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Songwriter Ivor Novello (1893 - 1951) zusammen. Novello war auch als Filmschauspieler sehr erfolgreich und unter anderem in Hauptrollen in zwei frithen Arbeiten von Alfred Hitchcock zu sehen. Wahrend sein Bruder Karl in London bleiben wollte, hatte Anton die Absicht, in die USA zu gehen. Dabei blieb es, auch nachdem er Enid kennengelernt hatte. Auch sie war bereit, mit ihm über den Atlantik zu ziehen. Der Ausbruch des Krieges zwischen Großbritannien und Deutschland im September 1939 verhinderte aber die Realisierung dieser Pläne. Zunächst einmal wäre es nach den neu eingeführten Kriegsgesetzen für Enid als erwachsene britische Staatsbürgerin schwierig gewesen, eine Ausreisegenehmigung zu erhalten, und Anton, eingestuft als „feindlicher Ausländer“ hätte überhaupt nur unter ganz speziellen Voraussetzungen ausreisen können: Alle Personen mit Wohnsitz im Vereinigten Königreich, die entweder Deutsche oder Italiener waren, konnten vorbehaltlich einer Anhörung vor einem Internment Tribunal interniert werden. Anton wurde in Kategorie „C“ eingestuft, d. h. er war von der Internierung befreit, was es ihm vorläufig ermöglichte, zu arbeiten und sich im Land zu bewegen. In der Freistellungsbescheinigung wird seine Staatsangehörigkeit als „deutsch“ angegeben, was er jedoch nie akzeptierte und lieber als „staatenlos“ galt - eine Bezeichnung, die auch sein Sohn immer verwendete, wenn er nach der Staatsangehörigkeit seines Vaters gefragt wurde. Nach der Zeit des „dröle de guerre“ oder „phoney war“, griff im Mai 1940 die deutsche Wehrmacht Frankreich, die Niederlande und Belgien an, was zur militärischen Niederlage Frankreichs 44 _ZWISCHENWELT und dem Rückzug der Briten aus Dünkirchen führte. Dies löste in der britischen Boulevardpresse, die vor dem Krieg Hitler unterstützt hatte, einen Aufschrei aus. Flüchtlinge galten nun als „fünfte Kolonne“ der Nazis und als Gefahr für Großbritannien. Churchill erließ daraufhin die berüchtigte Direktive „Collar the lot“, die auch schon die lange Zeit im Vereinigten Königreich ansässigen Deutschen und Italiener mit einschloss. Für Anton bedeutete dies, dass er trotz seiner Einstufung als „Exempt from Interment“ im Juni 1940 in den Ställen der Pferderennbahn Lingfield Park inhaftiert wurde, wobei alle Internierten auf Strohsäcken schlafen mussten. Sein Bruder wurde unterdessen unter menschenunwürdigen Bedingungen an Bord der HMT Dunera nach Australien deportiert. Diese britische Internierungspolitik, bei der schr viele bedeutende Wissenschaftler, Schriftsteller und Anti-Nazi-Aktivisten inhaftiert wurden, entwickelte sich zu einem politischen Skandal, und die Regierung musste daraufhin ihre Politik rückgängig machen (außer natürlich für bekannte deutsche Nazis und italienische Faschisten). Anton wurde Ende August 1940 entlassen. Die Internierung und das Leben unter schr spartanischen Bedingungen waren sicherlich nicht förderlich für seine ohnedies angeschlagene Gesundheit und sein psychisches Wohlbefinden. Heirat, Geburt des Sohnes, Tod Nur wenige Tage nach seiner Entlassung heiratete Anton Mayer am 7.9.1940 Enid Settle. Ihre Hochzeitsnacht verbrachten sie in einem Schutzbunker in London, denn es war die erste Nacht des „Blitz“, der bis Mai 1941 andauernden permanenten deutschen Bomberangriffe gegen englische Städte. Mit ihrer Heirat verlor Enid Mayer ihre britische Staatsbürgerschaft, da zu jener Zeit britische Frauen, die Ausländer heirateten, automatisch die Staatsangehörigkeit ihres Mannes annahmen, im Gegensatz zu den Männern, deren Ehefrauen britische Staatsbürger wurden. So wurde Enid, obwohl sie walisischer Abstammung war, absurderweise als „deutsche feindliche Ausländerin“ eingestuft. Im Gegensatz zu ihrem Gatten Anton, der nun wieder ein Flüchtling der Kategorie C war, waren die ihr auferlegten Beschränkungen viel strenger und restriktiver. So war es ihr beispielsweise verboten, ein Auto zu besitzen oder zu fahren oder ein Fahrrad zu besitzen. Sie musste sich regelmäßig bei der Polizei melden und mehrere Wochen im Voraus Bescheid geben, wenn sie ihren Aufenthaltsort wechseln wollte. Diese Einschränkungen bedeuteten, dass sie ihre Bühnenkarriere aufgeben musste, da Iheatergruppen häufig von Stadt zu Stadt zogen, um den Bombenangriffen zu entgehen. Angesichts dieser Einschränkungen und der Bedrohung durch deutsche Luftangriffe zogen Anton und Enid in das kleine Haus ihrer Mutter in der Nähe von Mold (Yr Wyddgrug) in Nordwales, das während des Krieges auch als Zufluchtsort für andere Mitglieder der Familie diente. Anton hatte sich und seine Fähigkeiten der britischen Regierung im Kampf gegen den Nationalsozialismus angeboten. Wie bei vielen anderen Flüchtlingen mit solchen Fähigkeiten wurde auch sein Angebot abgelehnt. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich in dieser Zeit weiter. Auch wenn die Lebensbedingungen in der ländlichen Umgebung des Hauses seiner Schwiegermutter, heute als „Area of Outstanding Natural Beauty“ ausgewiesen, durchaus zufriedenstellend waren. Trotz seiner Krankheit arbeitete Anton als Mathematikprofessor