OCR
Fritz‘ Ehefrau Emilie (Milli) blieb mit ihrem kleinen Sohn in Eulau bei Bodenbach/Jilove u Podmokel.”° „Meine Mutter befindet sich zur Zeit noch im Flüchtlingslager Rozmital bei Prag“”', schreibt Helmut im Mai 1939. Elisabeth ging wieder nach Pirna zurück; sie wohnte dort bei ihrer („ehemaligen“) Schwiegertochter, unter Beobachtung der Polizei, die den Aufenthaltsort ihrer Söhne wissen wollte; sie wurde deswegen von 23.1.1940 bis 10.2.1940 in Dresden in „Schutzhaft“ genommen.” Die vier älteren der in England gelandeten Brüder traten 1942 in die Brigade der Tschechoslowakischen Exil-Regierung in der Britischen Armee ein, zuerst in der Infantry Training Company; Fritz, Herbert und Gottfried waren schließlich in der Engineers Company (Zenisty = Pioniere) der Czechoslovak Forces, Oskar beim Armoured Regiment (Panzer-Regiment).” Im Marz 1940 liierte sich Fritz mit Rosa Hekler, die 1936 mit einem ésterreichischen Pass eingereist war. Werner heiratete im September 1941 Brunhilde Hölzel, mit tschechoslowakischem Pass, Gottfried im Dezember 1943 Val, eine Engländerin, und Herbert im Juli 1944 Käthe, eine deutsche Staatsangehörige. Fritz schildert seine Erlebnisse an der Front: „Schlafe in einen von den deutschen für Unsere Sicherheit gebauten Bunker und zum Dank vernichten wir ihre Minenfelder, welche sie zum Schutz ihrer so wenigen noch in ihrem Besitz befindlichen Bunker gelegt haben ...“”* „Bin zurzeit wieder bei der Einheit... Hatten, bevor wir zur Einheit zurückgingen, mit Unseren Tankisten einen kleinen Angriff ... leider hatten wir paar Zenisten [Pioniere. Anm. E.F] dabei einen Offizier, tot, und zwei Verwundete. Zur festgesetzten Zeit beginnt Unsere Artillerie und die Mienenwerfer stimmen mit ein in ihr Konzert. Dann heißt es: vor, Unser Ziel ist eine Straßenkreuzung, welche wir zu endminen hatten. In kurzer Zeit, hatten wir, durch die Gärten laufend, durch Hecken kriechend, Unser Ziel die Straßenkreuzung vor uns, ein Spanischer Reiter versperrte den Weg, dahinter die Schützengräben und Bunker der Deutschen. Links an einem zur Hälfte von den Nazis unter Wasser gesetzten Gebiet rasen Unsere Tanks, ununterbrochen aus Geschützen und Maschienengewehren schießend durch, die Nazis sind durch diesen schnellen Durchbruch ihrer Stellungen so deprimiert, dass die Abwehr an Unserem Sektor ziemlich schnell zusammenbrach, ich war noch nicht mit dem Zerschneiden des Stacheldrahtverhaues fertig, da warteten schon die ersten Gefangenen, welche aus dem Bunker, die von Volltreffern durchschossen waren, wie ich mich später überzeugen konnte, herausrannten. Nachdem wir die StraBenkreuzung gesäubert, die Minen an die Seite gelegt hatten, die Granatlöcher auf der Straße ausgefüllt hatten, hieß es, die Häuser und Bunker von dem Ungeziefer, welches sich noch nicht ergeben hatte, zu säubern ... Durch Unsere Maschienengewehre gedeckt renne ich nach den Bunkern, alles o.k. das Gathause des Bauern, die Stallungen alles o.k. der Schützengraben leer, bis nach der Straße hatten sie einen viereckigen mit einer Decke verhängten Unterstand, die Decke beiseite ziehend repetieren und Hände hoch brüllen, der Kerl, welcher am Ausschussloch auf einen Unserer Tanks wartend sein Gewehr fallen lassend zitternd aus dem Graben auf die Straße springt, wo er von Unseren Leuten sofort empfangen wird. Der Witz, beim durch den Stacheldraht vorm Bunker Kriechen war mir Sand hinein in den Verschluss gekommen, so dass ich den Verschluss 22 _ ZWISCHENWELT nicht zu bekam, also nicht schießen konnte, einen Sniper ohne Waffe gefangengenommen, ein herrliches deutsches Armeerad mit Rückdritt welches er bei sich im Graben hatte, als Zugabe, großes Hallo, als ich mit diesem hinten ankam. Nachdem wir erst noch paar Gefangene gemacht hatten, ging es zur Einheit zurück.“ Fritz wollte immer lebende Gefangene machen, mit ihnen diskutieren, sie überzeugen, nicht für Hitler zu kämpfen, sondern gegen ihn.” Er fiel am 5 November 1944 in der vordersten Linie. „Fritz hat stets vermieden mit mir über Zukunftspläne zu sprechen“”, schrieb Gottfried an Rosa. Sein Tod hat ihm die Entscheidung abgenommen, zu welcher Frau, zu welchem Kind er nach dem Krieg heimkehren sollte. Der Präsident der Tschechoslowakischen Republik verlieh Fritz/ Bedfich Morche posthum das Väleeny Kfiz (Kriegs-Kreuz 1939) in memoriam. Begründung: Am 28.10.1944 vor Dunkerque beseitigte er feindliche Minenfelder und andere Hindernisse; nachdem er seine Aufgabe erfüllt hatte, schloss er sich einer Infanterie-Einheit an und bei dieser Gelegenheit nahm er den Stab einer Kompanie gefangen. Am 5.11.1944 beim Entfernen von Minen im östlichen Teil von Dunkerque geriet er in feindliches Minen-Feuer, aus dem er nicht mehr zurück kam. Ehre seinem Andenken. Oskar erhielt keinen Orden. „Oskar hatte in seinem Dienst eine Leistung vollbracht, welche ihm das Lob seiner Kameraden einbrachte. Montag früh Air raid allarm, plötzlich, es war ziemlich neblig, kommt ein Nazi Flugzeug aus den Wolken herunter. Als es wieder nach oben flog, gelang es Oskar aus seinem Maschienengewehr eine Salve in die Oberseite des Flugzeuges zu verfeuern, welches ungefähr 3 Minuten später brennent abstürzte, angeblich ist es aber vorher von Flak getroffen worden ...“78, schildert Fritz die Heldentat seines Bruders. Martin Krsek schreibt dazu: „Belohnt wurde er dafür mit dem Lob seiner tschechischen Kameraden und mit acht Tagen Sonderurlaub.“” Er war ein sehr stiller, bescheidener Mensch. „Nun mache Dir keine Sorgen um eine Beförderung von mir - ich glaube, wir haben schon einmal als ich auf Urlaub war über diese Lage gesprochen und daran hat sich bis zur Stunde nicht das geringste geändert im Gegenteil“?°, schreibt er in einem undatierten Brief. Ich interpretiere das so: Die Aussichten für einen Deutschen, in der tschechoslowakischen Armee befördert zu werden, sind im Laufe des Krieges geringer geworden (nachdem sich die Alliierten auf die Aussiedlung der Deutschen aus der Tschechoslowakei geeinigt hatten). Helmut war im April 1939 in die UdSSR emigriert. Er arbeitete von 1939 bis 1941 als Dreher-Lehrling im Traktorenwerk in Stalingrad. Im Herbst 1941 wurde er zusammen mit tschechoslowakischen Politemigranten nach Kasachstan evakuiert, wo er einige Zeit im Kolchos im Dorf Solowjewo des Syrjanowskij Bezirks arbeitete. Von 1942 bis 1944 arbeitete er als Schlosser im Autotransport der Syrjanowsker Erz-Verwaltung.*! „Er wurde im Januar 1945 bei Brn [Brno/Brünn] als Paruchutist zum Leiten einer Partisanenabteilung abgeworfen, war die letzte Nachricht über ihn. Erst Ende 1965 (damals bahnte sich auch in der CSR ein leiser Vorfrühling an) erhielt Herbert durch einen in Wünsdorfstationierten sowjetischen Major nähere Informationen über das Schicksal seines Bruders und konnte Kontakt zu seiner Witwe Gudrun herstellen, und indirekt auch zu einem Mann, der mit Helmut in Syrjanowsk