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tpt | Bere a Leifhelms Grab unmittelbar nach seiner Neugestaltung, Ende August 1964. Foto: Fa. Umberto Casadei. StA MG, 15/4/3 Anm. 17b. Zu erwähnen bleibt, dass die Neugestaltung des Leifhelm-Grabes den Haushalt der Stadt Mönchengladbach nicht im Geringsten belastete. Die Spende der Deutschen Städte-Reklame GmbH, die seit 2004 zur Unternehmensgruppe Ströer Media gehört, ging über die Kosten in Höhe von 185.000 Lire, d.h. 1.185 DM, sogar deutlich hinaus. 62 _ ZWISCHENWELT Die Akte „Grab Leifhelm“ verblieb noch bis zum 31. Dezember 1964 im zuständigen Dezernat der Stadtverwaltung Mönchengladbach, danach wurde sie an das Stadtarchiv abgegeben. Die Nachgeborenen hielten sich nicht an die Regieanweisung, die Elbers, Casadei und ihre jeweiligen Mitarbeiter für sie geschrieben hatten, sondern spielten ihr eigenes Spiel. Als Rivas alter Friedhof endgültig aufgelassen wurde, erfolgte weder eine Umbettung der sterblichen Überreste Hans Leifhelms noch eine Translozierung der Grabarchitektur. Vereinzelte Versuche von engagierten Bürgerinnen und Bürgern, die Grabstätte zu retten, wie etwa von der Historikerin Maria Luisa Crosina, die den Gemeinderat darauf verwies, dass Leifhelm der erste gewesen sei, der Gedichte des italienischen Nobelpreisträgers Eugenio Montale ins Deutsche übersetzt habe, blieben erfolglos. Zu Verhandlungen zwischen Riva und Mönchengladbach kam es offenbar nicht mehr. Ob die Stadt Mönchengladbach in Kenntnis gesetzt wurde, ist fraglich, und auch, ob sie überhaupt reagiert hätte, wenn sie informiert worden wäre. Schließlich war der Vorgang mit der Archivierung der Akte für sie abgeschlossen. Leifhelms Gebeine verblieben im Boden wie im Übrigen die der meisten dort Bestatteten. Eine Rasendecke wurde über den Ort gelegt, für den Otto Neuloh, nachmals renommierter Soziologe an den Hochschulen von Dortmund und Saarbrücken, einst würdigende Worte gefunden hatte: „Der Platz, auf dem sich die Grabstätte [sc. Hans Leifhelms] zur Zeit befindet, ist [...] so außerordentlich eindrucksvoll, wie der gesamte Friedhof.“ Wer heutzutage nach Riva fährt, steht entsetzt vor der Leere des weiten Areals. Das Denkmal für die Resistenza, das Leifhelm ohne jeden Zweifel gefallen hätte, täuscht kaum darüber hinweg. Ralf Georg Czapla, geb. 1964 in Erkelenz, lehrt seit 2012 Neuere deutsche und vergleichende Literaturgeschichte an der Ruprecht-KarIs-Universität Heidelberg, wo er sich 2008 habilitiert hatte. Lehrtätigkeiten an den Universitäten Heidelberg, Freiburg und Tübingen, Gastdozenturen in Rom und Bern. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehört u.a. die Literatur im Horizont metaliterarischer Sinn- und Deutungssysteme (Religion, Politik, Mythen, Ideologien, Technik, Naturwissenschaften, Wirtschaft). Veröffentlichte zuletzt u.a. die Doppelbiographie über Friedrich Baur, den Gründer des Baur Versands, und dessen Schwester, die Ausdruckstänzerin Claire Bauroff. Anmerkungen Der vorliegende Beitrag basiert auf Studien in deutschen und italienischen Archiven. Anita Malossini (Biblioteca Civica e Archivio Storico Riva del Garda/ASR), Grazia Cattoi (Archivio Parrocchia Riva del Garda/APR), Heidrun Fink (Deutsches Literaturarchiv Marbach am Neckar/DLA) und Gerd Lamers (Stadtarchiv Mönchengladbach/StA MG) danke ich für ihre Unterstützung. Ein ganz besonderer Dank gilt Maria Luisa Crosina, Riva del Garda. Ihr Rat, ihr Engagement und ihre Geduld bei der Beantwortung meiner zahlreichen Fragen waren mir Hilfe und stete Motivation. 1 Einen Überblick über das vielfältige literarische Schaffen Hans Leifhelms gibt der Artikel von Ralf Georg Czapla: Der Schriftsteller Hans Leifhelm (1891-1947). Archivalische Bausteine für eine wissenschaftliche Biographie. In: Archivfachliche Beiträge. Hg. vom Stadtarchiv Mönchengladbach. Essen 2020 (Beiträge zur Geschichte der Stadt Mönchengladbach, Beiheft 4), S. 49-58, hier S. 54f. Online unter: htt