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Siglinde Bolbecher Nadelstich Gedichte Mit einem Nachwort von Konstantin Kaiser und Herbert Staud THEODOR KRAMER GESELLSCHAFT Jan Kuhlbrodt (Hamburg) wies in „Fix- poetry“ auf die eruptive Dringlichkeit der Gedichte Siglinde Bolbechers und ihr faszinierendes „Changieren zwischen Leichtigkeit und Ernst“ hin. Daniela Strigl sah Bolbechers Liebesgedichte in der Wochenschrift „Die Furche“ (Wien) „schmerzhaft-abgeklärt von Verwirrungen und Niederlagen, vom Ankommen im glücklichen Augenblick und von den Aufbrüchen eines Ich, dem die Nacht Zuhause ist.“ Monika Vasik in „Podium“ (Wien) verstand die Gedichte als „Zeugnis einer vielfach Brennenden, in dem Privates, das Erleben von Liebe, Sinnlichkeit, auch Enttäuschung, nicht vom Nichtprivaten getrennt werden kann“ - ein Bauen von Welten „zwischen schmal und ganz“. Und schloss mit den Worten: „Siglinde Bolbechers weise Gedichte werden bleiben.“ Siglinde Bolbecher hat ein großes Werk angehäuft. Ihr geistiger und physischer Kampf für die Aufarbeitung der Geschichte des Exils und Widerstands gegen den Nationalsozialismus war auch ein Kampf für das Lebendighalten dieser Geschichte und ein Streben nach Selbsterkenntnis. Leben bekam diese Geschichte, weil Siglinde den damit verbundenen Geschichten Leben einhauchte — indem sie Verschollenes wieder zur Geltung brachte, auf die Menschen verwies, den Dialog mit ihrem Leben und Werk suchte, und dort, wo es noch möglich war, auch die persönliche Begegnung. Siglindes Lebenswerk ist mit dem vorliegenden Lyrikband um eine Faceite reicher. [...] Konstantin Kaiser, Herbert Staud. Siglinde Bolbecher, Historikerin, Exilforscherin, Lyrikerin, Mitbegründerin und stellvertretende Vorsitzende der Iheodor Kramer Gesellschaft. Mitherausgeberin der Zeitschrift Zwischenwelt. Leiterin der Frauen-Arbeitsgemeinschaft in der Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung. Zahlreiche Studien und Beiträge zur österreichischen Fxilliteratur und Zeitgeschichte. 2012, kurz vor ihrem Tod, wurde Siglinde Bolbecher mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet. Unter anderem Herausgeberin der gesammelten Gedichte von Stella Rotenberg, des Jahrbuchs Zwischenwelt Band 9, Frauen im Exil (2007), Mitverfasserin des „Lexikons der österreichischen Exilliteratur“ (Wien 2000), „Subjekt des Erinnerns?“ (Wien 2012) und „Für und wider in dieser Zeit.“ Die Editorials der Zeitschrift Zwischenwelt (1993-2012) (Wien 2014). Siglinde Bolbecher ist am 6. Juli 2012 in Wien verstorben. Siglinde Bolbecher: Nadelstich. Gedichte. Herausgeber: Konstantin Kaiser, Herbert Staud. MitherausgeberlInnen: Alexander Emanuely, Lydia Mischkulnig. (Reihe: Nadelstiche Band 1) Wien: Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft 2013. 96 Seiten, ISBN 978-3-901602-50-4 Euro 12, VI ZWISCHENWELT Foto: Willi Pechtl, Wien, 2005