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Das Schifflein schwingt sich hin und her ade Mein Schatz, den siach i nimmermehr adedadeade Aaade lebe wohl! Ein Dienstmädchen (sie winkt dem Schiff nach) Pfiati Gott, Franz! Jetzt seh ich dich auch nimmer mehr! Pfıati Gott! Komm bald wieder! Franz! Bleib net so lang fort! Zwei Jahr höchstens! Net länger! Besser kürzer! — Zwei Jahr hat er unterschrieben. Für zwei Jahr hat er sich verpflichtet, beim König Otto als Soldat. Als Schutzmacht für den Prinzen Otto hat er sich anwerben lassen. Und jetzt fahrt er runter nach Griechenland zu die Türken, also an die Grenze von die Türken. — Wir haben sie rausgehaut, die Türken, und er fahrt runter zu die Türken. Das ist furchtbar. — Als Schutzmacht für den Otto. Aber wieso, frag ich euch? Wieso wird ein bayrischer Prinz König von Griechenland? Der Otto ist ja ein Bayer. - Ein König wird doch geboren. Aus einem Geschlecht, aus einem Königsgeschlecht. Und so ein Geschlecht, des wachst ja irgendwo. Und dort, wo des wachst, tut es dann herrschen. Oder? Hab ich immer glaubt. Aber wissen tu ichs net. Aber wenn das so ist, wie ich des glaubt hab, dann wachst ja in Griechenland auch ein Geschlecht, was dann in Griechenland herrschen tut — und wenn dann dort der König Otto aus Bayern ist, dann ist das ein Problem. — Vielleicht braucht er deswegen eine Schutzmacht. 3000 Soldaten sollns sein. Aber geheifSen hat es, für die Befestigung von die Grenzen — als Schutz gegen die Türken, weil die die Grenzen allerweil überfallen. Des Griechenland ist ja ein ganz neues Land. Die sind ja erst 10 Jahr alt - oder? — Lass mich einmal nachrechnen: Heut haben wir 1832 — Genau, und vor 10 Jahr haben die sich ja befreit, die Griechen, von die Türken. Damals wollt der Franz ja auch schon hin. Aber freiwillig. Weil damals hat er in Augsburg sein Gesellen gemacht — und da hat er in der Augsburger Zeitung gelesen: „Freiheitsliebende Männer, kommet alle nach Griechenland! Helfet den tapferen Griechen, ihr Land von den Osmanen zu befreien.“ Und da sind viele gefahren: von Augsburg, von Frankfurt, von Hamburg, sogar von Paris und London! Aber der Franz hat noch nicht weg können, er hat ja noch nicht den Gesellen gehabt, er hat ja noch nicht auf Walz gehen dürfen. I war ja so froh. Aber ihm hat es leid getan. Weil damals haben sich die Griechen befreit und a — psst!- Demokratie errichtet. Se haben sich ein Beispiel genommen an dera amerikanischen Unabhängigkeitserklärung. So eine Demokratie haben sie sich gemacht. Sie selber, die Griechen. — Und wieso da jetzt wieder ein König herrschen soll, weiß ich net, und a bayrischer, also ein fremdländischer, also für die Griechen a fremdländischer König noch dazu! — Das versteh ich nicht. Aber vielleicht können wir Unteren das halt nicht verstehen, was die Oberen allerweil machen. Deswegen ist vielleicht besser, man macht sich da gar keine Gedanken drüber. Es ist halt nur, weil ich eine Angst hab um den Franz. Wir sind ja schon 20 Jahr verlobt. Und jetzt möcht ich halt schon einmal heiraten. Wir haben ja bisher nicht dürfen, weil uns allerweil die Aussteuer gefehlt hat. Der Mann muss ja nachweisen, dass er einen Hausstand gründen kann. Das muss er ja amtlich nachweisen. Und das ist ihm halt bisher nicht ausgegangen. Und jetzt, mit dem Sold vom König Otto geht das nachher, wenn er überhaupt zurückkommt, als Lebendiger. An die Grenzen zu de Türken wird ja wahrscheinlich auch geschossen. Eine Mauer werden sie ja wahrscheinlich nicht bauen. Eine so eine chinesische Mauer gegen die Türken. Mei Franz! Spiel nur nicht den Helden! Das hast nicht nötig. Ich kenn dich ja!. Bleib schön in die hintern Reihen!. Aber wenn er vielleicht doch zum persönlichen Schutz vom Otto bestellt wird? Das wär vielleicht nicht so gefährlich. Höchstens wenn ein griechisches Königsgeschlecht da wär, mit einem griechischen König. Dann würde es brenzlig. Und dass er sich halt nicht in ein griechisches Mädel verschaut! Die sollen ja schr schön sein. — Aber die sind nicht so. Vor 10 Jahr — oder ist noch länger her? — da ist in dieser Augsburger Zeitung was gestanden über die griechischen Mädeln: Da sind welche, damals , da hat dort so ein Pascha geherrscht, so ein Ali Pascha, da sind die Jungfrauen von einem bestimmten Dorf, gemeinsam auf einen ganz hohen Felsen gestiegen, dann haben sie sich bei die Hände genommen und gesungen — und dann sind sie gesprungen, von dem Felsen, gemeinsam, in den Tod, singend — weil sie keine Sklavinnen haben werden wollen von dem Herrscher damals, dort, diesem Ali Pascha! — Solche Mädeln gefallen mir. De haben einen Charakter. De sind nicht interessiert an einem fremdländischen Soldaten — auch wenn er noch so schön ist und Franz heißt. Neulich ist bei uns einmal a Werkelmann, so ein Leierkastenmann vorbei gekommen. Auf dem Marktplatz hat er sich aufgestellt. Und vorn auf dem Werkel, da war ein Bild aufgemalt. Mit einem Berg ohne Bäume. Und oben auf dem glatzerten (kahlen) Berg waren so Säulen, aber kaputte, zerbrochene, ein paar sind gestanden, andere sind glegen. Und ich hab den Mann gefragt, was des ist. Und er hat immer AfinaAfina gesagt. Das hab ich nicht verstanden. Da ist aber ein feiner Herr vorbeigekommen, der hat mir des erklärt. Dass des oben, die Säulen, dass des ein Tempel ist, von einer Göttin, die Athene heißt und unter dem Berg, da war die Stadt Athen. Und da hab ich dann verstanden, warum es heißt, man soll keine Eulen nach Athen tragen!. Weil da gar keine Baume sind, kein Wald - und nix! Ja, manchmal dauert es halt länger bis man was versteht. — Aber der Werklmann, des war ein Grieche. Und der hat dann griechische Liedeln auf dem Werkl gespielt. Die waren schön. So schön!. TV-HISTORY? (Die kursiv geschriebenen Texte werden gesungen, kénnen aber auch im Original eingespielt werden) Aus “Xekinai mia psaropoula”’ Xekinai mia psaropoula Ap to yialo, ap to yialo Xekinai mia psaropoula Ap tin Hydra tin mikroula Kje pijeni yia sfungaria Ap to yialo ap to yialo” Ein Fischerboot legt ab vom Strand der kleinen Insel Hydra Echi mesa palikaria Ap to yialo, ap to yialo Dezember 2021 41