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genau, wo hungerleidende Familien leben, dazu kommt, dass kleine Kinder auf sich gestellt sind, während der Rest der Familie arbeitet. (Adivasi Resurgence, 21.11.2016) Machbarkeitswahn In den letzten Jahrzehnten entstand in Indien eine der größten gewaltlosen Widerstandsbewegungen, die Narmada Bachao Andolan („Rettet die Narmada“), um das gigantomanische Staudammprojekt Narmada Valley Project am Narmada-Fluss, einem der heiligen Flüsse Indiens, zu stoppen. Mittels 3200 Dämmen, 30 großen, 135 mittleren, Hunderten von kleinen, sollen aus der Narmada und ihren 41 Nebenflüssen eine abgestufte Folge von Staubecken entstehen — ein ganzes Gebiet wird zum Wundertraumland von Technikern, Ingenieuren, Projektmanagern. Damit ist die Zwangsvertreibung von rund 40 Millionen Menschen verbunden. Offiziell sind deutlich weniger veranschlagt, denn in die Berechnung der PAPs, Project Affected People, fließen nur die „unmittelbar Betroffenen“ ein. Der NBA war es als weltweit erster Organisation überhaupt zu erreichen gelungen, dass sich die Weltbank 1993 aus einem Projekt zurückzog, zwei Jahre später verfügte der Oberste Gerichtshof eine vorläufige Einstellung der Bauarbeiten, vier Jahre später wurde das Urteil gekippt. (Roy 2002:67ff). Modi, der die Verbundenheit mit Yoga und Natur zelebriert, bejubelte die Eröffnung des Sardar-Sarovar-Damms, des ersten Megastaudamms an der Narmada und weltweit zweitgrößten, an seinem 69. Geburtstag mit einem Gebet für die Göttin Narmada. Zwei Drittel der Vertriebenen sind Adivasi und Dalits. Das zerstörte Land war keine lebensfeindliche Wüste — wie man beim Anblick der Bilder nach der Errichtung des Staudamms meinen könnte — sondern fruchtbares Ackerland und von vor Leben strotzenden Wäldern bedeckt. In ihrem Essay „... dann ertrinken wir eben: Der Widerstand gegen das Narmada-Stauprojekt“ listet Roy penibel auf, dass es bei dem Staudamm nicht um die Versorgung der Armen mit Trinkwasser geht — und dass diese Gigantomanie vielleicht auch mit „uns“ zu tun hat. Roy schreibt von „faschistischer Mathematik“. Der Machbarkeitswahn tobt sich in jenen Ländern aus, in denen Menschenrechte mit Füßen getreten werden, Indien, Brasilien, China, Russland, Türkei. Als gäbe es die dort lebenden Menschen nicht. Wohin geht das Last Girl? Spenden! 1 Million Meals initiiert von Ruchira Gupta, der Begründerin der Selbsthilfeorganisation für Frauen in der Prostitution und ihre Töchter, Apne Aap Women Worldwide: Überweisungen über PayPal oder Kreditkarte https: //www.globalgiving.org/projects/ support-apne-aap-girls-during-covid-19-crisis/ mit Scheck: Apne Aap International, F.D.R. Station, PO. BOX 1376, New York, NY 10022 Ausgewählte Literatur. Auf Anfrage senden wir gerne ein Quellenverzeichnis zu. Apne Aap Women Worldwide https://apneaap.org/ Ambedkar, B.R.: Die Auslöschung des Kasten-Systems. Hg. und übersetzt durch sarini 2019. Anderson, Perry: Die indische Ideologie. Berlin: Berenberg 2014. Dreze, Jean/Sen, Amartya: Indien. Ein Land und seine Widersprüche. München: Ch. Beck 2014. Ecologise, 25.8.2016: Flashback: Arundhati Roy’s classic essay on the Narmada resistance. Roy, Arundhati: The Doctor and the Saint: Caste, Race, and Annihilation of Caste, the Debate Between B.R. Ambedkar and M.K. Gandhi. Chicago 2017, Haymarket Books, ein Projekt des Center for Economic Research and Social Change. Roy; Arundhati: Die Politik der Macht. München: Karl Blessing 2002. (Originalausgabe: The Cost of Living, 1999). Roy, Arundhati: Walking with the Comrades. 2010. Ubersetzt von Tlaxcala, dem internationalen Ubersetzernetzwerk fiir sprachliche Vielfalt. www. info.libertad.de Sudharak, Olwe: https://www.sudharakolwe.com Tidricks, Kathryn: Gandhi: A Political and Spiritual Life. PAPERBACKSHOP UK IMPORT, 2006. Voices From Red Light Despatch www.apneaap.org Youtube: The story behind the gang rape and murder of 8-year-old Muslim girl Asifa Bano. 21.4.2018 Dem Wiener Oswald Adler gelang nach Internierung in Dachau im Juli 1939 die Ausreise nach Triest. Ein Versuch, über Bengasi (Libyen) zu seinem Bruder nach Palästina zu gelangen, scheiterte. Er wurde 1940 nach Ferramonti deportiert, war anschließend als „internato civile di guerra“ in Zentralitalien, bevor er Mitte Mai 1944 nach Auschwitz verschleppt wurde. Auf fünf Monate in Auschwitz folgten fünf weitere Monate im KZ Groß-Rosen (Arbeitslager Riese). Nach dem Todesmarsch von GroßRosen ins KZ Flossenbürg starb Oswald Adler am 4. März 1945, wenige Wochen vor der Befreiung und vor seinem 25. Geburtstag. „Die Odyssee von Oswald Adler“ ist als Theaterstück zum Nachspielen für Schülerinnen und Schüler von Barbara Kintaert geschrieben. Neben der Wissensvermittlung und dem gedenkpolitischen Anliegen werden heutige soziale und gesellschaftspolitische Konflikte thematisiert. Barbara Kintaert: Die Odyssee von Oswald Adler (1920 — 1945). Theaterstück für Schülerinnen und Schüler in drei Sprachen. Wien: Praesens 2019. Ca. 230 S., brosch. € 19,90 In dt., ital. u. poln. Sprache mit zahlr. SW-Abb. Oktober 2020 27