Privatsynagoge im Wertheimerhaus einen Vortrag mit dem Titel „Iora Total — Was die Schriftrolle zum Mittelpunkt der Synagoge macht“. In Kittsee sprach OSR Irmgard Jurkovich über Diaspora — Fremde und Heimat. Anschließend führte sie durch das jüdische Kittsee mit einführender Lesung aus „Ihe Gentle Butcher of Hongkew“- die Überlebensgeschichte der Kittseer jüdischen Familie Singer Samuel, verfasst vom Sohn Marcel Singer (1921 — 2009). In Frauenkirchen traf man sich bei der Gedenkstätte „Garten der Erinnerung“. Dr. Herbert Brettl von „erinnern.at“ sprach über die jüdische Bevölkerung Frauenkirchens in der Diaspora nach 1945 und leitete einen Rundgang zum jüdischen Friedhof. In Mattersburg führten Johann Gallis und die Verfasserin dieses Berichts vom Verein „Wir erinnern — Begegnung mit dem jüdischen Mattersburg“ einen Rundgang durch das ehemalige jüdische Viertel bis zum jüdischen Friedhof. Anschließend wurde im 70er Haus der Geschichten im Berczeller-Ausstellungsraum über das Leben und Wirken Dr. Richard Berczellers aus Mattersburg als Arzt, Sozialist und Schriftsteller erzählt. Es entspann sich eine interessante politische Diskussion. Am 5. November 2017 wird im Rahmen eines Festaktes die von KR Michael Feyer (Obmann des Vereins „wir erinnern — Begegnung mit dem jüdischen Mattersburg“) entworfene Gedenkstätte eröffnet. Bundespräsident Dr. Alexander Van der Bellen wird eine Festrede halten. Beginn 11 Uhr, Brunnenplatz, ehemals Standort der Synagoge. In Stadtschlaining hielt Mag.” Kathrin Ruth Lauppert-Scholz vom Verein Tacheles Steiermark einen Vortrag über das Jüdische Leben einst und jetzt in Südostösterreich. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der Bibliothek des Österreichischen Studienzentrums für Frieden und Konfliktforschung (ÖSFK) und CONCENTRUM statt. In Rechnitz führten Mag.‘ Eva Schwarzmayer und Dr.in Christine Teuschler vom Verein R.E.EU.G.LU.S durch den Erinnerungsweg mit zehn Schautafeln über das einstige jüdische Leben in Rechnitz. Am 23. September 2017 fand in Oberwart die Iheaterpremiere von „Ein einziges Leben“ statt. Das von Katrin Hammel inszenierte und entwickelte semi-dokumentarische Theaterstück basiert auf Interviews, die die Burgenländische Forschungsgesellschaft mit Jüdinnen und Juden seit 2001 durchführte. (Weitere Vorstellungen: 28./29./ 30. September, jeweils 20:00 Uhr; Matinee. Sonntag 1. Oktober, 11:00 Uhr. Anfragen und Kartenvorverkauf: Offenes Haus Oberwart, Tel 03352 38555, info@oho.at). Das Interesse an der Geschichte und Kultur sowie die Auseinandersetzung mit dem Schicksal der Juden haben sich im Burgenland in den letzten Jahren stark entwickelt. Aktivitäten der Vereine und diverser Initiativen gewinnen von Jahr zu Jahr an Umfang und Qualität, die Errichtung von Gedenkstätten, die Pflege von erhaltenen Gebäuden und Friedhöfen ist dem Land und seiner Bevölkerung zum Anliegen geworden. Es geht nicht immer reibungslos und Dezember 2017 67