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denen ein jüdischer und ein nicht-jüdischer Rechtsanwalt Kanzleipartner waren. Speckl übernahm 1938 die Kanzlei alleine. Dank an Barbara Sauer. 172 Martin Buber: Das Dialogische Prinzip. Heidelberg 1962, 190. 173 Zitat aus einem Interview, das Jean Paul Sartre nach Abfassung von „Les mots“ (Die Wörter, 1964) gab, und in dem er über sein Erstlingswerk „La Nausee“ (Der Ekel) spricht. Zitiert nach Hans-Magnus Enzensberger (Hg.): Kursbuch 1. Frankfurt/M. 1967, 120 ff. 174 Mordechai Chaim Rumkowski (1877 — 1944) war Direktor eines jüdischen Waisenhauses. Die Nationalsozialisten bestimmten ihn zum „Judenältesten“, er musste „Judenräte“ gründen und mit diesen Listen der Personen erstellen, die deportiert werden sollten. Auch er selbst wurde in Auschwitz ermordet. 175 Bis heute sind Rumkowski und seine Rolle im Ghetto von Lodz umstritten. 176 Vermutlich Herzrasen, Tachicardie, oder Herzrhythmusstörungen. 177 Frisch meint vermutlich „Bruder“. 178 Mariänske Läzni, Kurbad in Nordwestböhmen; die Heilquellen wurden seit dem Mittelalter genützt, der Kurbetrieb begann im 19. Jahrhundert. 179 Exodus 21, 2-11. 180 Die Moldau fließt von der südböhmischen Stadt Budweis/Ceské Budejovice nach Prag. Meinte Frisch möglicherweise, selbst den Hitlers und Konsorten gelänge es nicht, den Lauf der Geschichte umzudrehen? 181 Judah Löw/Jehuda ben Bezal’el Löw (1515/1525 — 1609), Rabbiner, Talmudgelehrter, Prediger und Philosoph, angeblich geht auf ihn die Legende vom Golem zurück. 182 Hebräisch „Klumpen“, in der Kabbala ein durch die Macht des Gottesnamens aus Lehm erschaffenes Wesen ohne Sprache, mit besonderen Kräften, das Aufträge ausführen kann. 183 Johannes von Pomuk (1350 - 1393), 1380 zum Priester geweiht, wurde im Rahmen machtpolitischer Auseinandersetzungen zwischen König Wenzel IV. und Erzbischof Johannes Jenstein in seinem Amt als erzbischöflicher Generalvikar verhaftet, gefoltert und in der Moldau ertränkt. 1792 wurde er heilig gesprochen. Er ist Schutzpatron Böhmens. Seine Statue aus dem Jahr 1683 ist die älteste auf der Prager Karlsbrücke. 184 Karel (1316 — 1378), aus dem Geschlecht der Luxemburger, ab 1346 römisch-deutscher König, ab 1355 römisch-deutscher Kaiser, residierte in Prag, ließ den Grundstein für die heute nach ihm benannte Brücke legen. 185 Tschechisch Hradcany, die Burgstadt, Katastralgemeinde der tschechischen Hauptstadt, im Deutschen oft fälschlicherweise für die Prager Burg verwendet. 186 Der See Genezareth im heutigen Nordisrael, mit 212 m unter dem Meeresspiegel der tiefstgelegene Süßwassersee der Welt. Frisch bezieht sich auf Matthäus 14, 22-33 und Jesus, der über das Wasser des Sees schritt. 187 Tschechisch Malä Strana, Stadtteil von Prag. 188 Brigitte Lehmann, Alexander Emanuely: Die ArbeiterschriftstellerInnen und der Französische Geist. In: ZW Nr. 4/2012, 42-45, hier 43-44. 189 Das Stadion, ab 1928 nach dem verunfallten Rugby Spieler Yves du Manoir benannt, hat seine Ursprünge im Jahr 1907 und fasste ab 1938 mehr als 60.000 BesucherInnen. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden dort „feindliche Ausländer“ interniert. 190 Das Internierungslager Meslay-du-Maine im Departement Mayenne, Region Pays de la Loire, wurde am 2. September 1939 mit Beginn des Zweiten Weltkriegs eingerichtet. Mehr als 2.000 deutsche und österreichische Zivilisten, unerwünschte Ausländer, waren dort interniert. Angesichts des deutschen Vormarschs wurde das Lager am 17. Juni 1940 geräumt, die Gefangenen verlegt. 191 Das Internierungslager bei Aix-en-Provence wurde am 7. September 1939 in einer alten Ziegelei eingerichtet. Hier waren republikanische Spanier, Deutsche, Österreicher und Osteuropäer interniert. Nach der Kapitulation Frankreichs fungierte das in der „Freien Zone“ gelegene Lager als Deportationslager, insgesamt wurden 2.000 Juden von hier nach Auschwitz deportiert. 192 Das Internierungslager nördlich der Pyrenäen wurde 1939 für politische Flüchtlinge aus Spanien und ehemalige Spanienkämpfer errichtet. Ab 1940 diente es als Deportationslager für Jüdinnen und Juden, ab 1944 waren Kollaborateure und deutsche Kriegsgefangene dort interniert. 193 Wörtlich „Dienstleister“, Arbeitsdienstleister der französischen Armee, Hilfssoldaten ohne Waffe, siche z.B. Florian Traussnig, Militärischer Widerstand von außen. Österreicher in US-Armee und Kriegsgeheimdienst im 2. Weltkrieg (Wien 2016), S. 108. 194 Gemeinde im Département Tarn-et-Garonne, Region Okzitanien. 74 ZWISCHENWELT 195 DÖW-Akt 20.000/P42, Bestätigung, 5. Oktober 1962, amtliche Übersetzung. 196 DÖW-Akt 20.000/P42, Maurice Brousset an das Amt der Wiener Landesregierung, Caminel, 29.4.1963, amtliche Übersetzung. 197 Elisabeth Steinitz, die älteste Tochter von Heinrich und Meta Steinitz, geb. 1911, studierte in Wien, Berlin und Genf Rechtswissenschaften. Aus ihrem ersten Exilland Tschechoslowakei wurde sie per Flugzeug nach Frankreich evakuiert. Sie lebte zuerst in Paris, dann in der „freien Zone“, wurde verhaftet und in ein Deportationslager gebracht. Dank eines falschen Passes kam sie frei und flüchtete mit ihrem Freund über die Alpen in die Schweiz. Nach dem Krieg arbeitete sie im österreichischen Konsulat in Paris und kehrte nach ihrer Pensionierung nach Wien zurück. — Informationen aus der Familie über: hietzing.at. 198 Herbert Exenberger (Wien 1943 — Wien 2009) absolvierte im zweiten Bildungsweg die Prüfung für Volksbibliothekare und war von 1970 bis 2003 Bibliothekar des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands (DÖW). Er hielt Vorträge über zeitgeschichtliche Themen, gestaltete Ausstellungen und publizierte zur Geschichte der Juden und des Nationalsozialismus. Sein privates Archiv ist aufgeteilt auf das Archiv der TKG und dasjenige des DÖW. 199 Hedwig Blankenberg. 200 Lisbeths Mutter Meta Steinitz, nee Wurmfeld (1890 — 1974) konnte 1938 in die Schweiz flüchten; nach dem Krieg war sie für die Wiener Städtischen Büchereien tätig. 201 Aus dem Archivbestand geht nicht zwingend hervor, dass A.P. dieses Gedicht verfasst hat, besaß er doch in seinem Versteck vermutlich keine Schreibmaschine; wahrscheinlich hat die Empfängerin, Lisbeth Steinitz, die Gedichte mit der Schreibmaschine abgetippt. Allerdings sind auch von Lisbeth Steinitz vereinzelt Gedichte überliefert. 202 Diese letzte Strophe bezicht sich eventuell auf die Zeilen aus dem Brief, in denen dasselbe Thema angesprochen wird. 203 Auf einem Blatt mit den anderen Exilgedichten handschriftlich aufgeschrieben, wurde wohl auch dieses Gedicht im Exil verfasst. Parisers Tochter Magdalena, 1927 in Wien geboren, studierte in Frankreich Medizin, arbeitete später in Genf als Ärztin und starb kurz nach dem Tod des Vaters 1965 durch eigene Hand. 204 Zu Montauban vgl. Anm. 90. Anton Pariser war dort als „prestataire“ stationiert und in der Nähe 1942-1944 versteckt. 205 Als Hochburg der Calvinisten wurde Montauban ab der Mitte des 16. Jahrhunderts wiederholt von katholisch-royalistischen Heeren angegriffen, Ludwig XIII. belagerte die Stadt 1621 mehr als drei Monate lang vergeblich. 1629 kapitulierte Montauban, die Stadtmauern mussten völlig abgetragen werden. 206 Eventuell Place Nationale, der Hauptplatz von Montauban. 207 Der Bau der Kirche St. Jacques geht auf das 13. Jahrhundert zurück, den Zeitpunkt der Stadtgründung. Sie wurde im 16. Jahrhundert in den Religionskriegen beschädigt, Kardinal Richelieu befahl 1629 ihren Wiederaufbau. 208 Der Pont-Neuf wurde 1911-1913 über den Iarn gebaut. 209 Die Cathedrale Notre-Dame-de-l’Assomption von Montauban wurde ab 1692 erbaut, 1739 geweiht. 210 Siziliane oder sizilianische Stanze, eine aus Sizilien stammende Strophenform, achtzeilige Strophe (bei Pariser sind es zwei) aus Elfsilblern mit Betonung auf der 4. oder 6. und 10. Silbe und dem Reimschema abababab (doppelter Kreuzreim). 211 Die Sarabande wird erstmals in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Spanisch-Amerika erwähnt. Ende des 16. Jahrhunderts, in Spanien unter König Philipp I. war der wilde und laszive Paartanz mit anstößigen Texten zeitweise verboten. In Frankreich entwickelte sich die Sarabande im 17. Jahrhundert zu einem langsam-eleganten höfischen Tanz. 212 Informationen: DOW Spanienarchiv online; website http://www.amisdecazaux.fr/article-les-autrichiens-de-cazaux-debat-quatrieme-partie-les-bucherons-et-charbonniers-de-cazaux-debat-104838475.html Zugriff 26.2.2019; Irene Filip: Die Rettung der Fahne der XI. Internationalen Brigade. In: Mitteilungen der Alfred Klahr-Gesellschaft 3/2018, 7-10. 213 USC Shoah Foundation, Interview mit Irene Spiegel, undatiert. 214 „Weil er die Ziele einer mit Betätigungsverbot belegten Partei erheblich gefördert hatte“ und dafür zu 5 Monaten Arrest verurteilt worden war, schloss man Harry Spiegel per Schreiben des Unterrichtsministers Skrbensky vom 14.4.1936 von der Zulassung zu allen Prüfungen und der Verleihung