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Die Bourgeoisie kann sich mit Schuschnigg verbünden, aber nie der „Stoßtrupp“. Anmerkungen 1 Der Republikanische Schutzbund umfasste zum Beispiel 1928 80.000 Mann, die in Gruppen (8-14 Mann), Züge (2-4 Gruppen), Kompanien (2-4 Züge), Bataillone (2-4 Kompanien) aufgeteilt waren. Dafür mussten Leiter und Kommandanten ausgebildet werden. Die Zentralleitung war in Wien. Jedes Bundesland hatte einen eigenen Kommandanten. 2 Die „Hochschülerschaft Österreichs“ war die offizielle Studentenvertretung im Austrofaschismus. Von 1919 — 1945 existierte parallel dazu die „Deutsche Studentenschaft“, die ab 1931 vom „Nationalen Deutschen Studentenbund“ beherrscht wurde. Im November 1945 wurde per Dekret die „Österreichische Hochschülerschaft“ errichtet. 3 Ob der I-Name Blitz stimmt? In den „Roten Studenten“ wird er auf S. 25 wie folgt erwähnt: „... illegaler Name für Ungar oder Unger, der Maschinenbau studierte, schon lange vor 1937 als „Trotzkist“ ausgeschlossen worden war und Österreich verlassen hatte.“ 4 Die „administrative Schikanen“ werden in „Die Roten Studenten“ von Marie Tidl näher beschriebe ($. 11-13): „...die Aufregung über die neue Studien- und Rigorosenordnung für die Hörer der Medizin ...“ (Reichspost vom 23. November 1927). Und: „Bekanntlich wollte die Regierung das Medizinstudium um ein Jahr verlängern, und für die Spitalsdiente, die die jungen Ärzte leisten, eine Bezahlung von 10 Schilling im Monat vornehmen. Beides würde vor allem die proletarischen Mediziner schwer treffen ...“ (Pariser Ausgabe der Arbeiter-Zeitung vom 4.Jänner 1938). 5 Karl Hermann Spitzy studierte von 1933 bis 1938 an der Wiener Universität Philosophie und Medizin, Mitglied der Waffen-SS, nach dem Krieg wegen seiner Penicillin-Forschungen international anerkannt. Freund von Albert Massiczek. Georg Tidl 6 Die Formulierung „letzte Prügelei“ im Jänner 1934 bezieht sich auf die Tatsache, dass unter Schuschnigg diese Prügeleien aufhörten. Siehe oben. 7 Die Passage zu „Josephinum“ findet sich auf einer Rückseite des Interviews Dr. Josef Friedler und wurde deshalb in diesen Text aufgenommen. Es ist eine Bleistift-Handschrift. Diese Ausführungen geben die damalige Meinung von Dr. Friedler wieder. Meine Mutter hat das Gespräch— wie fast alle dieser Gespriiche — live in Stenogramm festgehalten. Eigentlich war es eine Form von Eilschrift mit ganz persönlichen Kürzeln — auch für Stenogramm-Könner unlesbar. Sie fasste dann diese erste Version in Schreibschrift noch einmal zusammen, um sie dann maschinschriftlich in eine weiterverwendbare Form zu bringen. Diese letzte Fassung sprach sie dann mit den Interviewten noch einmal durch, so dass man den Text zu Recht als eine autorisierte Fassung ansehen kann. Auszüge des Interviews wurden in ihrem Buch „Die Roten Studenten“ abgedruckt. Zur Gänze ist das Interview noch nie erschienen. Für die vorliegende Fassung habe ich das Interview noch einmal bearbeitet, Wiederholungen gekürzt, notwendige Erklärungen eingefügt, die inhaltlichen Äußerungen aber konsequent beibehalten. Georg Tidl, Historiker, Publizist, Fernsehjournalist, stieß 1985 auf Ungereimtheiten im Lebenslauf des Kurt Waldheim, woraufhin er beim ORF mundtot gemacht wurde. Er betreute das Archiv des ORF und den Nachlass des Arbeiterdichters Alfons Petzold, betätigte sich als Librettist und Dramaturg, Gewerkschafter und Bezirksrat in Wien-Meidling. Von ihm erschien zuletzt das große Buch über seine Mutter: Marie Tial „Frieden Freiheit Frauenrechte“ (Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft 2018). Im Herbst 2021 wird sein Roman „Rene oder Der andere Weg“ im Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft erscheinen. „Nach der eigenen Schulkarriere geht es kurz zum Studium an die Universität und danach gleich wieder zurück an die Schule. Dort bleiben dann viele bis zur Pension. So sieht die Laufbahn von Lehrern (ausgenommen von vielen an berufsbildenden Schulen) häufig aus...“ So der Einleitungssatz zum Artikel „Lehrer gehen in die Wirtschaft“ (Die Presse, 9. Dezember 2020). Diesen Satz als Lehrerbashing zu bezeichnen geht vielleicht zu weit, aber er gibt eine weit verbreitete Meinung wieder: Die Lehrer sind oft Sozialromantiker, Gutmenschen, Grüne und haben keine Ahnung von der wirtschaftlichen Wirklichkeit. „... Das Projekt ‚Seitenwechsel‘ will das ändern ...“ „Seitenwechsel insinuiert, dass die Lehrer auf der anderen Seite stehen und auf die Seite der Wirtschaft wechseln sollen. Lehrerfortbildung ist eine von allen politischen Richtungen akzeptierte Forderung. Gerade in unserer schnelllebigen Zeit kann sich in einem langen Lehrerdasein fachspezifisch Vieles ändern. Ständig muss nachgerüstet werde. Vor allem die pädagogische und psychologische Ausbildung lässt zu wünschen übrig. Die früher für die Eingliederung in den Schulalltag wichtige zehnmonatige Vorbereitung — besser bekannt unter der Bezeichnung „Beiwagerl“ - ist aus Spargriinden schon so lange eingestellt, dass sich jüngere Schülergenerationen daran nicht mehr erinnern können. Auch im gesellschaftspolitischen Bereich und in Größerem Rahmen der Philosophie werden fortlaufend neue Ideen, Theorien, Gedanken entwickelt. Die Bedeutung des kategorischen Imperativs zu vermitteln ist wichtig, aber seither hat sich in diesen Gesellschafts bereichen viel geändert, und dem sollte durch eine neues eigenes Fach Rechnung getragen werden. Seit Jahrzehnten gibt es die Forderung nach einem neuen Unterrichtsfach „Politische Bildung“. Dafür wurden schon komplexe Lehrprogramme entwickelt - bis zu einzelnen Stundenbildern. Der ursprünglich angedachte Umfang von einer Wochenstunde wurde stark beschnitten und das Fach ist jetzt integrierter Bestandteil von „Geschichte, Sozialkunde, Politische Bildung“. Für alle diese und andere neue Vorschläge und Ideen gibt es kein Interesse, kein Geld, keine Personalressourcen. Aber jetzt gibt es „... Seitenwechsel. Die Initiative richtet sich an Lehrer, die an einer Mittelschule, an einem Gymnasium oder an einer Polytechnischen Schule arbeiten.“ (Die Presse, wie oben). Im „Kurier“ vom selben Tag wird unter der Überschrift „Von der Schule in die Wirtschaft und wieder zurück“ der Plan für den Wechsel genauer beschrieben. „In der Praxis wird der Austausch so aussehen: ‚Lehrerinnen und Lehrer bewerben sich über unsere Plattform bei einem Unternehmen, das dann entscheiden kann, ob es einen der Kandidaten anstellt — und wenn ja, welcher am besten passt. Die Lehrperson ist dann für ein Jahr in der Firma und bezieht von ihr das Einkommen in der Höhe ihres Lehrer-Bruttogehalts. Sie bekommt in diesem Jahr übrigens so viel Urlaub, wie in der jeweiligen Branche üblich. Die Lehrkraft wird in unterschiedlichen Bereichen eingesetzt Juni 2021 17