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THEODOR KRAMER PREIS 2019 Der 19. Theodor Kramer Preis für Schreiben im Widerstand und im Exil wurde 2019 zu gleichen Teilen an Claudia Erdheim und Martin Pollack verliehen. Die feierliche Preisverleihung am 4. Oktober 2019 in Niederhollabrunn wurde vom Stellvertretenden Vorsitzenden der Theodor Kramer Gesellschaft Peter Roessler eröffnet, der auch die Urkunden an Claudia Erdheim und Martin Pollack übergab und die von Marianne Windsperger verfassten Preisbegründungen verlas. Anschließend an die Laudationes von Alois Woldan und Bela Räsky (beide in dieser Ausgabe von ZW abgedruckt) hatten die beiden PreisträgerInnen die Gelegenheit, einige Worte zu sprechen sowie aus ihren Büchern zu lesen. Musikalisch begleitet wurde die Preisverleihung von NoMaden im Speck, die mit Saxofon, Akkordeon, Kontrabass, Tanz und vielen weiteren Instrumenten des Klangforschers und Instrumentenerfinders Hans Tschiritsch anreisten. Weitere Veranstaltungen zum 19. Theodor Kramer-Preis fanden im Literaturhaus Salzburg (8. Oktober 2019) mit Claudia Erdheim, Karl Müller und Marianne Windsperger, im Stifter Haus Linz (14. Oktober 2019) mit Claudia Erdheim, Konstantin Kaiser und Hannah Menne und im Psychosozialen Zentrum ESRA (17. Oktober 2019) mit Claudia Erdheim, Martin Pollack, Bela Räsky und Marianne Windsperger sowie Musik von Jelena Poprzan und Hans Tschiritsch statt. Gefördert wird der mit Euro 8.000 dotierte Preis vom Land Niederösterreich, der Stadt Wien und von der Republik Österreich. Zu besonderem Dank weiß sich die Theodor Kramer Gesellschaft Claudia Erdheim gegenüber verpflichtet, die der Gesellschaft die Hälfte ihres Preisgeldes spendete. Claudia Erdheim. Foto: Hannah Menne Die Preisbegründung für Claudia Erdheim: Ihr Schreiben bewegt sich im Grenzbereich zwischen Dokumentation, Rekonstruktion und Imagination dessen, was nicht in Geschichtsbüchern und Archiven zu finden ist. Mit Ihrer Familiengeschichte Längst nicht mehr koscher legten Sie einen wichtigen Beitrag zur Literatur über das jüdische Galizien vor, mit der Erzählung In der Judenstadt drangen Sie zu den historischen Sedimenten vor, auf denen sich das heutige Wien erhebt. Auch in Betty, Ida und die Gräfin steht eine starke jüdische Frau, die ihr Leben zu gestalten weiß, im Mittelpunkt. Mit Ihrem direkten und oft auch schonungslosen Stil, Ihrer klaren Diktion, Ihrem historischen Spürsinn nehmen Sie in der österreichischen Literatur der Gegenwart eine widerspenstige Sonderstellung ein. Dafür danken wir Ihnen. Die Preisbegründung für Martin Pollack: Mit der Verleihung des Theodor Kramer Preises würdigen wir Ihr großes, kaum überschaubares Werk als Übersetzer und Publizist, vor allem aber Ihre mit größter Anschaulichkeit verfassten Auseinandersetzungen mit dem Antisemitismus in Österreich und in der eigenen Familie, mit den Sehnsüchten und Niederlagen galizischer Bauern, mit dem von den Gewaltausbrüchen des 20. Jahrhunderts durchpflügten und zusammengeklumpten Europa. Sie verstehen es, bei allem Wahnsinn des Geschehenen der Wahrheit mit Vernunft, Schritt für Schritt nachzuspüren, ohne den Ausgang vorweg zu nehmen. Sie haben uns gezeigt, wie die notwendige Enttabuisierung der Geschichten von TäterInnen vor sich gehen und uns die Fenster zu den uns so nahen slawischen Sprachen aufgestoßenm. Dafür danken wir Ihnen. März 2020 17