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Kloster des Metropoliten von Trikala haben versprochen einmal nach Stein zu kommen, um den Ort persönlich zu sehen wo ihr „Vater“ gerettet wurde. Die Versuche des Verfassers, die Zelle im Gefängnis genau zu lokalisieren, sind bislang gescheitert, doch wer weiß. Jahrzehntelang hat niemand gewusst, dass die meisten Geschichten über das Gefängnis Stein auf Griechisch erschienen sind. Robert Streibel Anmerkungen 1 Ein Teil des Kreuzes von Griechenland: persönlicher Einsatz im Kampf gegen die Besatzer. (http://deu.world-war.ru/ein-teil-des-kreuzes-von-griechenland-personlicher-einsatz-im-kampf-gegen-die-besatzer/ aufgerufen 24.7.2021). 2 Feuerreiter 6.1.1965. S.4-7. 3 Feuerreiter 3 6.2.1965. S.24. 4 Feuerreiter 5 6.3.1965. $.28. 5 (Anm. d. Ü.) Matthäus (28, 20). 6 Stentor ist eine Figur der griechischen Mythologie. Er wird in der Ilias einmal erwähnt Stentors Name wird seit der Antike (bereits von Aristoteles) sprichwörtlich für Menschen mit einer lauten Stimme be nutzt („Stentorstimme“) Der Blick von außen kann neue Perspektiven und Zusammenhänge erschließen. Selbstverständlich nur dann, wenn dieser Blick erkannt und auch entsprechend interpretiert wird. Der Blick zweier griechischer Widerstandskämpferinnen auf die Geschehnisse in Krems in den Jahren 1944 und 1945 wurde lange nicht erwidert und auch nicht interpretiert, denn beide Schilderungen lagen auf Griechisch vor und blieben somit unentdeckt. Die Erinnerungen von Mary Parianou: Maipn Napiavou, Maptupies atté thv Avtiotaon kal Tn pukakr) (1941-1945) waren 2007 in einem Athener Verlag erschienen, editiert und bearbeitet von Maria Spiliotopoulou. (Zeugnisse aus dem Widerstand und dem Gefängnis (1941-1945)). Die Erinnerungen von Sofia Mavrakis sind bisher auch in Griechisch nicht publiziert und wurden dem Verfasser von der Familie zur Verfügung gestellt. Dass beide Texte aus dem Griechischen von Marianna Chalari übersetzt werden konnten, ist einem Projekt des Österreichischen Zukunftsfonds zu verdanken. Zum ersten Mal wird hier der Blick von zwei Griechinnen auf die Stadt Krems/Stein in den Jahren 1944/45 zugänglich gemacht. Auf die Erinnerungen von Mary Parianou hat den Verfasser die griechische Historikerin Annita Panaretou aufmerksam gemacht, auf die unveröffentlichte Autobiographie von Sofia Mavrakis stieß der Verfasser im Zuge der Herausgabe der deutschen Übersetzung ihres Ehemannes Antonis Mavrakis. Erst als die Übersetzung und der Kommentar des 1984 von Adonis Sanoudakis geschriebenen Buches in Druck war, konnte der Kontakt mit der Familie Mavrakis in Kreta hergestellt werden, die das Manuskript zur Verfügung gestellt hat. Die einmalige Chance, die Erinnerung des Ehepaares Mavrakis in einem Band zu veröffentlichen, war damit zwar vertan, doch die Teile über Krems und Stein von Sofia Mavrakis werden zumindest als Hörbuch, eingesprochen von Bettina Rossbacher noch 2021 vorliegen. Beide Frauen wurden 1943 in Athen verhaftet und repräsentieren zwei unterschiedliche Strömungen des griechischen Widerstandes. Sofia, 1920 geboren, hatte wie ihr Mann Nikos in der Griechischen Bank gewerkschaftlich gearbeitet und war nach der Gedenkfeier am 28. Oktober 1943 für die Kollegen, die an der albanischen Front gefallen waren, ins Visier der Gestapo gekommen. Mary Parianou wurde 1924 geboren und war mit Charalambos Koutsogiannopoulos, dem Marineoffizier a.D. und Anführer der Organisation Prometheus I, verlobt. Er warb sie 1941 für den Widerstand an. Prometheus war eine der ersten Widerstandsgruppen in Griechenland, die im Rahmen der Pläne der britischen SOE agierte und größtenteils aus Marineofhizieren bestand. Koutsogiannopoulos übernahm später die Führung. Die Organisation hat verschiedene Sabotageaktionen, vor allem im Hafen von Piräus, durchgeführt und Widerstandsgruppen unterstützt, aber auch den Alliierten sehr hilfreiche Informationen mitgeteilt, insbesondere in Bezug auf die Bewegungen der Konvois der Achsenmächte im Mittelmeer. Sehr wichtig war auch die Vermittlung der Organisation zwischen den Briten und den Widerstandskämpfern, den „Andartes“ von ELAS und EDES, hinsichtlich der Sprengung der Gorgopotamos-Brücke im November 1942. Im Februar 1943 wurde das Netzwerk der Organisation durch die Verhaftung von Koutsogiannopoulos, zwei Mitarbeitern und Mary Parianou ausgehoben. Koutsogiannopoulos ist die Flucht in die Türkei gelungen, die zwei Mitarbeiter wurden hingerichtet, Parianou wurde in Athen ins Gefängnis gesperrt und im Frühling 1944 zur Zwangsarbeit nach Österreich abtransportiert. Sofia Mavrakis dürfte zwei Monate nach ihrem Mann im Juni 1944 in einem Gefangenentransport gemeinsam mit Mary Parianou nach Wien und Stein gebracht worden sein. Über die Fahrt schreibt sie: Wir standen eng aneinandergedrängt, und eine Toilette gab es auf diesem Waggon nicht. Draufen gab es immer wieder bewaffnete Konfrontationen mit den Andarten. Die Fensteröffnungen waren abgedeckt worden. Wir konnten überhaupt nichts sehen. Die Posten drohten uns mit der sofortigen Erschießung, falls die Andarten kämen. Angst und Terror herrschten.' Maria Parianou schildert unter anderem von dieser Zugfahrt in einem Viehwaggon eine erschiitternde Situation an der ungarischen Grenze. In zwei von den vorderen Wagen befanden sich italienische Gefangene — fast nackt, nur in Unterhemd und Unterhose. Die deutschen Aufsehern erhielten Verpflegung. Vor unserem Waggon stand ein Aufseher um die 20 Jahre alt (...) Nachdem der Aufseher Essen in einem Menage-Geschirr und Brot bekommen hatte, ist ein Italiener auf ihn zugegangen. ‚Hunger‘, sagte er. Ich weiß nicht warum, aber der Aufseher hat ihm etwas abgegeben. Ein deutscher Offizier stand November 2021 39