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Theodor Kramer Preis für Schreiben im Widerstand und im Exil Die Theodor Kramer Gesellschaft vergibt seit 2001 alljährlich den Theodor Kramer Preis für Schreiben im Widerstand und im Exil. Gewürdigt werden soll mit ihm nicht die literarische Qualität allein, sondern darüber hinaus die Haltung und das Schicksal der Preisträgerin oder des Preisträgers. Theodor Kramer schrieb am 20. November 1955 aus Guildford an den Germanisten Harry Zohn (USA): In Österreich scheint man Rückkehr als Bedingung zu stellen dafür, dass man Notiz nimmt von meinem Werk. Dass Österreich eine eigene Diktatur hatte und an der Naziherrschaft nicht unschuldig war, davon will man durchaus ganz und gar überhaupt nichts mehr hören, ein Emigrant hat einen Buckel zu machen. 1957 ist Theodor Kramer nach Österreich zurückgekehrt, und am 15. Mai 1958 wurde ihm in der Tat ein österreichischer Literaturpreis, der Preis der Stadt Wien, zugesprochen. Allerdings war Kramer bereits am 3. April 1958 in Wien verstorben. In all den Jahren der Zweiten Republik wurden aus Österreich vertriebene Autorinnen und Autoren höchst selten und nur dann mit Preisen bedacht, wenn sie entweder international schon vielfach preisgekrönt waren oder aber ihren Wohnsitz wieder in Österreich aufgeschlagen hatten. Spät erst wurde der Theodor Kramer Preis für Schreiben im Widerstand und im Exil gestiftet, doch ist Verspätung kein Grund, Notwendiges zu unterlassen. Mit diesem Preis wird nicht nur große Literatur gewürdigt, die im Widerstand und im Exil entstanden ist und entsteht. Die Theodor Kramer Gesellschaft setzt zugleich ein Zeichen, dass in Österreich nicht alles in eine Richtung verläuft, dass dies ein Land mit seinem Widerspruch ist und im Widerspruch und Ringen mit sich selbst auch weiterschreitet. PreisträgerInnen — IV ZWISCHENWELT Stella Rotenberg (2001), Alfredo Bauer und Fritz Kalmar (2002), Fred Wander (2003) Michael Guttenbrunner (2004), Georg Stefan Troller (2005), Milo Dor (posthum) und Robert Sommer (2006), Jakov Lind (posthum, 2007), Tuvia Rübner (2008), Josef Burg und Ilana Shmueli (2009), Elazar Benyoätz (2010), Ruth Klüger (2011), Eva Kollisch (2012), Margit Bartfeld-Feller und Manfred Wieninger (2013), Herbert Kuhner (2014), Hazel Rosenstrauch (2015), Stefan Horvath und Gerhard Scheit (2016), Nahid Bagheri-Goldschmied und Renate Welsh-Rabady (2017), Lore Segal (2018), Claudia Erdheim und Martin Pollack (2019), Erich Hackl (2020), Eva Geber und Richard Schuberth (2021) Der Preis wird vom Land Niederösterreich, der Stadt Wien und dem Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport gefördert. Keramik „Die Lesende“: Willi Pechtl