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Geschichte des Freskos. Der Maler, Grafiker und Schmuckentwerfer Erwin Lang war eine schillernde Persönlichkeit. Als er den Auftrag zu diesem Gemälde erhielt, war er 54 Jahre alt. In den 1920er und 1930er Jahren war Lang ein renommierter Künstler. 1924 — 1938 war er Mitglied des Hagenbundes, einer progressiven Künstlervereinigung. Als Maler schuf er überwiegend expressive Menschendarstellungen. Bekannt geworden sind die Porträts seiner ersten Ehefrau, der Tänzerin Grete Wiesenthal. Schmale, dünne, meist nackte Körper liegen, knien, tanzen. 1934 nahm er an der Biennale in Venedig teil'?. Seit Ende der 1920er Jahre lebte er neben Wien in Altmünster, OÖ. Im März 1938 wird er von einem Berufsverbot bedroht. Sein Vater war jüdischer Herkunft. Deshalb galt Erwin Lang als “Halbjude”. Lang war ein in Wien bestens vernetzter Künstler. Das nützt ihm jetzt. Hochrangige NSDAP-Kunstfunktionäre wie der Landesleiter für bildende Künstler des Gaues Oberdonau Ernst August von Mandelsloh bzw. der Generalbeauftragte für die bildende Kunst des Landeskulturamtes der NSDAP Österreichs Leopold Blauensteiner setzen sich für ihn ein. Bereits im November 1938 erhält er eine “Sondergenehmigung”. Zusätzlich wurde die Reichstelle für Sippenforschung in Berlin um Ausstellung eines anthropologischen Gutachtens bemüht, mit dem Ansinnen den “Versippungsgrad” zu mildern.'? Mit Erfolg. Als Vater wird ein Arier namens Graf Eugen Kinsky anerkannt. Nach dem Abstammungsbescheid vom Reichssippenamt vom 18.12.1941 ist Erwin Lang nur “Vierteljude” ... Lang ist unter M 27713 ab 1.2.1942 in meine Kammer eingegliedert, mithin den bisherigen Beschränkungen der Berufsausübung nicht mehr unterworfen", heißt es in einem Brief des Präsidenten der Reichskammer der bildenden Künste an die Gestapo. Eine spannende Geschichte, finde ich. Das Fresko ist es wert, dass es gezeigt und sein Kontext erklärt wird. Sollte nicht eine Ende der Hegemonialmächte? Die Russische Förderation, die Volksrepublik China, Indien, die Türkei und selbst Spanien oder das United Kingdom sind Hegemonialmächte, Mächte, in denen eine große Mehrheitsnation wie die Han-Chinesen andere Nationalitäten unter ihrem Zepter hat. Diese hegemonialen Beziehungen hatten ihre Berechtigungen in einstigen Gefährdungen, vor allem aber in der relativen Abgeschlossenheit des dem Hagemonialvolk mit den anderen Volkschaften gemeinsamen Wirtschaftsgebietes. In dem Maße, in dem der Zugang zur internationalen Arbeitsteilung und zu den Märkten durch die Internationalisierung der Wertschöpfung und -realisierung erleichtert erscheint, können sich auch kleinere nationale Gebilde wirtschaftlich durchaus behaupten. D.h., die Legitimität der Hegemonialmächte bröckelt, wie man schön am Beispiel des Konflikts um die Unabhängigkeit Kataloniens sehen kann. Die Reaktion der Hegemonialmächte auf ihren Legitimitätsverlust ist eine krampfhafte Steigerung des nationalistischen Selbstbekenntnisses (wie soll man das nennen, ohne gleich in die Malaise zu geraten?) und ein gesteigert repressives Verhalten gegenüber den Ambitionen sogenannter Minderheiten. Gerade dadurch verstärken sie jene politischen Strömungen in den hegemonial beherrschten Gebieten, die von Abspaltung träumen. Es ist auch durchaus möglich, daß forcierter Nationalismus zur Rehegemonialisierung eines Landes führt, indem nämlich Personengruppen, 46 ZWISCHENWELT Tafel in der Aula die Herkunft des Wandgemäldes und die Berufskarriere® des Künstlers Erwin Lang beschreiben? Oder zumindest ein QR-Code, der auf diese Informationen verweist? Bruno Schernhammer besuchte 1963 — 1971 die Pflichtschule in Vorchdorf, lebt seit 1985 in Wien, 2018 veröffentlichte er den Roman „Und alle winkten. Im Schatten der Autobahn“ im Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft. Anmerkungen 1 Salzkammergut Zeitung 1941 Nr. 15. 6 2 Salzkammergut Heimatblatt 1940 Nr. 51. 12 3 Salzkammergut Zeitung 1941 Nr. 1. 6 4 Schwarzelmüller Rudolf Vorchdorf Ein Heimatbuch für Schule und Haus Wien 1959 S. 117 5 Schwarzelmiiller S. 119 6 http://www. kulturatlas.at/aut_oo/page/00012122.htm Abfrage 3.4.2022 7 Aus: Erklärungstafel im Museum der Region Vorchdorf 2022 8 1941 waren es die Räume der HJ gewesen. 9 Salzkammergut Zeitung 1941 Nr. 17 S. 4 10 wofür in den Zellenabenden ... reicher Beifall gezollt wurde. Salzkammergut Zeitung 1941 Nr. 43 S. 5 11 Marktgemeinde Vorchdorf Festschrift zur Markterhebung 1982 S. 19 12 Quelle: Chrastek Peter Expressiv, neusachlich, verboten Hagenbund und seine Künstler Wien 1900 — 1938 2016 S. 154ff. 13 In diese Bemühungen war auch der Reichspropagandaminister Goebbels einbezogen worden. Quelle: Holzschuh Ingrid, PlakolmForsthuber Sabine Auf Linie NS-Kunstpolitik in Wien Die Reichskammer der bildenden Künste Basel 2021 S. 97 14 Holzschuh S. 97 15 1946 wird er Mitglied der Secession, 1946 — 1954 Prasident der Künstlergilde Salzkammergut. die unterscheidende Charakteristiken zu einem nun mit einem Mal statuierten Mehrheitsvolk aufweisen, sich wieder in nationale Minderheiten verwandeln, die einer "Wertordnung' unterworfen werden müssen. So waren die USA mit Donal Trump dabei, sich aus einem Nationalstaat (der sich gerade durch Diversität auszeichnete) wieder in einen Hegemonialstaat zu verwandeln. Kurz- und mittelfristig sind das keine erfreulichen Perspektiven; allerdings scheint der Untergang der Hegemonialstaaten, dieser Dinosauriere des Staatenwesens, früher oder später unvermeidlich. Wie ein Hegemonialstaat mittlerer Größe wie die Türkei an seinem eigenen Untergang arbeitet, läßt sich aktuell studieren. Statt die Chance zu nutzen, als regionale Schutzherrin der "Minderheiten" ihren Einfluß und ihre Machtfülle zu sichern, verbündet sie sich mit anderen in ihrem Fortbestehen bedrohten Hegemonialmächten, mit denen sie zugleich in erbitterter Konkurrenz steht. - K.K.