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ßig Jahren davor bewahrt hat, zur Tagesordnung überzugehen. Robert Streibel mag dabei manchmal - oder vielleicht auch öfter —im Kontext des Tagesgeschehens unbequem gewesen sein. Er war jedenfalls eine treibende Kraft dafür, dass die Stadt Krems heute sicherlich im österreichweiten Vergleich als „Pionierstadt der Aufarbeitung der NS-Herrschaft“ gesehen werden kann, wo es zudem gelungen ist, zahlreiche Erinnerungszeichen im öffentlichen Raum zu realisieren, die von hervorragenden Künstlerinnen und Künstlern gestaltet wurden: Juni 1995: Denkmal für Anna Lambert von Leo Zogmayr November 1995: Schwelle zwischen Erinnern und Vergessen von Hans Kuppelwieser 2004 folgte die „Bibliothek von Clegg/Guttmann“ auf dem Jüdischen Friedhof 2020 erinnerte die Künstlerin Iris Andraschek mit dem Projekt „Hier bin ich“ auf der Grundlagen der Recherchen von Edith Blaschitz und Robert Streibel an die Wohnorte der 105 Jüdinnen von Krems. Die Pionierarbeit in Krems manifestiert sich weiters in der ebenso öffentlich wahrnehmbaren Erinnerungsarbeit in Form der Robert Streibel Bezeichnung von Straßennamen nach Frauen wie etwa Hedwig Stocker, die Überlebende des Massakers vom 6. April rettete, oder die in Österreich äußerst selten geübte Praxis der Umbenennung von Straßennamen von Maria-Grengg-Gasse in Margarete-Schörl-Gasse. Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Mitglieder der Stadtverwaltung, schr geehrte Kolleg*Innen des Historiker*Innen-Beirats, sehr geehrte Festgäste, sehr geehrter Herr Prof. Streibel, lieber Robert! Ich gratuliere dir nicht nur im Nachhinein zu deinem gestrigen Geburtstag und zu all deiner Umtriebigkeit, ich möchte auch deiner Familie und deinen Freunden Respekt aussprechen, denn ich kann mir vorstellen, dass deine Projekte auch ihnen einiges abverlangt haben. Ich gratuliere dir und der Stadt Krems aus ganzem Herzen, dass mit dieser Auszeichnung heute zum Ausdruck gebracht wird: „Du an deinem Ort“ wirst gewürdigt, deine Arbeit hat Krems bewegt, dein Einsatz hat Krems verändert, dein Engagement wirkt weit über Krems hinaus. Herzlichen Dank dafür! Monika Sommer ist Historikerin, Kuratorin und seit Februar 2017 Gründungsdirektorin des Hauses der Geschichte Österreich. Dankesrede Mit unserer Sprache denken wir. Erst mit Sprache eignen wir uns die Wirklichkeit an, die Gegenwart wie die Vergangenheit. Wer das Glück hat die ersten Spracherfahrungen von Kindern miterleben zu können, der weiß, dass es Worte gibt, die ausprobiert werden ob ihrer Wirkung. Es gibt auch bei den ganz Kleinen ein untrügliches Gespür für Worte, die für Erstaunen oder Entsetzen August 2022 29