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Der Fensterwühler Mein Ich findet sich vor an die Mauer gesegelt, an ihr abgestürzt. ins Lichtlose, das sich speist vom Abwasser derer, die im Totsein ihren Liebeskranz aufbrechen. Blutfetzen, an mir abgesschmirgelt: Die Kleider des abgefallenen Gestern, das von sich weiss, wo es Friedhöfe umpflügen kann: in Nutzlosigen. Zu Lichtlosen im Schatten eines Eichhornlautes? Zerstäubtes Vergessen am Ausgang des irdenen Daseins: Ton zu Ion, Krug zu Krug, Ton zu Krug, Krug zu Ion. Es bleibt nicht, was nicht bleiben darf. Das Gezeichnete trägt seinen Totenschild auf der Stirn, Seit der erste Zeitstrahl auf sie fiel: Abgehäutete Herbstblätter des Vergessens in der schrilllauten Urne des vernichteten Schweigens. Kind Bilder zerfetzen unsere Augen, Nägel, in die gebluteten Augen getrieben, schreien rostig auf, blutende Schreie verlieren sich ungehört im Zuckergeröll der Sterbenden, ihr Blut überströmt unsere ausgefrästen Worte. Ein Kriegsbild lässt alle Gedichte zerbersten, es hat die verseuchten Reime ausgelaugt, Asche in Not. Die Meergetöteten weigern sich, in unseren Gedichten zu ankern, erborgen sich keine Lebensstatt in ihnen, schleudern sich uns ins Gesicht. Das Leben ist kein Ufer für Geborene, keine Welt für Fleischgewordene, nes pour ne pas vivre. Verfluche den Gott, den Errichter von Kreuzen, der ein Kind im Tod versenkt. Er hat - am Kreuz - nie seine Abgründe ausgelitten. Fluchtgeborenen und Fluchtgetöteten hast du Meere und Strände zum Kreuz gerichtet und mit abgeförderten Körpern hochgestapelt. Entrückte Sandbänke und Meere sind die nie entsorgbaren Bilder deiner Töterlust. Arme und Herz sind dir genommen. Les chairs rälent et tu ne les entends pas. Kinder, die gestern noch lebten, sind heute tot. Das Kind, das vor einer Woche dem Fotografen sein Lächeln zum Geschenk auf sein Gesicht zeichnete, lächelt heute nicht mehr. Es hat kein Gesicht mehr. In Sand hinabgesenktes Lachen der Kinder, unrettbar auf immer, ein Immer die fauligen Stunden, die man nicht aufheben kann vom versunkenen Boden, der sich in Klagen erbricht: Nicht leben, um nicht gewesen sein zu müssen. Hüte dich vor dem abgemagerten Gebet, hüte dich vor dem stinkigen Willensbegehren, Tod ist dir ins Gesicht geschrieben, zum Töten bestellt: Deine Bomben vertreffen manche Kinder, zur Folter bestellt: Der Hunger vermengelt sie alle. So fällt dir die Welt. Die weinbesetzten Blicke der schattenroten, mutterträchtigen und samengiftigen Eibe furchen sich in den Schläfer zu ihren Füssen ein, ehe sie ihn einerdet unter sich und ihm ihre Wurzeln in Augen und Mund einspiesst, ihm zum Gefangensein. Er trinkt noch immer aus dem Elbenkelch. Die Laute des Todesspielers ist aus ihrem todesschattenverträglichen Holz und segelt vor in Jahrhunderte, die am Uferstrand des Schneelichtes sich ins Nichts hineinschrauben. Unerreichbar jeder Hand, die nach Weinbechern sich hinlangt, dem Ohr nur erfühlbar, vom Flügelsand des Lauschers abgewendet in die Lichtfalten des Abendtodes. Die Bäume wissen nichts vom Sterben der Kinder. Sagen alte Balladen. Wer je aus dem Teller des Eibenholzes ass, hat seinen Tod in sich hinabgeschleift, die Bäume lügen nicht. Der Totenhäuser Sohlbalken ist aus Eibe verzimmert, der Tod hat seine Beiläufigkeit und Dauer den Bäumen geschuldet. Juni 2018 69