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Erweiterte Fassung der Erstausgabe aus dem Jahr 2000. Der Autor gibt historische Dokumente von Menschen wieder, „die im Kampf für eine bessere Welt, in der Gerechtigkeit und Freiheit herrschen sollten, vom unmenschlichen Faschismus ermordet wurden.“ In dem nun fast zwanzig Jahre später wiedererscheinenden Buch schreibt der Autor mit Bezug aufdie Gegenwart, dass die Bedeutung des Widerstandes gegen das nationalsozialistische Regime keineswegs gering zu schätzen sei: „In der Zweiten Republik kam dem Widerstand eine mehrfache Bedeutung zu. So wurde etwa im Hinblick auf die Bemühungen um den Staatsvertrag immer wieder auf den Widerstand verwiesen, wie ihn die Alliierten 1943 in der Moskauer Deklaration gefordert hatten. Zugleich hatte der Widerstand aber auch eine national- und sozialintegrative Tendenz“ - damit ist das Bekenntnis zu Österreich und die Abkehr vom „Grofdeutschen (Alp) Traum“ gemeint.- Hedwig Wingler Cathérine Hug, Heike Eipeldauer (Hg.): Oskar Kokoschka. Expressionist. Migrant. Europaer. Eine Retrospektive. Heidelberg, Berlin: Kehrer 2018. 312 S. € 48,Der Begleitband mit 12 Aufsätzen erschien zur Kokoschka Ausstellung, die das Leopold Museum in Kooperation mit dem Kunsthaus Zürich bis zum 8. Juli zeigt. Gezeigt werden 79 Gemälde, 81 Arbeiten auf Papier und zahlreiche weitere Dokumente, darunter auch ein Briefmit sehr schönen Zeichnungen an den Londoner Kunsthändler Harry Fischer, Vater des Schriftstellers Wolfgang Georg Fischer. Ein Gemälde, eine Leihgabe aus Harvara, ist ein 1916 entstandenes Porträt des berühmten Hals-, Nasen-, Ohrenarztes und glücklosen Delegierten zur Konferenz von Evian Heinrich Neumann von Hethars. Einige Aufsätze beschreiben Kokoschkas philanthropisches und politisches, oft widersprüchliches Engagement. Seine Bemühungen ED. Roosevelt, Churchill, Stalin und den Papst zu porträtieren, scheiterten. Von Gandhi gab es eine Zusage, aber er wurde kurz danach ermordet. Sein Porträt Konrad Adenauers hängt hinter dem Schreibtisch Angela Merkels und konnte wegen „Eigenbedarfs“ nicht entliehen werden. — E.A. Monika Kompanikovä: Am Zusammenfluss. Roman. Aus dem Slowakischen von Andrea Reynolds. Klagenfurt/Celovec: Drava 2019. 145 S. € 18,80 Lilly Maier: Arthur und Lilly. Das Mädchen und der Holocaust-Überlebende. Zwei Leben. Eine Geschichte. München: Wilhelm Heyne Verlag 2018. 384 S. € 22,Dieses ungewöhnliche Buch erzählt auf mehreren Ebenen die Geschichte der Freundschaft zwischen Arthur Kern und der jungen Journalistin Lilly Maier. Sie lernte Arthur Kern als Teenagerin kennen, als dieser seine ehemalige Wohnung, in der sie aufwuchs, wiedersehen wollte. Kern wurde als Oswald Kernberg in Wien geboren, wo seine Familie eine Strickwarenfabrik besa. Er konnte im März 1939 mit einem Kindertransport nach Frankreich 88 _ ZWISCHENWELT flüchten, wo er in einem vom früheren Wiener Gemeinderat Ernst Papanek geleiteten Heim aufwuchs. 1941 war er eines von 100 Kindern, die mit Hilfe der Quäker in die USA gerettet wurden. Er kam zu Pflegeeltern in die Bronx und studierte wie seine ebenfalls aus Wien stammende Frau Elektrotechnik. Seine Eltern wurden ermordet. Das Buch ist gut recherchiert und erzählt auch von Forschungsreisen und Interviews der Autorin. Es ist besonders für jüngere Leser, die mit der Geschichte nicht so vertraut sind, eine gute Einführung. Arthur Kern starb 2015 und konnte das Buch leider nicht mehr lesen. — EA. Johanna Mertinz: Fxodus der Talente. Heinrich Schnitzler und das Deutsche Volkstheater Wien, 1938-1945. Wien, Berlin: Mandelbaum 2019. 302 S. € 28,Christian Lorenz Miiller: Ziegelbrennen. Roman. Salzburg, Wien: Otto Miiller 2018. 502 S. € 25,Peter Pirker: Codename Brooklyn. Jiidische Agenten im Feindesland. Die Operation Greenup 1945. Innsbruck, Wien: Tyrolia 2019. 367 S. € 29,95 Bernd Schuchter: Der Braumüller Verlag und seine Zeit. 235 Jahre — eine Verlagschronik 1783 — 2018. 184S. € 18,Der Tiroler Autor und Verleger Bernd Schuchter erzählt die Geschichte dieses traditionsreichen Verlages, der sich bis heute in Privatbesitz befindet, er berichtet von berühmten und umstrittenen Autoren (Otto Weininger, Oswald Spengler), von vergessenen Büchern wie Adolf Dessauers „Großstadtjuden“ oder Longsellern wie Wilhelm Jerusalems „Einführung in die Philosophie“. „Eine wahrlich krude Mischung“ nennt er das Programm vor 1938; die NS-Zeit war kein Ruhmesblatt, die letzten Jahre sahen den Verkauf des Wissenschaftsund des Schulbuchprogramms. — EA. Heinrich Stiehler: „Nacht“. Die rumänische Schoah in Geschichte und Literatur. Wien: Theodor Kramer Gesellschaft 2019. 131 S. € 15,- (Antifaschistische Literatur und Exilliteratur — Studien und Texte 31. Hg. vom Verein zur Forderung und Erforschung der antifaschistischen Literatur). Elena Strubakis, Christian Angerer: Gute Zeichen. Wien: Ephelant 2018. 56 S. Für SchülerInnen und LehrerInnen bestimmt, die das KZ Mauthausen besuchen wollen, mit Auszügen aus Jakovos Kambanelis‘ „Die Freiheit kam im Mai“ und mit von dem Buch inspirierten Bildern der Übersetzerin E. Strubakis. Walter Thaler: Pongauer! Lebens- und Leidenswege. 60 Portraits aus der Provinz. Wien: new academic press 2019. 368 S. € 25,Eva-Maria Thiine: Gerettet. Berichte von Kindertransport und Auswanderung nach Grofbritannien. Berlin, Leipzig: Hentrich & Hentrich 2019. 278 S. € 24,90 Vladimir Vertlib: Reise nach A. Hamburg: Literatur-Quickie Nr. 120, 2019. 50 S. € 2,50 Hedwig Wingler (Hg.): 60 Jahre Bauhaus-Archiv. Zwei Texte von Hans Maria Wingler und Christian Wolsdorff. 30 S. € 4,50 (Beziehbar über oder bauhaus-shop Berlin; ISBN 978-92261-362-6) Der Kunsthistoriker Hans Wingler (1920 Konstanz — 1984 Berlin), war ab 1960 Leiter des von ihm initiierten und mit bescheidenen Mitteln in Darmstadt begründeten Bauhaus-Archivs, aus dem, nunmehr in Berlin-Tiergarten ansässig, ein Museum mit über 100.000 Besuchern im Jahr geworden ist. In seinem Erinnerungstext „Ein Sohn aus bürgerlicher Familie“ legt Wingler seinen Werdegang dar, seine Jugend unter dem Nationalsozialismus als Kind einer politisch tief gespaltenen Familie. Ihm bot die die diffamierte künstlerische Moderne zugleich Halt und Ausweg aus der moralischen Katastrophe des Hitlertums. Als Erforscher der Geschichte des Bauhauses nutzte er auch früh die Gelegenheit, sich mit den verfolgten und exilierten Bauhaus-Künstlern auseinanderzusetzen. Hermynia Zur Mühlen: Werke. Band 1-4. Ausgewählt, herausgegeben und kommentiert von Ulrich Weinzierl. Mit einem Essay von Felicitas Hoppe. Im Auftrag der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Wüstenrot Stiftung. Wien: Paul Zsolnay Verlag 2019. 2432 S. Euro 50,40 Die in der Editionsreihe „Autorinnen des 20. Jahrhunderts“ der Bibliothek Wüstenrot Stiftung erschienenen vier Bände versammeln nur eine Auswahl aus dem umfangreichen Werk der Schriftstellerin Hermynia Zur Mühlen (1883 — 1951): Erinnerungen und Romane (Band 1 und 2), Erzählungen und Märchen (Band 3) sowie Geschichten und Feuilletons (Band 4). Diese Auswahl soll, so der Herausgeber Ulrich Weinzierl, der für die Edition auch ein Porträt der „Genossin Gräfin‘, der „kommunistischen Katholikin“ verfasst hat, dazu beitragen, die Vielfalt ihres literarischpublizistischen Schaffens vor Augen zu führen.