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Zu Zürich hatte Eugenie eine lange Beziehung: Im Herbst 1895 kam sie zum Studium der Germanistik in die Stadt an der Limmat, welches sie im Juli 1900 mit der Promotion beendete. Die Bekanntschaften und Freundschaften, die sie während dieser Zeit geschlossen hatte, retteten ihr später „ganz buchstäblich das Leben“. Doch zurück zur Frage nach der Grabstelle in Zürich. Eine erste Suche im Internet ergab keine Treffer. Da ein mehrtägiger Besuch in Zürich ohnehin in den nächsten Jahren bevorstand, ersuchte ich unsere Zürcher Freundin Irene Oggier um Mithilfe. Sie fragte 2012 vor Ort bei der Verwaltung des mit Abstand größten Friedhofes der Stadt (Sihlfeld) nach, ob in alten Akten Einträge zu finden seien. Eine Mitarbeiterin suchte mit ihr inden alten Büchern - aber leider fand sich kein Eintrag. Das heißt, Eugenie Schwarzwald wurde nicht am Friedhof Sihlfeld begraben — auch nicht in einem Familiengrab mit Namen Schwarzwald oder Nussbaum (Eugenies Mädchenname). Ein normales Grab wird in Zürich nach rund 20 bis 25 Jahren aufgehoben. In diesem Fall dürfte - so die Auskunft — das Grab mit großer Wahrscheinlichkeit zwischen 1960 und 1965 aufgelassen worden sein. Irene Oggier wurde mitgeteilt, dass sie sich zusätzlich schriftlich an das Bestattungs- und Friedhofsamt der Stadt Zürich wenden könne. Eventuell fände dieses mehr dazu heraus; außerdem könne sie auch bei der israelitischen Kultusgemeinde oder bei der jüdischen liberalen Gemeinde in Zürich nachfragen, ob Eugenie aufeinem jüdischen Friedhof begraben ist. Nach einigen Abklärungen war das Rätsel im Mai 2013 gelöst: Eugenie Schwarzwald wurde auf dem Zürcher Friedhof Realp begraben, in derselben Urnennische (Nr.34) wie ihr Ehemann. Dieses Urnengrab wurde jedoch aufgehoben. Die Asche sei nachher auf dem Friedhof verstreut worden, so die Auskunft. Im September 2016 konnte ich endlich vor Ort die Situation klären: In der Nische Nr.34 ist heute die Asche von Elsa BeckerEichenberger (1911 — 2000) eingemauert. Das Friedhofsbiiro Enzenbühl/Rehalp teilte mir auf Anfrage mit, dass die UrnenMietnische von Frau und Herrn Schwarzwald Ende 1959 aufgehoben und ihre Asche im Bereich des Urnenhofes beigesetzt wurde.? Eine längere Suche konnte somit im Herbst 2016 abgeschlossen werden. Christian Hlavac, geb. 1972 in Wien, studierte Landschafisplanung und Architektur. Arbeitet als Garten- und Landschaftshistoriker sowie Publizist. Veröffentlichte zuletzt zusammen mit Christa Englinger „La bella Austria. Auf italienischen Spuren in Österreich“, Wien 2019. Anmerkungen 1 Salzburger Volksblatt, 26. Februar 1918, Nr.47, 5.4. 2 Deborah Holmes: Langeweile ist Gift. Das Leben der Eugenie Schwarzwald. Residenz Verlag. St.Pölten 2012, S.284. 3 „Ein weitbekanntes österreichisches Soemmerheim feiert sein zehnjähriges Jubiläum“. In: Das interessante Blatt, 3. Juli 1930, Nr.27, S.20. 4 Holmes, 2012, $.319. 5 Holmes, 2012, S.328. 6 Völkischer Beobachter (Wiener Ausgabe), 7. Oktober 1938, Nr.204, S.7; Das Kleine Volksblatt, 7. Oktober 1938, Nr. 276, S.8. 7 Holmes, 2012, $.347. 8 Holmes, 2012, S.77. 9 Freundliche Auskunft von Annemarie Straub, Sachbearbeiterin Friedhofbüro, Grün Stadt Zürich, Bezirk Witikon, Friedh. Enzenbühl/Rehalp vom 8.September 2016 per E-Mail. November 2019 75