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1955 bis 1963 der Konservative Konstantinos Karamanlis ist Ministerpräsident. Februar 1959 wird das Zürcher und Londoner Abkommen beschlossen. Der Zypern-Kontflikt soll dadurch beendet werden, dass die Insel eine unabhängige Republik wird. 1959 wird Max Merten, inzwischen prominenter Wirtschaftsanwalt, in Athen vor ein Gericht gestellt und zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Auf Druck der Regierung der BRD wird er jedoch ausgeliefert und kommt bald frei. Weiterhin werden KommunistInnen verfolgt und auf die Insel Jaros deportiert. Im November 1959 erfolgt in Griechenland die Amnestie für verurteilte Nazi-Kollaborateure. 18.3.1960 erhält Griechenland von der BRD im Rahmen eines Vertrages über Leistungen zugunsten griechischer Staatsangehöriger, die von nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen betroffen worden sind, 115 Millionen DM (circa 250 Millionen Euro). 22.5.1963 Bei einer Friedenskundgebung in Thessaloniki wird der Abgeordnete Grigoris Lambrakis von Rechtsextremen ermordet. Die Verschwörung rechtsgerichteter Militärs, welche hinter der Ermordung stehen, wird vom Untersuchungsrichter Christos Sartzetakis aufgedeckt. Zum Begräbnis von Grigoris Lambrakis kommen 500.000 Menschen. 14.9.1963 Generalinspekteur Mitsou und weitere hohe Offiziere werden wegen Beihilfe zum Mord an Lambrakis offiziell unter Anklage gestellt. Sie werden vom Dienst suspendiert. Oktober 1963 Es wird bekanntgegeben, dass der Lyriker und Diplomat Giorgos Seferis den Nobelpreis für Literatur erhält. Im November 1963 und im Februar 1964 Die „Enosis Kendrou“, die Zentrumsunion, ein Zusammenschluss von VenizelistInnen, Linksliberalen, aber auch Rechtsliberalen und NationalistInnen, gewinnt die Wahlen. 7.11.1963 Der Gründer der „Enosis Kendrou“, Georgios Papandreou, wird Ministerpräsident. Er lehnt das Zürcher und Londoner Abkommen ab und entsendet die Armee nach Zypern. 1964 Konstantin II. wird König. Nach anhaltenden Konflikten zwischen der griechischen und der türkischen Bevölkerung werden UN-Truppen auf Zypern stationiert. Die exilierte Schriftstellerin Melpo Axioti darf nach Griechenland zurückkehren. Die Zentrumsunion erhält bei den Parlamentswahlen 54% der Stimmen. 1965 kommt es zum offenen Konflikt zwischen König und Regierung und zur Regierungskrise. Massenkundgebungen zur Unterstützung Papandreous Juli 1965 Der König setzt den Ministerpräsidenten ab. Papandreou kann einen Termin für Neuwahlen für Mai 1967 durchsetzen. 1967 bis 1974 Am 21.4.1967 erfolgt der Putsch einer kleinen Gruppe rechtsextremer Militärs, darunter Oberst Georgios Papadopoulos. Dieser Putsch wird von einem Großteil der Armee und vom König unterstützt. Der König stimmt zu, dass die Freiheitsrechte aufgehoben und der Belagerungszustand ausgerufen wird. Ministerpräsident wird der rechtsgerichtete Konstantinos Kollias, der 1963 als Generalstaatsanwalt versucht hat, die Mörder Lambrakis zu schützen. Noch in der Nacht des Putsches erfolgt die Verhaftung Georgios Papandreous, vieler prominenter liberaler, republikanischer, linker und vor allem kommunistischen PolitikerInnen, AktivistInnen und Intellektuellen. Circa 8.000 Menschen finden sich in zu Gefängnissen umfunktionierten Sportstadien wieder, die meisten von ihnen werden auf die Gefangeneninsel Jaros deportiert. Einer der Ersten, die verhaftet werden, ist Giannis Ritsos. Am 13.12.1967 versucht der König die Militärregierung zu stürzen, scheitert und flüchtet ins Exil. Oberst Georgios Papadopoulos wird Regierungschef und regiert als Diktator. September 1968 Die wegen des Mordes an Lambrakis beurlaubten hohen Offiziere werden rehabilitiert. 29.3.1969 Der Nobelpreisträger Giorgos Seferis protestiert auf BBC World Servive öffentlich gegen die Militärdiktatur. 27.5.1969. Damaskinos Papandreou wird posthum von Yad Vashem mit der Auszeichnung Gerechter unter den Völkern geehrt. Insgesamt erhalten 355 GriechInnen zwischen 1969 und 2019 diese Auszeichnung, Griechenland tritt aus dem Europarat aus. 22.9.1971 Das Begräbnis von Giorgos Serefis wird zu einer Massenkundgebung gegen die Diktatur. 1973 nach einem Putschversuch monarchistischer Offiziere schafft Papadopoulos im August die Monarchie ab und kündigt freie Wahlen an. Am 17.11.1973 kommt es an den Universitäten des Landes zu massiven StudentInnenprotesten, welche von der Armee brutal niedergeschlagen werden. In den folgenden Tagen wird Papadopulos vom Hardliner und Chef des Geheimdienstes General Dimitrios loannidis gestürzt. Dieser ernennt General Faidon Gizikis zum neuen Präsidenten. 1974 bis 2020 15.7. 1974. Dimitrois Ioannidis organisiert einen Putsch in Zypern, bei dem die Regierung des Erzbischof Makarios III. gestürzt wird. Die Insel soll sich nun Griechenland anschließen. 20.7.1974 Türkische Truppen besetzen den Norden der Insel, setzen die Regierung Makarios wieder ein. In Athen folgt nach diesem Debakel ein Putsch royalistischer Offiziere gegen Ioannidis. Konstantinos Karamanlis wird aus dem Pariser Exil zurückgerufen und am 25.7. Ministerpräsident und bis 1980 mehrfach wieder gewählt. Griechenland tritt wegen der Zypernkrise aus der NATO aus. Die Verfassung von 1952 wird wieder etabliert, die KKE wieder zugelassen. Die Volksabstimmung vom 8.12.1974 bestätigt die Republik. 14.1.1975 Ioannidis wird wegen seiner Verbrechen zum Tode verurteilt und zu lebenslanger Haft begnadigt, es kommt zu mehreren Prozessen. Viele 1949 und später exilierte GriechInnen kehren in ihre Heimat zurück. 9.7.1975 Griechenland gibt sich eine republikanische Verfassung. 1976 beginnen, nach einem ersten Anlauf 1958, die Verhandlungen zur Aufnahme in die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, EWG. Am 1.1.1981 wird Griechenland als 10. Land Mitglied der EWG. Das Land tritt auch wieder der NATO bei. 1985 wird der parteilose Richter Christos Sartzetakis zum Staatspräsidenten gewählt. Er bleibt bis 1990 im Amt. 1990 Nach der deutschen Wiedervereinigung im Oktober protestiert viele GriechInnen gegen die ausbleibende Wiederaufnahme der Reparationsverhandlungen. Am 11.11. stirbt Giannis Ritsos. 15.9.1991 Die Jugoslawische Teilrepublik Mazedonien erklart ihre Unabhängigkeit. Die griechische Regierung verweigert vorerst wegen Namensgebung und Staatsflagge die Anerkennung. 1994 Griechenland verhängt eine Handelsblockade gegen die neue Republik, welche sich bald, als Kompromiss, in Former Yugoslav Republic Of Macedonia, FYROM, umbenennt. Es kommt in ganz Griechenland zu antimazedonischen und nationalistischen Massenprotesten. Circa 3% der GriechInnen hat als Muttersprache entweder Aromunisch (rumänischer Dialekt), Arvanitika (albanischer Dialekt), Bulgarisch, Zakonisch (dorischer Dialekt), Türkisch und besitzen keine Minderheiten- oder Volksgruppenrechte, da seit den Verträgen von Lausanne die Minderheiten ausschließlich durch ihre Religionszugehörigkeit definiert werden. Die größte muslimische Bevölkerung lebt in Ihrakien, wo ihr ein Drittel der circa 360.000 BewohnerInnen angehört. Die meisten Mitglieder der muslimischen Minderheit in Thrakien sind SunnitInnen, wobei es auch Bektaschi gibt. Zwei Drittel der Muslime in Thrakien sprechen türkisch, ein Drittel sind sogenannte PomakInnen und sprechen Bulgarisch. Die Juni 2021 79