OCR
RE» Hr Carry Hauser: Selbstporträt, 1941. Bleistift/Papier, 32,6 x 24,2 cm der Allgemeinen Abteilung unter der Leitung von Alfred Roller eine grundlegende künstlerische Ausbildung, die von einem ausgedehnten praktischen Werkstattunterricht in unterschiedlichsten Techniken geprägt ist. Zudem besucht er den Abendakt bei Oskar Kokoschka, die Klasse für Aktstudium bei Anton von Kenner, die Ornamentale Formenlehre bei Franz Cizek und Kurse für Schrift und Heraldik bei Rudolf von Larisch. Die frühen Arbeiten von Hauser stehen in ihrer Hächenhaften Gesamtwirkung und dem ornamentalen Charakter den Künstlern der Wiener Werkstätte und der Secession nahe. Gleichzeitig lassen sich erzählerische und humoristische Elemente beobachten, die über eine rein dekorative Darstellung hinausgehen. Am 2. November 1914 erfolgt sein frühzeitiger Austritt aus der Kunstgewerbeschule bei Ablegung sämtlicher Prüfungen und am 10. November 1914 tritt er als Freiwilliger in die Armee beim Deutschmeisterregiment als k. k. Deutschmeister ein. Nach Ausbildungzum Offizier der Reserve wird er zum Ersten Infanterieregiment nach Österreich-Schlesien transferiert, wo er seinen Kriegsdienst im heutigen Polen, in der Ukraine und der heutigen Tschechischen Republik verrichtet. Die Auseinandersetzung mit dem Leid und der eigenen Körperlichkeit eröffnen dem jungen Künstler in den Kriegsjahren eine neue Motivwelt. Hauser zeichnet junge Männer und Soldaten abseits jeglicher heldenhafter Vorstellungen. In ihren Uniformen bei gemeinsamen Aufmärschen aber auch entblößt, ihrer Kleidung und ihrer Waffen beraubt, verwundet und so auf ihre reine Existenz zurückgeworfen. Daneben schreibt und zeichnet er Feldpostkarten zu unterschiedlichen Anlässen wie Weihnachten oder Neujahr, die er an seinen Bruder oder seine EItern schickt. Gegen Ende des Krieges hält er sich in Czernowitz auf und arbeitet an Bildern für die Regimentsausstellung in Troppau. 30 ZWISCHENWELT An der Front liest Carry Hauser die Fackel von Karl Kraus, wo in einigen Nummern auch Teile seines Weltkriegsdramas „Die letzten Tage der Menschheit“ publiziert werden. Die darin zum Ausdruck gebrachte Ablehnung des Krieges und der Kontakt zu intellektuellen, pazifistischen Kreisen lassen ihn die Sinnlosigkeit des Krieges erkennen. Auch der Verlust und die Trauer um seinen Bruder Heinz, der 1917 in russischer Kriegsgefangenschaft stirbt, bekräftigen ihn in seiner Abscheu dem Krieg gegenüber. Ernüchtert und zum Pazifisten geläutert schreibt er: All das Schlechte, was ich im Felde und bei Militär durchgemacht, erscheint mir als leichte Strafe. War ich irrsinnig? ..., dass dieses Phrasengewiisch mich so stark betören konnte ... wie hirnlos und gemiitlos blöd war ich, weil ich der Bestie „Vaterland“ und seinen Henkersknechten meinen guten Glauben entgegengebracht ... Seine pazifistische Überzeugung teilt er mit dem Dramatiker Franz Theodor Csokor, den er 1918 im Zuge der Regimentsausstellung in Troppau kennenlernt. Nach Kriegsende wieder in Wien, festigt sich der Kontakt zu Csokor und Hauser entwirft in den kommenden Jahren mehrere Bühnen- und Kostümbilder für ihn. Csokor schreibt über die Malerei von Carry Hauser und bleibt ihm ein Leben lang freundschaftlich verbunden. Ein zweiter wichtiger Kontakt entsteht im März 1919 in Wien, als Hauser dem Kunsthistoriker, Kunstkritiker und Sammler Arthur Roessler begegnet. Roessler gilt als früher Förderer von Egon Schiele und ist als Leiter der Galerie Miethke und Mitarbeiter der Galerie Pisko eine einflussreiche Persönlichkeit der Wiener Kunstszene. Im Mai 1919 schließt er mit ihm einen Exklusivvertrag mit Vorverkaufsrecht ab, im Oktober 1919 findet die erste Personale von Carry Hauser im Haus der Jungen Künstlerschaft in den Räumen der = Han Carry Hauser: Trude Herzog-Hauser, 1923. Kohle/Papier, 39,5 x 28,4 cm