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Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1990, 239. 14 Ebda. 15 Ebda. 16 Ebda., 241. 17 Ebda. 18 Ardelt, wie Anm. 2, 23. 19 Ebda. 20 Ebda., 22. 21 Hans Schafranek: NSDAP und Sozialisten nach dem Februar 1934. In: Ardelt, Hautmann, wie Anm. 2, 102. 22 Ebda., 102. Richard Schuberth 23 Ebda., 101. 24 Zitiert nach Schafranek, 102. 25 Schafranek, 102. 26 Zitiert nach Schafranek, 103. 27 Schafranek, 103. 28 Zitiert nach Schafranek, 103. 29 Ardelt, wie Anm. 2, 20. 30 Zollitsch, wie Anm. 13, 243. 31 Ernst Wiechert: Botschaft an die Lebenden. In: Ernst Wiechert: An die deutsche Jugend. London: Kriegsgefangenenhilfe des Weltbundes der Christlichen Vereine Junger Männer in England, o.J. (1945) S. 64f. Der Namensstreit zwischen Mazedonien und Griechenland wurde vergangenen Jänner dank moderater Regierungen erst mal bilateral gelöst. Doch der Chauvinismus glost vor allem auf griechischer Seite weiter. Im Namensstreit lautete das offizielle Argument der griechischen Gegner eines Ausgleichs mit dem Staat, dem 1991 der höhnische Name EY.R.O.M (Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien) aufgedrängt worden war und der nun Nord-Mazedonien heißt, dass dieser, so er sich Mazedonien nennen dürfe, bestimmt Gebietsansprüche auf die nordgriechische Region Makedonien stellen könnte. Auch wenn der griechische Chauvinismus am lautesten bei der griechischen Rechten erschallt, war er doch bis vor kurzem Staatsdogma. Bis weit in die Mitte der Gesellschaft hinein herrscht die Gewissheit, dass auch Nord-Mazedonien unrechtmäBig von Slawen besetztes griechisches Land sei und viele der dort lebenden Bewohner slawisierte Hellenen. Mit diesem verhohlenen Anspruch auf mazedonisches Territorium sollte auch stets davon abgelenkt werden von der brutalen Vertreibung und Assimilierung der slawischen Bevölkerung im eigenen Land, die den Worten von Ex-Präsident Karamanlis nach schlicht nicht existierte. Zur Verdeutlichung der Pathologie nationalen Denkens ein kleiner historischer Abriss. Makedonische Barbaren Wer die antiken Makedonen den Griechen zuschlagen will, verdrängt den Umstand, dass die aktuelle Debatte bereits vor 2500 Jahren geführt wurde, als man die Makedonen eindeutig als Barbaren qualifizierte und ihnen -— ein untrüglicher Beweis — die Teilnahme an den Olympischen Spiele verweigerte. 504 v. Chr. drückten die Veranstalter dann ein Auge zu, was man alsbald bereut haben dürfte, denn der Makedonenkönig räumte prompt die wichtigsten Preise ab. Noch Altertumsforscher dieser Tage führten als Argument für die griechische Identität der Makedonen ins Treffen, dass diese wie die Griechen — und anders als die Perser und Ihraker - ihre Frauen von den Gelagen ausschlössen. Noch im 4. Jahrhundert v. Chr. wurde jedenfalls heftig über diese Frage gestritten. Der berühmte Redner Demosthenes sprach ein Machtwort, und behauptete, der Makedonenkönig Philip, der Vater Alexanders des Großen, sei „weder ein Grieche noch ein entfernter Verwandter der Griechen, noch nicht einmal ein respektabler Barbar, bloß einer dieser verluchten Makedonen aus diesem Gebiet, in dem man früher nicht einmal einen brauchbaren Sklaven kaufen konnte.“ Ohne die despektierlichen Thesen des Gelehrten Jakob Philipp Fallmerayer wiederkäuen zu wollen, der um 1830 behauptete, „nicht ein Tropfen edlen und ungemischten Hellenenblutes“ Hösse in den Adern der zeitgenössischen Griechen, hat sich das offizielle Griechenland nie seiner multiethnischen Herkunft gestellt. Bei Ausbruch des Unabhängigkeitskrieges 1821 sprachen ein Drittel der Bevölkerungen der Peloponnes, Attikas und Euböas Albanisch, Athen selbst galt als albanisches Dorf. In den gebirgigeren Gebieten Mittelgriechenlands und des Pindos dominierten romanischsprachige Aromunen (Wlachen). Dass Nordgriechenland überhaupt solch ein starkes griechisches Gepräge aufweist, verdankt sich zu einem Gutteil einer gebildeten Schicht wlachischer Händler, welche eine griechische Identität propagierte. Das griechische Element in der heutigen Republik Mazedonien stützte sich auf diese hellenisierten Wlachen. Die wenigen ethnischen Griechen aber in Westmazedonien, die Vallahades, waren Muslime, ebenso wie die griechischen Pomaken in Ihrakien. Ethnische Indifferenz als Normalzustand Dass die Bevölkerung nördlich des Olymp rein slawisch sei, wie David Urquart um 1830 behauptete, ist sicher übertrieben. Dennoch überwogen bis zu den unterschiedlichen Wellen der Zwangsassimilierung und Vertreibung die slawischsprachigen Siedlungen. Bei ihrer mal schleichenden, mal aggressiven Gräkisierungspolitik machte sich die Athener Regierung die ethnische Indifferenz ihrer slawophonen Bürger zunutze. Da sie, wie ihre „griechischen“ Nachbarn im Übrigen auch, ihre Identität nach der Konfession ausrichteten und nicht nach dem säkularen Konstrukt einer Kulturgemeinschaft, welches sie schlicht nicht verstanden, war es ein Leichtes, ihnen ein Bekenntnis zum Griechentum abzuringen, das einzig und allein in der Zugehörigkeit zur orthodoxen, zur „griechischen“ Kirche bestand. Bis ins 20. Jahrhundert hinein war die Kategorie Romios (Öströmer) weitaus gebräuchlicher als Zilenios (Hellene), zumal die orthodoxe Kirche gegen den Bezug zu den antiken Heiden mit Eifer wetterte. Griechischsprachige fühlten sich de facto ihren albanischen, wlachischen und slawischen Nachbarn, sofern sie griechisch-orthodoxen Glaubens waren, verwandter als katholischen und muslimischen Griechen. Wie lange ein rein ethnisches Nationskonzept in der Levante auf sich warten ließ, beweist der Umstand, dass beim Bevölkerungsaustausch von 1923 muslimische Griechen in die Türkei, türkischsprachige Orthodoxe (Karamanli) nach Griechenland vertrieben wurden. Februar 2019 13