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Group war eine von Peter Bergson, dem Pseudonym von Hillel Kook, geleitete Gruppe von zionistisch-revisionistischen Aktivisten, die sich für Rettungsaktionen für die Juden Europas und eine jüdische Armee einsetzten). Hirschmann plante im Auftrag dieses Komitees in die Türkei zu reisen. Nachdem aber im Jänner 1944 endlich von der US-Regierung auf Druck des Finanzministers Henry Morgenthau jr. die offizielle Rettungsorganisation War Refugee Board, geleitet von John Pehle, gegriindet worden war, wurde Hirschmann als deren Sonderbeauftragter im Februar 1944 an die US-Botschaft in Ankara entsandt. Er half dort die Flucht von rund 7.000 verfolgten Juden aus Ungarn, Rumänien, und Bulgarien über die Türkei nach Palästina zu organisieren. Im Marz erreichte er in einer Vorsprache bei Alexander Cretzianu, dem rumänischen Botschafter in der Türkei, dem er politisches Asyl in den USA versprach, die Freilassung von 48.000 Juden aus Transnistrien. Im Sommer 1944 verhandelte er auch mit dem apostolischen Nuntius Angelo Roncalli, dem späteren Papst Johannes XXIH., der tausende Taufscheine für versteckte ungarische Juden zur Verfügung stellte." Im Mai 1946 reiste Hirschmann im Auftrag der UNRRA (United Nations Relief and Rehabilitation Administration) erneut nach Europa um die Lebensbedingungen in den DP-Lagern zu inspizieren. Er ,,visited most of the DP camps from the border of Austria to the northern limits of Germany...“, und intervenierte bei General Lucius Clay für eine bessere Behandlung der DPs.' 1961 reiste Hirschmann nach Israel, um für die amerikanische Zeitschrift Zook über den Eichmann Prozeß zu berichten.'‘ Seine Tätigkeit als Musikmäzen setzte er fort, indem er die beiden New Yorker Radiostationen FM and W2XMT kaufte, aus denen der Sender WABF entstand.'” Hirschmann war mit Arturo Toscanini befreundet, den er noch von den Salzburger Festspielen kannte. Im Dezember 1945 sprach er sich in einem Leserbrief an die New York Times gegen die Rehabilitierung des Dirigenten Wilhelm Furtwängler aus. Bereits 1936 hatte Hirschmann gegen die Berufung Furtwänglers zum Nachfolger des New York Philharmonic Orchestra als Nachfolger Toscaninis, zu der es dann nicht kam, protestiert und ein AntiFurtwängler-Komitee gegründet. '® Hirschmanns Nachlass in der New York Public Library enthält ausschließlich Dokumente und Korrespondenzen über sein kulturelles und musikalisches Engagement. Anmerkungen Ira Hirschmann veröffentlichte die Bücher: Life Line to a Promised Land (1946) The Embers still Burn. An Eye-Witness View of the Postwar Ferment in Europe and the Middle East and our Disastrous Get-Soft-With-Germany Policy (1949) Caution to the Winds (1962) Red Star Over Bethlehem. The Soviet Influence in the Middle East (1971) Questions and Answers about Arabs and Jews (1977) ‘The Awakening: The Story of the Jewish National Fund (1981) Obligato. Untold Tales from a Life with Music (1994) 1 Ira Hirschmann 1962, S. 3, 6. 2 Nachruf in der New York Times, 10.10.1989. Klappentext von Ira Hirschmann 1994. 3 Ira Hirschmann 1962, S. 44. 4 Paid notice in der New York Times, 22.5.1955. 5 Nachruf in der New York Times, 10.10.1989. 14 ZWISCHENWELT 6 Pierre van Paassen, James Waterman Wise: Nazism. New York 1934, S. 95, 107. 7 Nachruf in der New York Times, 10.10.1989. 8 Biographical/Historical Information: Ira Arthur Hirschmann Papers, New York Public Library. — Ira Hirschmann 1962, S. 119. — Joseph Horowitz: Understanding Toscanini. New York 1987, S. 147. 9 Ira Hirschmann 1994, S. 64f. 10 Ira Hirschmann 1962, S. 101. Henry L. Feingold: The Politics of Rescue. The Roosevelt Administration and the Holocaust 1938-1945. New Brunswick, New Jersey 1970, S. 33. 11 Ira Hirschmann 1962, S. 104-106. 12 Ebd., S. 106. Vgl. Gerlinde Illich: Karl Weigl — Leben uns Werk. In: Elena Fitzthum, Primavera Gruber (Hg.): Give them Music. Musiktherapie im Exil am Beispiel von Vally Weigl. Wien 2003, S. 86. 13 Ira Hirschmann 1962, S. 107. 14 Henry L. Feingold wie Anm. 10, S. 256, — Nora Levin: The Holocaust. New York 1968, S. 658f. — Monty Noam Penkower: The Jews were Expendable. Free World Diplomacy and the Holocaust. Detroit 1988, S. 163-174, — David S. Wyman: Das unerwiinschte Volk. Amerika und die Vernichtung der europäischen Juden. Frankfurt am Main 1989, S. 241-248. — Enzyklopädie des Holocaust, hg. von Eberhard Jäckel, Peter Longerich, Julius H. Schoeps. Berlin 1993, Band I, S. 613f. — Shoah Resource Center, Eintrag Ira Hirschmann auf www.yadvashem.org. 15 Ira Hirschmann 1962, S. 202-206. 16 Ira Hirschmann 1994, S. 76. 17 Ira Hirschmann 1962, S. 117. 18 Joseph Horowitz, wie Anm. 8, S. 147, - Humphrey Burton: Menuhin. Die Biografie. München 2004, S. 250, 493. — Vgl. zu dem Konflikt ToscaniniFurtwängler auch Paul Stefans Roman „Das war der letzte Sommer“ (Wien: Luckmann 1946), 2017 wieder aufgelegt im Löcker Verlag, Wien, hg. und mit einem Nachwort versehen von Robert Streibel. Verstreutes Gedankenspiel. — Die anerkennende Duldung des Irrationalen als einem in der Kultur der Anderen Vorgegebenen etabliert umgekehrt ein rationales Teilsystem, das vor allem durch seine nun zu verteidigenden Grenzen bestimmt ist. In diesem Teilystem geht es darum, die Kontrolle zu behalten und die Dinge verwalten zu können. Im Grunde existierte dieses Teilsytem schon zuvor, vor der befremdenden Begegnung mit dem Neu-Irrationalen, denn es schmiegte sich längst vertrauensvoll an das Alt-Irrationale, dem es in resignativer Hörigkeit sozialtechnologisch räsonnierend gegenüberstand. Beispiel gefällig? Große Aufregung verursachte in Österreich die Honorierung eines „Bewusstseinforschers“ für die „Verlegung eines Schutzringes, der verhindert, dass negative Energien des Umfelds Einfluss auf das Haus und die Menschen nehmen“. Das in Bau befindliche neue Krankenhaus Nord verteuerte sich dadurch um 95.000 Euro. Dazu erreicht die Menschheit die folgende Botschaft eines sozialdemokratischen „Experten für Telekommunikationspolitik“: Also, auch wenn ich mich jetzt unbeliebt mache und alle über mich herfallen werden: ich bin ja wahrlich kein Freund von EsoterikQuatsch, und wenn jemand glaubt, ich habe die leisesten Zweifel daran, dass es Unsinn ist, kennt er mich schlecht. Aber dieses Krankenhaus-Bashing find ich jetzt auch übertrieben. Ich meine, in dem Krankenhaus sollen 1000e PatientInnen liegen. Und wenn es dazu führt, dass sich 5-10% besser aufgehoben fühlen, wenn sie im Prospekt lesen, dass dort jemand einen Energiering harmonisiert hat, dann denke ich, vielleicht hilft es ein paar Tage Aufenthalt zu sparen. Nicht weil die Mafnahme wirkt, sondern einige PatientInnen einfach daran glauben wollen. Ist natürlich im Falle eines Falles satirisch gemeint gewesen.