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Im Volltext nachzulesen unter: Stellungnahme von Bürgerinnen, Bürgern und im Gesundheitswesen tätigen Menschen und Organisationen zum angeblichen Zusammenhang von Migration, Behinderung und übertragbaren Krankheiten. Die Würde des Menschen ist unantastbar!: https://www.ak-ns-euthanasie.de/wp-content/uploads/2018/06/ Stellungnahme_Anfragen_AfD_24_04_2018.pdf Die beiden Anfragen der AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag am 23. März 2018 im Wortlaut: http://dipbt.bundestag.de/extrakt/ba/WP19/2338/233805.html http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/014/1901446.pdf Ein Protest von Peter Gstettner Zusammengefasst von Corina Prochazka. — In den ersten beiden JuliWochen des Gedenkjahres 2018 wurden im Auftrag der Bundesanstalt Memorial Mauthausen mit Genehmigung des Bundesdenkmalamts (BDA) Wien/Klagenfurt am ehemaligen Gelände des MauthausenAufsenlagers am Loiblpass „Sanierungsmafnahmen“ durchgeführt, welche die langjährige erfolgreiche Erinnerungsarbeit in Kärnten für das Werden einer würdigen Gedenkstätte zu destruieren drohen. Peter Gstettner, Mitbegründer und Vorstandsmitglied des Vereins Mauthausen Komitee Kärnten/Koroska, dokumentierte die Baumafnahmen und deren Auswirkungen auf das ehemalige KZ-Lagerareal als authentischen Ort der Erinnerung an die NS-Verbrechen. Die „Sanierungsmaßnahmen“ betreffen vor allem die Fundamente der ehemaligen KZ-Waschbaracke, die zu ihrem Schutz seit 2010 durch einen Holzverschlag „eingehaust“ waren. Dieses bereits an mehreren Stellen eingebrochene „Provisorium“ wurde von Kärntner Baufirmen in den ersten zwei Juliwochen entfernt und durch eine Betonverschalung ersetzt. Statt einer Überdachung und dauerhaften Sichtbarmachung der eindrucksvollen Reste, die diesem historischen Ort seine singuläre Authentizität und „Beweiskraft“ gaben, umhüllt nun ein glatter „Betonsarkophag“ die Reste des Fundaments. Diese Reste zeigen deutlich voneinander abgegrenzte Funktionsbereiche und verschiedene Betonbecken, deren Funktion jedoch nie geklärt wurde, da die ehemalige Waschbaracke weder archäologisch untersucht noch befundet wurde. Lediglich eine Informationstafel, von der Bundesanstalt Memorial Mauthausen im Zuge der „Einhausung“ der Fundamente im Jahr 2010 veranlasst, illustriert das nun dauerhaft Verborgene mit Fotos und einem Lageplan. Für Überraschung sorgte auch der Umstand, dass im Zuge der Erdbewegungen vom Juli 2018 der chemalige Appellplatz und der Standplatz der KZ-Küchenbaracke (letzterer war durch einen dunklen Schotterstreifen eigens kenntlich gemacht) mit Erde neu planiert und einheitlich mit Grassamen eingesät wurden. Damit wurden die bereits vor fünf Jahren sichtbar gemachten Strukturen wieder unsichtbar und die Ergebnisse des Sanierungsprojekts von 2013 zunichte gemacht: Die Maßnahmen der Sanierung des bis zum Jahre 2013 mit Schotterablagerungen deformierten KZ-Geländes, einschließlich der Kenntlichmachung des chemaligen Standortes der Küchenbaracke, erfolgten damals im Einvernehmen mit dem BDA und wurden -auf Antrag Peter Gstettners — durch die Kulturabteilung des Landes Kärnten (LR 44 ZWISCHENWELT Dr. Wolfgang Waldner) finanziert. Frau Univ.Prof.Dr. Claudia Theune-Vogt vom Institut für Urgeschichte und Historischen Archäologie der Univ. Wien erhielt die Bewilligung zur archäologischen Untersuchung der bei den notwendigen Grabungsarbeiten zu Tage getretenen Fundamentstrukturen und Artefakte. (Der entsprechende Forschungsbericht liegt dem Mauthausen Komitee bis heute nicht vor.) Der ideelle und materielle Schaden, der durch die nun erfolgten „Sanierungsmaßnahmen“ für das Projekt „Errichtung einer würdigen Gedenkstätte“ entstanden ist, kann noch gar nicht abgeschätzt werden. Über die Motive dieser von oben angeordneten Vernichtung von authentischen Spuren gibt es einstweilen nur Spekulationen. Sachlich begründete Notwendigkeiten für diese Vorgangsweise bestanden jedenfalls keine, sie kann jedoch als Ausdruck der Vorherrschaft des Betonierens und Zudeckens an Stelle des Nachdenkens und Aufdeckens verstanden werden. Es handelt sich jedenfalls um die Negation aller bisherigen Entwürfe und Konzepte, um die unselige Hinterlassenschaft der Täter und die Spuren, die für die Leidensgeschichte der Opfer Zeugnis geben, sichtbar zu machen. Die Umformung des authentischen Ortes durch eine vermeintliche „Modernität“, die eine Annäherung an die historische Wahrheit scheut und stattdessen die oberflächliche Glätte eines „Modells“ präsentiert, kommt einer Schändung des kulturellen Erbes gleich, das uns die Überlebenden des Holocaust anvertraut haben. Wenn die gesellschaftliche Verschleierung von Tatorten fortan den Platz des verleugneten Erbes einnimmt, werden die Regierungen Europas auch weiterhin jenen Maßnahmen den Vorzug geben, mit denen sie sich vor den Anforderungen der Vergangenheit und Gegenwart mittels betonarmierter Ummauerung zu schützen versuchen, dann wäre dies definitive Absage an eine „Ethik der Erinnerungsarbeit“, deren Basis die aktive Bezeugung von Respekt und Würde gegenüber den Opfern und ihrem Erbe ist. Denn die Zeitzeugen haben uns ihre Erfahrungen und ihr Wissen mitgeteilt, in der Hoffnung, dass wir die historischen Spuren nicht verwischen und sie nicht bis zur Unkenntlichkeit „pädagogisch verfremden“. Wir haben diese Spuren geerbt, um sie materiell und mental aufzubewahren, um daraus zu lernen und zu verstehen, was in der NS-Zeit möglich war und was (hoffentlich) niemals mehr möglich sein wird!