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2 Isa Strasser, Land ohne Schlaf. Roman, Wien 1970. 3 Joseph Buttinger: Nachwort, in: Strasser, Land; Muriel Gardiner: Deckname „Mary“. Erinnerungen einer Amerikanerin im österreichischen Untergrund, Wien 1989, 61 und 96. 4 Folgend werden die Zitate aus dem Buch Land ohne Schlaf im Text in Klammern zitiert. 5 Ruth Mayenburg: Blaues Blut und rote Fahnen. Revolutionäres Frauenleben zwischen Wien, Berlin und Moskau, Wien u.a. 1969. 6 Josef Strasser: Der Arbeiter und die Nation. [1912]. Anhang: Schriften zum Austromarxismus, Wien 1982. 7 Gabriella Hauch: „Es ist notwendig, dass klar und offen gesprochen wird.“ Josef Strasser (1870 — 1935), ein demokratischer Kommunist in Österreich, in: Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung 2018, 61-78, hier 67-72. Die Strassers migrierten ohne Kinder, die bei Mutter Schwartzkoppen in Jena blieben. 8 Angela Steidle: Poetik der Biographie, Berlin 2019, 80 f. 9 Zum Beispiel: Ljudmila Petruschewskaja: Das Mädchen aus dem Hotel Metropol. Roman, Frankfurt am Main 2019; Eugen Ruge: Metropol. Roman, Hamburg 2019. 10 Die Familiengeschichten der Strassers (Josef, Nadja, Isa, Peter, Lieselotte, Jenny und Maria) sind der rote Faden meiner Geschichte der österreichischen Linken im europäischen Kontext, an der ich derzeit arbeite; vgl. Gabriella Hauch: „Besiegt ist, wer nie den Kampf aufgenommen, wer ihn nie gewollt.“ Nadja Strasser, geb. Neoma Ramm (1871 — 1955), in: Werner M. Schwarz/Ingo Zechner (Hg.): Die helle und die dunkle Seite der Moderne. Festschrift für Siegfried Mattl, Wien/Berlin 2014, 162-171. 11 Walter Benjamin: Moskauer Tagebuch. Mit einem Vorwort von Gershom Scholem, Frankfurt am Main 1980, 49. 12 Bini Adamczak: GESTERN MORGEN über die einsamkeit kommunistischer gespenster und die rekonstruktion der zukunft, 3. Aufl., Münster 2015, 115. 13 Reiner Tosstorff: Profintern: Die Rote Gewerkschaftsinternationale 1920 — 1937, Paderborn/München u.a. 2004, 344 f. Hasan Softic 14 Isa Strasser: Arbeiterin und Gewerkschaft (Bibliothek der Roten Gewerkschaftsinternationale 28), Berlin 1924; Isa Strasser: Frauenarbeit und Rationalisierung, Moskau/Berlin 1927. 15 Isa Strasser: Josef Strasser zu seinem 100. Geburtstag, 7, in: VGA Parteiarchiv, L. 24, M. 10. 16 Josef Strasser: Die Musterpartei der internationalen Sozialdemokratie, in: Internationale Presse-Korrespondenz der Kommunistischen Internationale (dt.) 1925, Nr. 2; Gabriella Hauch: Gedanken über Revolution. Zu Geschlecht und politischer Transformation, in: Werkblatt 82. Zeitschrift für Psychoanalyse und Gesellschaftskritik 36 (2019) 1, 78-86. 17 Michail Ryklin: Der rote Oktober, in: Ryklin, Michail: Kommunismus als Religion. Die Intellektuellen und die Oktoberrevolution, Frankfurt am Main/Leipzig 2008, 11-50. 18 Isa Strasser an Leo Trotzki, 3.06.1929. Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW), Sammlung Trotzki, R/536. 19 Isa Strasser: Brief an den Leser, in: Isa Strasser: Land ohne Schlaf, Wien 1970, 7-10. Gabriella Hauch ist Universitätsprofessorin für Geschichte der Neuzeit/Frauen- und Geschlechtergeschichte an der Universität Wien; 2000-2011 Gründungsprofessorin des Instituts für Frauen- und Geschlechterforschung an der Universität Linz; Co-Leiterin der Arbeitsgruppe frauenwahlrecht.at: Ausstellung und Buch „Sie meinen es politisch!“ 100 Jahre Frauenwahlrecht, Volkskundemuseum Wien. Gemeinsam mit Karl Fallend erschien 2020 der Band „Aus der Sintflut einige Tauben“. Zu Leben und Werk von Elisabeth Schilder (1904-1983) in der Schriftenreihe zur Geschichte der Sozialarbeit und Sozialarbeitsforschung Löcker Verlag. Im Jahr 1987 veröffentlicht die Sarajevoer Band Zabranjeno PuS$enje (zu Deutsch: Rauchen verboten) das Lied Dan Republike (Tag der Republik), in welchem sich der betrunkene Hauptprotagonist zur Feier des jugoslawischen Nationalfeiertags am 29. November an seine Erlebnisse als Tito-Partisane erinnert. Um seinen Kindern und deren Nachkommen ein besseres Leben zu garantieren, sei er durch kalte Flüsse gewatet und hätte Rinde von Bäumen gegessen, so seine Schilderungen. Das Lied endet mit der Aufforderung seiner Frau, er solle doch leiser reden, man würde ihn schon überall hören, und endlich auch die Fenster schließen, da die Heizung nicht funktioniere. Könnte man zu Beginn des Liedes noch meinen, es handle sich um eine Glorifizierung Jugoslawiens, wird den Hörern und Hörerinnen schnell bewusst, dass es vielmehr ein Aufzeigen jugoslawischer Fehlentwicklungen und Krisen ist, die im Erscheinungsjahr dieses Stücks in der Tat nicht von der Hand zu weisen waren. Unter anderem diese Krisen sollten nur wenige Jahre später zur Desintegration des Vielvölkerstaates führen. Der Kriegsausbruch vor genau drei Jahrzehnten stellte schließlich nur den Kulminationspunkt eines jahrzehntelang schwelenden Nationalismus sowie einer diesen überaus begünstigenden ökonomischen Krise dar. Konnte man irredentistische Tendenzen lange Zeit unterdrücken und die wirtschaftliche Schieflage vor der Bevölkerung größtenteils verschweigen, trat beides nach dem Tod Titos im Mai 1980 immer stärker an die Oberfläche. 16 _ZWISCHENWELT Doch sowohl die soziopolitischen als auch die wirtschaftlichen Probleme waren vorwiegend hausgemacht. Der nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs entstandene Staat unter der Führung Josip Broz Titos — seines Zeichens Präsident auf Lebenszeit — war rasch bemüht, politische Gegner und Gegnerinnen zu verfolgen, zu inhaftieren und oft auch hinzurichten; bis zum Verbot der Todesstrafe Ende 1945 exekutierte man rund 70.000 Menschen, von denen man wusste oder annahm, dass sie dem neuen Regime gegenüber oppositionell eingestellt waren. Zwar eliminierte man damit den politischen Widerstand, in den Köpfen der Nachkommen entstand aber die Frage nach der Legitimität eines Systems, das Oppositionelle liquidierte und unter Gewaltandrohung zum Schweigen brachte. Diese nie aufgearbeiteten Exekutionen würden sich in weiterer Folge zu einer geschichtspolitischen Zeitbombe entwickeln, wie die Südosteuropa-Expertin Marie-Janine Calie festhält. Wirtschaftlich entfaltete sich die junge Vielvölkernation anfangs hingegen noch sehr gut und schnell. War es in den 1950er-Jahren ein enormer Zuwachs an Produktivität und eine überaus günstige Weltkonjunktur, waren es rund eine Dekade später Dezentralisierungsmaßnahmen, die Einführung basisdemokratischer Prinzipien und eine Öffnung des Landes, die dafür sorgten, dass sich der Lebensstandard breiter Bevölkerungsschichten verbesserte.