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von den Deutschen nach Treblinka deportiert. Es gibt keine Überlebenden. Am 15.3.1943 bringt der erste Transport aus dem von den Deutschen besetzten Thessaloniki 2.500 Juden und Jüdinnen nach Auschwitz. Es folgen 18 weitere Transporte. Bis zum 10.8.1943 werden 45.123 Juden und Jüdinnen nach Auschwitz deportiert. Die jüdische Gemeinde muss für die Fahrkosten aufkommen. Etwa 1.500 Deportierte erleben die Befreiung. Im August 1943 wird Hermann Neubacher „Sonderbevollmächtigter des Auswärtigen Amtes für den Südosten (Serbien, Montenegro, Albanien und Griechenland)“. Er spricht sich gegen das Massenmorden an Juden und Jüdinnen und an Geiseln aus, da dieses Vorgehen das systematische Ausplündern und die „Arisierungen“ behindere. Im März 1943 wechselt der Venizelist und führende General der EDES Stefanos Sarafıs zur ELAS. Ein Grund dürfte sein, dass sich Napoleon Zervas die EDES sukzessive in eine monarchistische Organisation umgewandelt hart. 23. und 24.3.1943 In einem offenen Brief an den Ministerpräsident Logothetopoulos und an die deutschen Besatzer protestiert der Erzbischof von Athen Damaskinos Papandreou, gleich nachdem er von den Deportationen aus Thessaloniki erfahren hat, gemeinsam mit 29 prominenten Persönlichkeiten universitärer und wissenschaftlicher Institutionen Athens gegen das Vorgehen gegen „unsere jüdischen Brüder“. April 1943 Ioannis Rallis wird Ministerpräsident der Kollaborationsregierung. Die ELAS erklart Deutschland offiziell den Krieg. 25.6.1943 Generalstreik gegen die Ermordung von Geiseln. Juli 1943 Bei Massenkundgebungen in Athen gegen die Annexionen durch Bulgarien kommen 70 DemonstrantInnen ums Leben. Juli bis August 1943 Die 1. Gebirgsdivision der Wehrmacht, in der eine große Zahl Österreicher dient, und die schon zuvor in Jugoslawien an Massenmorden beteiligt war, zerstört 184 Ortschaften und ermordet 1.759 ZivilistInnen. Herbst 1943 Ioannis Rallis gründet die Sicherheitsbataillone (Tagmata Asfaleias), welche die Besatzer unterstützen sollen. Sie sind dem Sicherheitsdienst der SS unterstellt. Circa 25.000 bis 30.000 Griechen werden in deren Reihen kämpfen. Nach der Befreiung kommen nur wenige Mitglieder vor Gericht, dafür werden die meisten in die griechische Gendarmerie eingegliedert. Am 3.9.1943 richten die italienischen Besatzer nahe Athen in Chaidari ein Gefangenenlager ein. September 1943 Nach dem Sturz Mussolinis und dem Kriegseintritt Italiens an der Seite der Alliierten besetzt die Wehrmacht die italienische Zone und beginnt mit der Deportation der dort lebenden Juden und Jüdinnen. Zuvor hat es aus diesen Zonen keine Deportationen gegeben. Das Strafbataillon 999 der Wehrmacht wird nach Griechenland verlegt. Etliche Soldaten schließen sich in Folge dem Widerstand an, darunter der österreichische Arbeiterschriftsteller Hans Just und der KPÖ-Funktionär August Pirker. 18.9.1943 werden schätzungsweise 2000 bis 4000 italienische Kriegsgefangene durch die 1. Gebirgsdivision der Wehrmacht auf der Insel Kefallonia ermordet. 15.10.1943 kommt es zu ersten Kämpfe zwischen ELAS und EDES. Der Bürgerkrieg beginnt. 18.10.1943 Großangelegte Aktionen der Wehrmacht in Zentralgriechenland. Am 20.10.1943 übernimmt die SS das Lager Chaidari und wandelt es in ein Konzentrationslager um. Für tausende Juden und Jüdinnen aus dem Süden des Landes und aus der Ägäis wird das Lager zum Durchgangslager in die Vernichtungslager. Zugleich ist Chaidari Ort für Folter und Verhör. Im KZ war circa für 2.000 bis 3.000 Gefangene Platz. Im Jahr seiner Existenz waren ungefähr 20.000 Menschen inhaftiert. Die meisten wurden weiter nach Deutschland deportiert. Auf den Schießständen des KZs wurden fast 2.000 Gefangene ermordet. Der Schriftsteller und Widerstandskämpfer "Themos Kornaros berichtet in seinem Roman „Leben auf Widerruf“ von seiner Haft. 13.12.1943 Beim Massaker von Kalavryta werden 677 Männer von der zumeist aus Österreichern bestehenden 117. Jäger-Division, die schon in Jugoslawien Massenmorde begangen hat, ermordet. Frauen und Kinder werden in eine Kirche getrieben, die angezündet wird. Die Eingesperrten können jedoch entkommen. Das Kloster Aghia Lavra, welches 1821 von Bedeutung war, wird ebenfalls zerstört. 1944 4.1.1944 Die EDES drängt bei einer Offensive die ELAS zurück. 15.2.1944 Waffenstillstand zwischen EAM und EDES. Gemeinsame Verurteilung von Kollaboration. 10.3.1944 Die EAM bildet das Politische Komitee der Nationalen Befreiung, PEEA (Politiki Epitropi Ethnikis Apeleftherosis). Der renommierte Verfassungsjurist und Sozialdemokrat Alexandros Svolos ist Vorsitzender. Die PEEA versteht sich als Gegenregierung zu den Kollaborateuren und zur Exilregierung. Sie wird, da sie aus Verstecken in den Bergen operiert, auch Bergregierung genannt. 23. bis 25.3.1944 Bei Großrazzien werden in Athen und anderen Regionen Juden und Jüdinnen verhaftet und über das KZ Chaidari nach Auschwitz deportiert. 10.4.1944. Ein Großteil der Griechischen Armee in Ägypten meutert. Die Mehrzahl der Offiziere und Soldaten fordert, dass sie dem PEEA unterstellt werden. Circa 5.000 Armeeangehérige werden von den Alliierten interniert. 26.4.1944 Georgios Papandreou wird Ministerpräsident der griechischen Exilregierung in Kairo. Im Mai 1944 wird bei der Libanon-Konferenz beschlossen, dass sich die PEEA der Regierung der Nationalen Einheit unter Georgios Papandreou anschließt, Alexandros Svolos, der ebenfalls an der Konferenz teilnimmt, wird Finanzminister. In Distomo werden am 10.6.1944 von der SS 218 Menschen ermordet, darunter viele Frauen, Greise, Kinder und Kleinkinder. August 1944 Der Hauptmann der griechischen Armee, Partisan und Jude Alberto Errara, der im April 1944 nach Auschwitz deportiert wurde, schafft es als Häftling des Sonderkommandos Fotoaufnahmen der Krematorien zu machen. Bevor er bei einem Fluchtversuch umkommt, können diese Fotografien aus dem Vernichtungslager geschmuggelt werden. August bis Oktober 1944 legen die Alliierten bei der Konferenz von Dumbarton Oaks fest, dass Griechenland nach der Befreiung zum britischen Einflussgebiet gehören soll. Im Herbst 1944 befinden sich in den Bezirken der „Ostmark“ 10.481 griechische Zwangs- und FremdarbeiterInnen, davon die Hälfte in Wien und der Rest vor allem in den Industriezentren der Steiermark, Nieder- und Oberdonaus. 7.10.1944. Aufstand in Auschwitz. Viele der Aufständischen sind griechische Häftlinge des Sonderkommandos. 12.10.1944. Wehrmacht zieht sich aus Athen zurück und liefert sich mit der ELAS Gefechte. Die EAM übernimmt die Stadt. 14.10.1944. Britische Truppen kommen gemeinsam mit der Exilregierung unter Georgios Papandreou nach Athen. 2.11.1944. Die letzten Wehrmachtsverbände verlassen Griechenland. Die Sicherheitsbataillone gewähren den sicheren Abzug. Auf Kreta und einzelnen Inseln bleiben isolierte Wehrmachtverbände zurück. Bis zum Abzug der Wehrmacht aus Griechenland Anfang November 1944 werden 58.886 bis 67.000 Juden und Jüdinnen aus Griechenland deportiert und ermordet. Um die 10.000 Juden und Jüdinnen überleben die Verfolgungen dank der Andarten der EAM, der Hilfe aus der nichtjüdischen Bevölkerung und, in Athen, dank der Interventionen des Erzbischofs Damaskinos Papandreou. Ende November 1944 Einführung der „Neuen Drachme“. Eine Drachme wird 50 Milliarden Besatzungsdrachmen gleichgesetzt. Juni 2021 77