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Zehra Cirak Drei Gedichte Das Marchen von der Geborgenheit Das Märchen endet mit Es war einmal dabei wollte es von Anfang an nur die Gewissheit es könne ewig so weiter gehen mit Glück und Liebe und Reichtum im Visier die Märchenmacher aber versprachen doch ihre höchste Priorität sei des Märchens Sicherheit Der Märchen Sonne Mond und Sterne sie wurden besiegt und weggedacht sie waren zum Sicherheitsrisiko in den Gesichtern der Märchen Liebenden geworden die Beschützer der Märchen Erzähler aber die kamen in Fetzen dort an wo ihnen Erholung zustünde Es wird einmal eine gute Zeit kommen eine mit zufriedengestellter Geborgenheit es wird einmal eine neue Sonne ein neuer Mond mit neuen Sternen in die Gesichter der neuen Zeit geschrieben es wird einmal gut behütete Köpfe geben Häupter mit sichergestellten Gedanken Es war einmal Ganz laut Schweigen (Im Märzen 2022) Das mir wichtigste spreche ich nicht mehr aus schreibe es kaum noch nieder ich denke es mir ganz laut und es wird unerhörter Weise darauf reagiert es funktioniert viele Worte mache ich nicht mehr und ohne zu fragen werde ich überschüttet mit Antworten dazu vergnügt es mich ganz laut zu schweigen 52 ZWISCHENWELT Am Ende An einer Leichtsinnigen Schwelle davor sind die Grundlagen dafür bereits gelegt und am Haus gegenüber in den Lebewohnungen brennt noch Licht diese Grundlagen sind beleuchtet wie die Tulpen in meiner gemütlichen Vase Am Ende wird ein wenig gehustet Nein keine Lungen- sondern eine Seelenentzündung der Menschheit ist daran Schuld? Nein allein das Wort „Schuld“ ist eine Aufgabe die noch nicht am Ende ist Zehra Cirak wurde 1960 in Istanbul geboren, seit 1963 in Deutschland. Sie wuchs in Karlsruhe auf und lebte und arbeitete von 1982 an zusammen mit ihrem im Sommer 2014 verstorbenen Ehemann, dem bildenden Künstler Jürgen Walter, geb. 1940, in Berlin. Gemeinsame Präsentationen von Skulptur und Lyrik, im In- und Ausland. Infos unter www.juergen-walter.com Zahlreiche Publikationen, Stipendien und Auszeichnungen u.a. 1993 Friedrich Hölderlin Förderpreis, 2001 Adelbert von Chamisso Preis. 2016 Stadtschreiberin in Tübingen. Ihre acht Lyrik- und Kurzprosabände sind unter Anderem veröffentlicht beim Verlag Hans Schiler, Berlin/Tübingen. u.a.: “In Bewegung”, Gedichte und Prosaminiaturen”, 2008; “Der Geruch von Glück”, Erzählungen; 2011; “Die Kunst der Wissenschaft”, 2017. Zehra Cirak leitet seit über fünfzehn Jahren regelmälfiig literarische Schreibwerkstätten in Schulen und an Universitäten.