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98 Zuschrift Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für die Zusendung Ihrer Zeitschrift „Mit der Ziehharmonika“. Sie ist für mich unschätzbar aufschlußreich und sozusagen ein Händedruck österreichischen Heimat. Dr. Boris Lwowitsch Brainin, Moskau, 11. 2. 1989 Verstreutes Von Ernst M. Stern wurde 1020 Wien, Lessingg. 5, eine „jüdische“ Buchhandlung eröffnet, „die ausschließlich Werke jüdischer Autoren und Bücher mit allen das Judentum betreffenden Themen, antifaschistische Literatur sowie Beiträge zur christlich-jüdischen Verständigung führt.“ Neu erschienen sind im persona verlag, Mannheim, Ruth Berlaus Erzählungen „Jedes Tier kann es“, übertragen aus dem Dänischen von Regine Elsässer (Erstveröffentlichung 1940). Berlau, 1906 in Kopenhagen geboren, seit 1933 mit Bertolt Brecht befreundet, emigrierte mit ihm in die USA und zählte dort auch zum Freundeskreis von Salka und Berthold Viertel. MIT DER ZIEHHARMONIKA Impressum: „Mit der Ziehharmonika“ erscheint vierteljährlich. Eigentümer, Herausgeber: Theodor Kramer Gesellschaft, A-1210 Wien, Obere Jungenberggasse 27, Tel. 0222-39 38 474. Konto: Zentralsparkasse und Kommerzialbank Wien Nr. 671 074 805. Druck: Hoffmann, '1020 Wien. Redaktion: Siglinde Bolbecher, Konstantin Kaiser, A-1020 Wien, Engerthstr. 204/14, Tel. 022224 30 833. Kuratorium der Theodor Kramer Gesellschaft: Bruno Kreisky, Franz Mrkvicka, Hilde Spiel. Vorstand: Willy Verkauf-Verlon, Johann Holzner, Herbert Staud, Erich Hackl, Karin Grech, Harald Maria Höfinger, Siglinde Bolbecher, Werner Josef Grüner, Primus-Heinz Kucher, Jörg Thunecke. Sekretär: Konstantin Kaiser. Die Zeitschrift dient den in § 2 des Statuts genannten Aufgaben der Theodor Kramer Gesellschaft: 1) Der Verein, dessen Tätigkeit nicht auf Gewinn gerichtet ist, bezweckt die Erforschung, Pflege und Verbreitung des Werkes Theodor Kramers sowie die Erweiterung der Kenntnisse über seine Persönlichkeit und über seine Stellung in Literatur und Gesellschaft. : 2) Der Verein sucht in diesem Sinne das Zusammenwirken und den Kontakt mit allen Initiativen, die dem Studium und der Verbreitung antifaschistischer und demokratischer Literatur, bzw. der Arbeiter- und Exilliteratur dienen. Mitglied der Theodor Kramer Gesellschaft kann jede physische und juristische Person im In- und Ausland werden. Die Mitgliedschaft wird durch die Einzahlung des Jahresmitgliedsbeitrags von 6S 200,— auf unser Konto erworben. Mitglieder erhalten „Mit der Ziehharmonika“ kostenlos zugesandt. Abonnement (4 Nummern) öS 50,—. Einzahlung auf oben angegebenes Konto der Theodor Kramer Gesellschaft. Jura Soyfer-Gesellschaft Fortsetzung von Seite 4 wollen‘ ist gar nicht so einfach, zumal in einer Klassengesellschaft; man muß dann schon ‚Idealist‘ sein, um diverse Ungereimtheiten der Realität nicht wahrzunehmen. Diese Probleme wurden schon vor 150 Jahren mit mehr Offenheit diskutiert, als eine Lona Chernel (wer immer das ist) sich vorstellen mag. Und von einem Soyfer, dem man die Zähne gezogen hat, bleibteben ein zahnloser Soyfer, mit dem man auch keinen Hund hinter dem Ofen hervorlocken kann. — Das umgekehrte Extrem findet sich in der „Volksstimme“, in der Soyfer als „waschechter Kommunist“ reklamiert wird. ‚Waschecht‘ ist in der Politik eine Farbe, die auch dann nicht heruntergeht, wenn man sie längst gewechselt hat. Das sprachliche Malheur beiseite, die KPÖ-Auffassung läuft gleichfalls auf ein reduzierendes Verständnis Soyfers hinaus. So schrieb Herbert Arlt in „Weg und Ziel“, der „Monatsschrift für Theorie und Praxis des Marxismus“ Heft 12/1987, S. 442, daß Soyfer „den Volksfrontgedanken nicht nur in der illegalen: Arbeit der KP zu verwirklichen suchte, sondern auch am Theater. Die Distanz seiner Texte zu Alltagserfahrungen rührt [...] Daß er anders schrieb, wenn er konnte, zeigen seine Texte bis Anfang 1933.* Selbstmurmelnd kann man alle Kunst mit gewissem Recht als das listige Unternehmen auffassen, Dinge zur Sprache zu bringen, die im alltäglichen Umgang grell in den Ohren klängen. Aber die List,. die Arlt Soyfer unterstellt, reduziert Soyfers künstlerische Entwicklung, den Fortschritt seiner Gestaltung über die Dürftigkeit der Agitprop-Stücke hinaus, auf die bloße Geschicklichkeit im Umgang mit dem ‚Medium‘ Theater. Die Stücke Soyfers dürften doch mehr sein als mit Umsicht chiffrierte Leitartikel. Sie treiben über die vorgefaßten Meinungen hinaus — ob es sich nun um das verharmlosende Verständnis der einen, das verengende der anderen handelt. Verstreutes In Wien wurde eine „Hermann HakelGesellschaft“ gegründet (Adresse: 1200 Wien, Traiseng. 17/28). „Die Gesellschaft ... bezweckt die Erforschung, Pflege und Verbreitung des literarischen Werkes von Hermann Hakel sowie die Erweiterung. der Kenntnisse über seine Person und Stellung in der Literatur und Gesellschaft. Vereinseigene Unternehmung ist unter anderen auch der Buchverlag LYNKEUS, dessen Aufgabe es ist, die nachgelassenen Schriften von Hermann Hakel und die von ihm angeregten Buchprojekte zu publizieren.“ Erschienen ist mittlerweile der Sammelband „Ein besonderer Mensch. Erinnerungen an Hermann Konstantin Kaiser Hakel“ (220 S., 6S 248,—) mit Beiträgen von Gerhard Amanshauser, Alfred Frisch, Leo Glueckselig, Hans Heinz Hahnl, Friedrich Heer, Emmerich Kolovic, Andreas Okopenko, Alexander Sacher-Masoch u. a. Die Ausstellung „Viertels Welt. Der Regisseur, Lyriker, Essayist Berthold Viertel“ wurde vom 10. Mai bis 18. Juni im Pausenraum des Volkstheaters, Wien, gezeigt. Diese Wanderausstellung wird vom Österreichischen Theatermuseum, A-1010 Wien, Hanuschg. 3, vergeben. Im Herbst soll sie zunächst in einem Realgymnasium, 1210 Wien, OdenburgerstraBe, und dann an der Universität Graz, Institut für Germanistik, zu sehen sein. ZWISCHENWELT