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5 11896" ‘DEPORTIERT 194 VON DRANCY. : NACH AUSCHWITZ REISEL. ROSA 5 meteor EISENBERGER 1939 FLUCHT | ZE NACH ey AM 28.11.1941 NACH MINSK DEPORTIERT NEURON 19.3.1910 5.2.1913 IM HOLOCAUST ERMORDET 1939 FLUCHT 1939 FLUCHT j NACH ITALIEN x NACH ITALIEN DEPORTIERT ~ AM19.2.1941— NACH KIELCE VON DEN NAZIS. ERMORDET LEUCHTER 9.12.1895 "DEPORTIERT 1942 3 > VON DRANCY 7 NACH AUSCHWITZEE Eine der Sühnepflichten der Nationalsozialisten bestand darin, ihre Wohnungen abzugeben und in von der Gemeinde angebotene Wohnungen zu ziehen.!° Die abgegebenen Wohnungen sollten „Kriegsopfern und Opfern der nationalsozialistischen Unterdrückung“ zur Verfügung gestellt werden.'” Dazu mussten die betreffenden Opfer gemäß dem Wohnungsanforderungsgesetz, das schon am 22. August 1945 in Kraft getreten und mehrfach novelliert worden war, um eine Wohnung oder einen Geschäftsraum ansuchen. Fast alle Mieter meiner Beispiele, die in die Wohnungen der ehemals jüdischen Bewohner gezogen sind, zogen im November 1947 aus der Taborstraße aus, nur Johann Nowak vermutlich erst 1950, die deutsche Familie Fröhlich 1946, ebenso Raimund Strobl. Wobei im Fall des Hauses Taborstraße 21A zu beachten ist, dass es sich hier um einen Spezialfall handelt, da es eines der Häuser in der sowjetischen Zone war, die von den Sowjets beschlagnahmt worden sind. Aus der Tatsache, dass die meisten MieterInnen im November 1947 auszogen, schließe ich, dass die Beschlagnahme zu diesem Zeitpunkt stattgefunden hat, was sich allerdings leider nicht belegen lässt, da kein Akt darüber auffindbar ist, wenngleich das Nationalsozialistengesetz, das die oben erwähnte Verordnung über die Sühneabgabe enthält, bereits im April 1947 in Kraft getreten war. Da jedoch sowjetische Offiziere in das Haus einzogen, wie ältere Mieter des Hauses erzählen, waren das Wohnungsanforderungsgesetz und somit die Sühneabgabe offenbar nicht wirksam. Die deutsche Familie Fröhlich zog schon am 26. Jänner 1946 aus. Nachdem sie von Jänner bis Dezember verschiedene Wohnsitze in Wien gehabt hatte, zog sie am 2. Dezember 1946 ins „Deutsche Reich“. Raimund Strobl zog nach der Rückkehr aus dem Internierungslager zu seiner Frau, die inzwischen nach Wien XVLL, Edelhofgasse 12/11 gezogen war, wo er auch bald darauf festgenommen wurde. Hermine Strobl hat in der Strafsache ihres Mannes am 20. August 1947 Folgendes ausgesagt: Im April 1945 verließ ich Wien und ging krankheitshalber nach Ob. Österreich. Als ich im Juni 1945 zurückkehrte, war ein Angeh. der kommunist. Partei in meiner Wohnung, die vollständig ausgerdumt war.'® Bei dieser Person handelte es sich laut Polizeibericht vom 13. April 1947 um Grete Frank, die ich allerdings nicht im Melderegister finden konnte. Karl Schützenhofer wurde in die Schüttelstraße 27/11 „als Untermieter eingewiesen“, wobei die Tochter Elisabeth mit den Eltern mitzog und 1949 Alfred Dörfler heiratete. Anton Plappart zog in die Leopoldgasse, Schidler in die Radeckgasse, die Familie Nowak in die Franzensbrückengasse und Josef Benda und Julius Schimack in das Haus gegenüber, Taborstraße 24A. Wie schon erwähnt, erzählen die älteren Mieter, dass die freien Wohnungen sowjetischen Offizieren zur Verfügung gestellt wurden, wie ich vermute von 1947 bis 1950. Ein Mieter erzählt, dass er mit seiner Familie in Jugoslawien überlebt und nach dem Krieg nach seiner Rückkehr eine Wohnung in der Taborstraße 24A bekommen hat. Es sei eine schr schöne und sogar größere Wohnung gewesen. Das Haus 24A ist ein bürgerliches Haus mit großen Wohnungen der Kategorie A. Also bekamen auch Benda und Schimak gute Wohnungen, während Schützenhofer mit seiner Familie in Untermiete ziehen musste, was ich auf seine NSDAP-Mitgliedschaft zurückführe. Nur die Hausbesorgerin Josefine Puttinger konnte im Haus Taborstraße 21A bleiben. Ihr Mietvertrag wurde von der sowjetischen Hausverwaltung am 18. Dezember 1947 als Hauptmiete erneuert. Das Haus Taborstraße 24A war ebenfalls in sowjetischen Händen, und zwar in jenen der DDSG, die die Sowjets am 2. Februar 1946 übernommen hatten.'” Erkennbar ist dies aus dem dreieckigen Stempel unter dem Vermerk „Hausbesitzer“ in Kyrillizaaufden Meldezetteln von Benda und Schimak: AOI - Schimak: IIynaickoe napoxojHoe oOmectBo (JIJICT), in der Mitte: AXO. Übersetzt heißt das: Donaudampfschifffahrtsgesellschaft, in Klammern DDSG. Was AXO bedeutet, konnte ich nicht herausfinden. Die Familie Nowak musste wegen der Beschlagnahme der Sowjets 1947 ausziehen, klagte sich allerdings ungefähr 1958 wieder in die Taborstraße 21A ein. Ernst Nowak erzählt, dass er mit Karl Benda, dem Sohn von Josef Benda, befreundet war, der ebenfalls 1956 wieder in der Taborstraße 21A wohnte. Zwischen der Familie Benda und den sowjetischen Offizieren habe es gute Kontakte gegeben, weil die Bendas Russisch konnten. Karls Großmutter habe für die sowjetischen Offiziere gekocht und das Essen hinübergetragen. Ab 1950 zogen Holocaustopfer und/oder Kommunisten in die Taborstraße 21A ein, woraus ich folgere, dass 1950 sowjetische Truppen abgezogen wurden und die Offiziere, die in dem Haus wohnten, in ihre Heimat zurückkehrten. Wilhelmine Apfelbaum, die nach England emigriert war, ist das erste Mal nach dem Krieg 1947 wieder gemeldet, aber nicht in der Taborstraße. Nach mehreren Wohnungswechseln zog sie 1950 wieder in die alte Wohnung in der Taborstraße, in der sie vor der Emigration mit ihren Eltern gelebt hatte. Es ist anzunehmen, dass in dieser Wohnung bis 1950 sowjetische Offiziere gewohnt haben. Georg Schwarz zogam 15. Dezember 1951 in die Taborstraße 21A. Er war 1938 nach Palästina geflüchtet, wo er sich der britischen Armee angeschlossen hatte, um gegen Hitler zu kämpfen. Er war in Ägypten, Libyen (Tobruk), später in Italien stationiert, danach wurde er nach Wien verlegt, rüstete nach Ende des Krieges Juni 2018 9