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Jozej Strutz 1909 in Bukovica bei Görz in einer Lehrerfamilie geboren, im Mai 2005 in Venedig gestorben, hat Zoran Music mit seinen Zeichnungen und Gemälden ein Jahrhundertwerk hinterlassen, eine faszinierend-intensive Weltschau, die uns in die innerste Seelenlandschaft des gesamteuropäischen Raumes, von Ost und West, hineinführt. Angefangen hat Music, der in Zagreb und Madrid studiert und gelernt hat und in Griffen, Völkermarkt und Maribor seine Jugendjahre verbrachte, mit opaken Landschaften und Stillleben, mit den dalmatinischen Eselchen und Pferdchen (Motivo dalmata), bis er in Venedig die slawischen Seelenmotive mit dem universellen venezianischen Bilderreigen verbindet, was ihn zu suggestiv-transzendenter Farbgebung anregt, von den matten GiudeccaKähnen und Stadtsilhouetten bis hin zu den gewaltigen Schirmen und Kathedralen, die den Übergang zu einer östlich-geprägten sakralen Landschaftsinterpretation bilden. Als er 35-jährig in Venedig von der Gestapo als Sympathisant des Widerstands verhaftet und nach Dachau deportiert wird, zeigt sich ein neues, eschatologisches Grundmotiv seiner Malerei, das unter dem Wort „Non siamo gli ultimi/ Wir sind nicht die Letzten/Nismo poslednji“ steht und von den heimlich angefertigten KZZeichnungen aus 1945 bis hin zu den großformatigen „Schädelstätten“-Bildern der 1970er Jahre reicht, entstanden auch unter dem Einfluss des Vietnamkrieges, der die höllischen Jahre des Zweiten Weltkriegs in Erinnerung gerufen hat. Nach 1945 beginnt für Music eine imposante Künstlerlaufbahn, geprägt durch sein Malerleben in Paris und Venedig, wo er seine Schülerin Ida Cadorin heiratet. Als ihn Frangois Mitterrand in Paris als Bruder im Geiste entdeckt, ist Music am Höhepunkt seines Schaffens, kehrt aber wieder zu seinen „Cavallini“ und den Karstlandschaften zurück, zu den Schirmen und Ballons, die eine Art innere Schau der Wirklichkeit darstellen. Immer wieder führt ihn der Weg auch nach Kärnten, wo er die Pfade der 1920er Jahre abschreitet, als sein Vater als Lehrer nach Griffen/ Grebinj kam und die Familie einige Zeit im Verbund der Schwesternschaft von St, Ruprecht bei Völkermarkt lebte. Peter Handke hat in seinen „Vier Anmerkungen zu Zoran Music“ jene Griffner Atmosphäre und seinen Blick auf den Künstler in luzider Kurzprosa vermittelt. Dieser Text wie auch einige andere (von Siegbert Metelko, Natasa Ivanovié und Ivan Ristid) sind in dem von Metelko und Willi Magnet herausgegebenen, prächtigen Farbkatalog viersprachig präsentiert, sodass Music‘ Persönlichkeit in ihrer Vielschichtigkeit zur Geltung kommt. An die hundert Bilder und Zeichnungen, Porträts und Selbstporträts von Zoran Music sind bis September 2019 im Palais Schönborn-Batthyäny, Renngasse 4, nahe der Freyung, in Wien zu sehen, bis dann die Ausstellung ihren weiteren Weg antritt, im Oktober nach Ljubljana (Novak) und im Februar nach Klagenfurt (Palais Fugger). Zoran Musid: Faszination der Malerei. Palais Schönborn-Batthydny. Kuratiert von Siegbert Metelko. Galerie Magnet, Galerie Wienerroither & Kohlbacher 2019, 22. Mai bis 13. September 2019. Katalog (Sammleredition), hg. von Siegbert Metelko und Willi Magnet, Galerie Magnet, 336 S.