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mals tatsächlich KriegsgegnerInnen von VietnamesInnen gewaltlosen Widerstand? Ich frage bei Stefan Schocher nach, dieser bei seinen KollegInnen in der Ukraine: Besagte „Ukrainische Friedensbewegung“ ist eine Ein-Mann-Show mit zwei „Alliierten“, einer davon ein bekannter prorussischer Journalist. Unter pro-russisch darf inzwischen getrost verstanden werden: Putin-Mann. Weder EMMA noch Wiener Zeitung noch Robert Sommer kommen auf die Idee, hinter „Frieden!“ und „Die Waffen nieder!“ Propaganda zu vermuten. Die „Friedensbewegung“ der 80er war die letzte große erfolgreiche Massenmobilisierung der Sowjetunion im Westen: Stets wurde die Bedrohung des Weltfriedens „dem Westen“ zugeschrieben, stets galt die Sowjetunion als genuiner Hort des Friedens. Ist der quasi-religiöse Sowjetunion-Kult in Teilen der westlichen Linken noch immer nicht aufgearbeitet? Trotz Hitler-StalinPakt, der viel mehr war als ein Nichtangriffspakt? Interessiert man sich eigentlich für die Opposition in der Russländischen Föderation? Auf dem Roten Platz in Moskau hält ein Mann ein Schild hoch: „Nein zum Faschismus“. Er wird festgenommen wegen: „Diskreditierung der russischen Armee“ (Olga Borisova von Pussy Riot, ehemalige Polizistin, bajour, 13.6.2022). Der Schriftsteller Vladimir Vertlib postet das Foto eines Mannes, der seine bloßen Hände zu einem Schild in der Luft formte. Auch dieser Mann: festgenommen. Eine in ein „Flüchtlingslager“ in den Fernen Osten der Russländischen Föderation deportierte ukrainische Frau erzählt von Demütigungen wie dieser: „Sie wissen genau, wie viele wir sind. Aber sie werfen uns nur zehn Paar Schuhe hin, damit wir uns um sie streiten müssen.“ Das „Flüchtlingslager“ befindet sich mitten in einem großen Wald. Einem russländischen Anwalt und seiner Mitstreiterin gelingt es, aus diesem Lager einige Ukrainerinnen mit ihren Kindern über das Baltikum außer Landes zu bringen. Sie sammeln Geld für weitere Fahrten. Ihre Wohnungstüren werden mit „UKRA NAZI“ Maskierte Männer entführen die Frau, drohen ihr: Wir lassen Dich mit den Hunden im Wald zurück! Die Frau macht sich auf die Flucht aus beschmiert. der Russländischen Föderation, möchte ihre Tochter mitnehmen. Auch der Anwalt flieht. Die Gesetze zu „ausländischen Agenten“ in der Russländischen Föderation schließen Sippenhaft mit ein. Mittels Ermittlungen 70. ZWISCHENWELT gegen Familienmitglieder und FreundInnen von JournalistInnen werden diese erpresst oder in den Suizid getrieben wie Irina Slawina aus Nischni Nowgorod, die sich 2020 vor dem Polizeihauptquartier ihrer Stadt selbst anzündete. Von Putin an die Macht gebracht: Ramsan Kadyrow. Herrscht seit 2007 über Tschetschenien, 2021 mit 99,6 Prozent im Amt bestätigt. In Tschetschenien gilt Blutrache, Frauen müssen sich verhüllen, Homosexuelle werden zu Tode gefoltert. Kadyrows Stiftung ist laut dem Investigativteam Projekt die reichste der Russländischen Föderation, in sie fließen die Zwangsabgaben der TschetschenInnen. Kadyrow soll in Dubai eine Villa besitzen. Verweist bei Nachfragen nach seinem Reichtum auf Allah. Soll nun Mariupol bekommen. Ukrainska Pravda berichtet von Kadyrows Aufsehern in Mariupol, sie sollen laut dem Bericht überwachen, „wie die Stadt wieder aufgebaut wird und wie aus der Industriestadt ein Erholungsgebiet wird.“ (Augsburger Allgemeine, 1.6.2022). Sergej Aksjonow, Rechtsradikaler, schweißte 2009 drei moskautreue Organisationen zur Partei russische Einheit zusammen, bezeichnete 2014 die den gegen Janukowytsch als „Nazis“, sich selbst als „Friedensstifter“. Gebieter über die Krim. In und von der Krim aus finden seit der Annexion am 24.2.2014 Terrorakte statt, 2012 reiste Putin mit der faschistischen paramilitärischen Motorradgang “Nachtwölfe” auf die Krim. Viktor Janukowytsch, der moskautreue DemonstrierenPräsident: Ein ehemaliger Strafgefangener und Industrieboss aus Donezk. Floh nach Russland nach der Erhebung des ukrainischen Volkes im Euromaidan. Denis Wladimirowitsch Puschilin, Regierungschef der „Volksrepublik Donezk“, arbeitete für das MMM-System, ein Schneeball-System, das Millionen von KleinanlegerInnen um ihr Geld brachte. Erhielt 2012 bei seiner Kandidatur zum ukrainischen Parlament 0,08 Prozent der Stimmen. 2018 bei den „Wahlen im Donbas“, die das Minsker Abkommen verletzten, 60,85 Prozent dank „unrealistisch hoher Wählerzahlen und Wahlbeteiligung“. Auf einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates rechtfertigt Russland die „Wahlen“ mit dem Argument, „die Region und die Menschen dort müssten doch verwaltet werden“ (Denis Trubetskoy, MDR, 12.11.2018). Puschilin ruft im Juli 2022 zum Angriff auf die gesamte Ukraine auf. “Separatisten”: In seiner Analyse „Private militärische, wirtschaftliche und kriminelle Netzwerke im postsowjetischen Raum“ schreibt Nikolaus von Twickel, dass Korruption und Kriminalität in den „Separatistengebieten“ Georgiens an der Tagesordnung sind, und in Transnistrien wurden ehemalige KGB-Offiziere nach der Besetzung durch russländische Truppen zum mächtigsten Akteur in Wirtschaft und Politik, bilden ein Handels- und Industriekonglomerat, genannt die „Sheriff-Gruppe“. Sie leihen der transnistrischen “Regierung” Geld, damit diese die Pensionen zahlen kann. (bpb, 24.11.2021) Der Journalist Stefan Schocher erinnert an die Resolution 1566 des UN-Sicherheitsrates: „terroristische Handlungen [sind] solche, die mit Tötungs- oder schwerer Körperverletzungsabsicht oder zur Geiselnahme und mit dem Zweck begangen werden, einen Zustand des Schreckens hervorzurufen, eine Bevölkerung einzuschüchtern oder etwa eine Regierung zu nötigen.” (Facebook, 27. Juni 2022). Sozialdemokratische Politikwissenschaftlerin aus Tirol, Sommer 2022: Kritisiert die Selenskyjs für deren Interview und die Fotostrecke in Vogue. Selbstinszenierung! Ästhetisierung! Das Interview wurde von Rachel Donadio geführt, eine hervorragende Journalistin, begleitete Charly Hebdo bei seiner ersten Ausgabe nach dem Terroranschlag, interviewte einen der wichtigsten Mafia-Jager. Das Interview mit Olena Selenska nimmt ukrainische Frauen in den Blick. Olenas Mann Wolodymyr: Sichtlich stolz auf seine Frau, seine Liebe, “sein bester Freund”. Die Fotos: zeigen ukrainische Soldatinnen am Flughafen von Hostomel, zeigen eine First Lady, die Angst hat, aber keine Angst, Raum einzunehmen oder “männlich” zu wirken, zeigen einen Mann, der Angst hat, aber keine Angst, neben seiner Frau “zum Gespött zu werden”. Thema sind Traumatisierungen, Eltern, deren Kinder ermordet wurden, — Olena Selenska hatte die Eltern in ihrer Trauerrede gebeten, auf sich aufzupassen, das würden ihre Kinder wollen, für die sie doch die wichtigsten Menschen auf der Welt waren — und Kinder mit Behinderungen, fiir die sich Selenska seit langem einsetzt; die Verstrahlung durch das AKW Tschernobyl und die Vertuschung des Unfalls unter Gorbatschow war mit ein Grund dafiir, dass sich die Ukrane mit so überwältigender Mehrheit 1991 für die Unabhängigkeit entschied, und natürlich