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94 Dr. Marl Hans Strobl «Ean, 1058 feo teen Ben un _ RP, Ol Lieber Freund Ginzkey ! Vielen Dank für Deine freundliche Absicht, in Deine Balladen-Auswahl nunmehr auch Proben von mir aufzunehmen. ‘as Du in den Saumelbänden gefunden hast, meg ja wirklich nicht eben für Deinen Zweck das Passendste gewesen sein, weil es vielleicht nach anderen Gesichtspunkten ausgewählt wurde. Ich weiß nicht, ob Du meine Sanmlung „ Holzschnitte " kennst, darin findest Du einige Stücke, aber die im Vortrag wirksamste „ Der Teufolsmaler " dürfte wohl zu katholisch , „ Das Hexenhaar" zu antikatholisch sein und so dürfte wohl jedelirgend einen Schönheitsfehler haben. Ich sende das Buch auf jeden Fall und lege noch einige Stücke bei, die noch nicht in einer Sammlung zusammengefaßt wurden . nDie Johann-Streu8-Ballade" „Das Elentier" „Die Linde auf dem llaushrmerfeld" und „Österling" und aufs Schlagtreffen in Gottesnamen auch die mir auch immer die kräftigsten Vortragserfolge gebracht hat. Vielleicht kannst Du doch aus dieser Auswahl das eine oder das andere Stück brauchen. Mit den besten \iünschen für Deine Arbeit und der Bitte um zwei Belegstücke bin ich Dein alter (Nvethons dlrsl Brief Karl Hans Strobls (1877—1946) an Franz Karl Ginzkey, 16. 2. 1938. Strobl gehörte seit 1935 der NSDAP an und wurde im Februar 1939 von Goebbels zum Landesleiter der Reichsschrifttumskammer ernannt (Original in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Anmerkungen (Murray G. Hall) ! Für die Genehmigung zum Abdruck dieser Briefe möchte ich Herrn Senatsrat Mag. Herwig Wiirtz, Wiener Stadtund Landesbibliothek, sowie dem Betreuer und Herausgeber des Nachlasses von Theodor Kramer, Herrn Mag. Erwin Chvojka, herzlich danken. ? Näheres zum Preis siehe den Aufsatz des Verfassers „Der Preis der Stadt Wien 1924 (Mit einem unbekannten Brief Robert Musils.“ In: Musil-Form (im Druck). > 3 Vgl. dazu Erwin Chvojka: „Versuch, das Wuchern von Legenden zu behindern. Beiträge zu einer Lebensgeschichte Theodor Kramers.“ In: Theodor Kramer 1897—1958. Aufsätze und Dokumente. Hrsg. Konstantin Kaiser, ZIRKULAR, Sondernummer 4, Juni 1983, S. 57—80; hier S. 62 bzw. 75. ZWISCHENWELT Franz Karl Ginzkey Fortsetzung von Seite 1 beim Lesen dieser Stelle, S. 215, triumphiert das Gefühl der Ohnmacht über die verständliche Empörung. K. K. DER PREIS DER STADT WIEN: THEODOR KRAMER 1928 . Drei Briefe mitgeteilt von Murray G. Hall: Die sogenannten „Kunstpreise“ der Stadt Wien — für Musik, bildende Kunst und Dichtkunst — wurden erstmals 1924 vergeben., Bis zur letzten Preisverleihung nach Beginn der 30er Jahre wurden alljährlich drei, aber manchmal auch sechs Schriftsteller mit einem Geldpreis in der Höhe von 30,000.000 Kronen bzw. 3.000 Schilling bedacht. Jedes Jahr langten weit über einhundert manchmal kurze, manchmal mit ausführlichen biographischen Daten versehene Bewerbungsschreiben bei der zuständigen Stelle, der Direktion der Städtischen Sammlungen, ein. Von einem aus drei Personen bestehenden Preisrichterkollegium wurden die drei für würdig befundenen Bewerber ausgezeichnet, obwohl etwa im ersten Jahr (1924) die Juroren von der Möglichkeit Gebrauch machten, auch Preisträger vorzuschlagen, die sich (wie etwa Robert Musil) nicht beworben hatten. Über die Wahl hatte der Bürgermeister der Stadt Wien letztendlich zu befinden. . Theodor Kramer hat sich nicht weniger als drei Mal um den Preis der Stadt Wien für Dichtkunst beworben und war im dritten Anlauf auch erfolgreich. Die hier abgedruckten Bewerbungsschreiben zählen gewiß. zu den kürzeren, mögen aber mit ihren Details eine Datierungshilfe bieten. Kramers erster Versuch erfolgte 1926: Wien, 28. 1. 1926. Verehrliche Direktion der Städtischen Sammlungen, Wien I. Endesgefertigter, am 1. 1. 1897 zu Niederhollabrunn, Niederösterreich geboren und dorthin zuständig, seit 1908 ohne Unterbrechung in Wien wohnhaft, gestattet sich mit beiliegendem Werk „Chor der Verlorenen“ um den ausgeschriebenen LITERATURPREIS zu bewerben. Mit vorzüglicher Hochachtung gez. Theodor Kramer. Theodor Kramer, Wien II Robertgasse 1/62. [nachträglich handschriftlich hingefügt] 1 Manuskript übernommen. : 10. T: 1927... gez. Theodor Kramer Kaum einen Monat, nachdem Kramer sein eingereichtes Manuskript aus dem Vorjahr wieder abgeholt hatte, bewarb er sich für das Jahr 1927: Wien, 17. Feber 1927. An die Direktion der Städtischen Sammlungen der Gemeinde Wien, Wien I. Mit beiliegenden Sammlungen „DIE KINDER“ und „20 GEDICHTE“ bewerbe ich mich um den LITERATURPREIS der Gemeinde Wien, für das Jahr 1927. Seit dem Jahre 1907 bin ich — bei Unterbrechung während meiner Kriegsdienstzeit — in Wien wohnhaft. \ Hochachtungsvoll gez. Theodor Kramer 2 Werke Theodor Kramer, Wien II. Robertgasse 1/62 [nachträglich handschriftlich von Kramer] 2 Manuskripte rückgenommen 20. VI. 1927. . gez. Theodor Kramer Im dritten Anlauf jedoch sollte es Kramer gelingen: