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gegen die Republik arbeitet“, bezeichnete und seine Absicht angekündigt hatte, sie aufzulösen. Der Einspruch der CCIF beim Staatsrat wurde daraufhin zurückgewiesen. An dieser Hetze gegen GB beteiligten sich eine Reihe von NGOs darunter auch LICRA, die später auf weitere Klagen verzichtete. Nach vier Jahren vor Gerichten wurde GB vom Kassationsgericht 2019 freigesprochen. Diese „Antirassisten“ klagen immer wieder, um eine Botschaft an diejenigen zu senden, die es wagen könnten, verbotene Wahrheiten zu enthüllen und sie haben bewirkt, dass George Bensoussans Arbeitgeber Memorial de la Shoa ihn auf unwürdige Weise loswurde. Diejenigen, die sich das Recht anmaßen, im Namen der Opfer zu sprechen, haben ihn nicht unterstützt. Mit dem Argument, sie möchten nicht den Rechtsextremisten Steilvorlagen bieten. Nach seiner Rückkehr von den Internationalen Brigaden in Spanien in 1937 wurde George Orwell von seinen sozialistischen Kameraden gebeten, nicht zu verraten, was er in Katalonien gesehen hat, um, wie sie sagten, „nicht dem Faschismus in die Hände zu spielen“. Wer es wagt, auf den Antisemitismus hinzuweisen, der aus linken und islamischen Kreisen kommt, dem wird vorgeworfen, die Geschäfte Marine le Pens zu betreiben. Die Elite Frankreichs hat die Juden, die wegen diesem Antisemitismus aus vielen Vororten wegziehen oder auswandern im Stich gelassen. Ein Teil der Linken, erträgt es nicht, dass diejenigen, die sie nur als Opfer sehen wollen, diesen Hass auf Juden verantworten müssen. Sie können die Enthüllung eines arabisch-muslimischen Antisemitismus nicht ertragen, der weder Frankreich noch der Kolonisierung oder dem Zionismus zuzuschreiben ist, wie es die Legende besagt. Die schöne Geschichte vom guten Zusammenleben wird dadurch ernsthaft erschüttert. Die Angst gewinnt die Oberhand. Isabelle Adjani hat dies vor ein paar Jahren zugegeben. 1989 las sie während der Nacht der César-Preisverleihung fiir das Kino einen Auszug aus den satanischen Versen von Salman Rushdie, als Zeichen der Unterstützung für den britischen Autor, der damals von einem iranischen Fatwa zum Tode verurteilt worden war. 25 Jahre später bekannte sie: „Wenn ich nicht freiwillig meinen Kopf auf den Hackklotz lege, kann ich diese Art von symbolischer Provokation nicht mehr machen. Wir sind zu einer Form der Zurückhaltung verurteilt.“ Die Schoa ist zum Maßstab geworden, mit der man ein Verbrechen bewertet. Es wird ständig an die jüdischen Opfer erinnert, leider oft auch ohne dies in einen historischen und politischen Kontext zu stellen. Oft kommt die Beschwerde, dass „nur darüber geredet wird, wo es doch andere Opfer gibt“ und dass „nicht nur die Juden gelitten haben“, dass es auch — was unbestritten ist — Opfer der Sklaverei und des Kolonialismus gegeben hat. So wird gefordert „Platz für andere zu machen“, als ob die Juden das Leid für sich beansprucht hätten, als handle es sich um einen Wettbewerb des Leids, einen Wettbewerb der Opfer, und es spielt keine Rolle, dass in Frankreich mit der Gründung der Stiftung zur Erinnerung an die Sklaverei oder mit der Erforschung des Algerienkriegs und der kolonialen Welt im Allgemeinen bedeutende Fortschritte bei der Anerkennung der tragischen Geschichte erzielt wurden. So forderte beispielsweise eine Elternvereinigung eines Gymnasiums in Grenoble im Frühjahr 2020 den Verwaltungsrat der Schule auf, den Begriff „Antisemitismus“ aus der Schulordnung zu streichen und im Namen der Gleichberechtigung nur noch den Begriff „Rassismus“ zu verwenden. Es spielt für sie keine Rolle, dass die Verbrechen nicht auf der gleichen Logik beruhen und daher nicht die gleiche Art von Verbrechen sind, darauf kommt es ihnen nicht an. Man kriminalisiert die Juden in der Geschichte, indem man sie gleichzeitig zu Sklaven und Ausbeutern macht. Damit sollen die Augen für die angeblich wahren Opfer unserer Zeit geöffnet werden, nämlich die Muslime. Die Realität der antisemitischen Attentate in Frankreich wird heruntergespielt, ebenso wie die Zahlen der antisemitischen Angriffe, die in keinem Verhältnis zur Zahl der Juden in der französischen Gesellschaft stehen. Georges Bensoussan: In diesem Land, in dem die Justiz mit Tausenden von Fällen überlastet ist, die auf ihre Behandlung und ihr Urteil warten, hat dieser Fall, dessen Gegenstand (aber nicht Umfang) lächerlich bleibt, Ressourcen mobilisiert, die wahrscheinlich anderswo besser eingesetzt worden wären. Dieser Prozess war nur eine Episode von vielen, die den großen Wandel verdeutlicht, der sich vor unseren Augen vollzieht und das Gesicht des Landes tiefgreifend verändert. Dies ist nur ein Beispiel unter vielen für den französischen Schiffbruch, wie das Missverhältnis zwischen der Flut von Verurteilungen, die mich iiberrollten, und der Banalität meiner Bemerkungen, dieser soziologischen Beobachtung über die Realität eines allgegenwärtigen Antisemitismus in der Familienkultur des Maghreb, zeigt. Der Aufruhr, den meine Äußerungen verursachten, war das krasseste Zeugnis der ReaLitétsverweigerung, das Hervorheben eines Zusammenbruchs der Debatte, wenn wir es nicht mehr mit Widersprechenden zu tun haben, sondern mit Häretikern, deren Werke auf dem Index stehen. Es handelt sich nicht um intellektuelle Gegner, sondern um Feinde, die in Zeremonien des Exorzismus des absoluten Übels, des „Rassismus“, getötet werden, dessen hysterische Anprangerung in Begriffen wie „rassich“ und „weiß“ den Begriff des Universellen auflöst und eine neue Form des Rassenkriegs fördert, was paradoxerweise den Triumph des Rassismus gewährleistet. Diese Realitätsverweigerung könnte mit einer schrecklichen Katastrophe enden. Doch die Realitätsverweigerer lassen sich nicht ablenken von ihrem Projekt des „guten Zusammenlebens“, das schon hunderten von Franzosen das Leben gekostet hat. Sie können sich dabei auf Talleyrand berufen, der postulierte „Wichtig ist nicht, was wahr ist, sondern was geglaubt wird“. Das kann für eine begrenzte Zeit stimmen, am Ende kommt die Wahrheit doch zum Vorschein. Dann kann es aber zu spät sein. Anmerkungen 1 Les territoires perdus de la République, Postface de Georges Bensoussan, Fayard/Pluriel 2015. 2 Die „Islamo-Linken“ (Islamogauchisten) sind Linke, die aus verschiedenen Gründen islamophil sind: Der Islam ist in ihren Augen „die Religion der Armen“ oder der „Ausgeschlossenen“, die ein neues Proletariat bilden könnten, die Muslime wären Opfer von „staatlichem Rassismus“ oder „staatlicher Islamophobie“, von „systemischer Diskriminierung“, der Islamismus wäre Träger eines „revolutionären Potenzials“, das Bündnisse mit bestimmten islamischen Aktivisten rechtfertigen würde, usw. In diesem Fall müssen die „Islamo-Linken“ als „islamophil“ qualifiziert werden. Pierre-André Taguieff: Liaisons Dangereuses, Islamo-nazisme, islamo-gauchisme, editions hermann, 2021, S.67 Georges Bensoussan: Un exil frangais. Un historien face a la Justice. Paris: Editions de lArtilleur 2021. 378 S. € 20,Dezember 2021 73