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7 Fortsetzung von Seite 7 über das Kabarett sozialistischer Studenten, das von 1946— 1951 existierte, zusammengetragen. Von der Eintrittskarte angefangen über alle (soweit noch erhaltenen) Programme und Rezensionen, Stammbuchkritiken, Kostümlisten etc. bis hin zu Geburtstagsglückwunschkarten fehlt einfach nichts, was Peppers Bemühungen mitunter ein etwas nostalgisches Gepräge verleiht. Der Autor gibt jedoch nicht nur Einblick in die technischen Details und die Programmgestaltung, sondern auch in die materielle Not und den Überlebenskampf des „Roten Hundes“, der immer auch ein armer Hund gewesen ist. Hier werden sehr deutliche Bezüge zu der tristen ökonomischen Lage der österreichischen Bevölkerung im allgemeinen hergestellt. Zugleich rechnet Pepper aber auch mit der eigenen Partei ab: Wurde dem „politisch ungebärdigen“ Studentenkabarett zwar gelegentlich von so manchen Parteigranden wohlwollend auf die Schulter geklopft, so fehlte doch jegliche finanzielle Unterstützung, und nicht selten gab es Sanktionen von seiten der Parteileitung. Wobei sich der Leser manchmal verzweifelt nach dem Grund fragen mag: Richtete sich die Kritik der „Roten Hunde“ doch so gut wie nie gegen die SPÖ, die stets als die einzig wahrhaft patriotische, weil von Ost wie West gleichermaßen unabhängige Partei dargestellt wird (einzige Ausnahme bilden die Sketches, in denen die Koalitionsfreudigkeit der SPÖ aufs Korn genommen wird), sondern in erster Linie gegen ÖVP und KPÖ sowie natürlich gegen die vier Besatzungsmächte. (Manchen Freunden, Gönnern und sporadischen Mitarbeitern des „Roten Hundes“ scheint dessen politische Aufmüpfigkeit später allerdings nicht gerade zum Nachteil gereicht zu haben, wie etwa Leopold Gratz und Heinz Kienzl, um nur die Prominentesten aus dem Dunstkreis des Kabaretts zu nennen.) Peppers Bemühungen um Exaktheit und Nachvollziehbarkeit seiner Forschungen werden im Anhang abgeschlossen durch eine Auflistung aller Programme (in chronologischer Reihenfolge), der Stücke und Autoren, eine alphabetische Aufzählung aller Mitwirkenden (mit sämtlichen später erworbenen Titeln und Berufsbezeichnungen!) sowie eine ausführliche Angabe aller Quellen und Materialen. Alles in allem also nicht nur ein löblicher Versuch, den „Roten Hund“, der bisher in fast allen Abhandlungen über das Kabarett übergangen wurde, der Vergessenheit zu entreißen, sondern auch ein Buch für alle am Kabarett Interessierten, mit dem sich gut arbeiten läßt. Eine Anregung noch: Es existiert eine sehr gut ausgearbeitete Dissertation über das Londoner Exilkabarett „Laterndl* (von Erna Wipplinger). Ließe sich diese nicht als ein ähnlich instruktives Buch zugänglich machen? Angelika Sternegg Hugo Pepper: Lachen auf eigene Gefahr. Das Kabarett „Der rote Hund“. Wien: Europaverlag 1987. THEODOR KRAMER UND DIE NACHKRIEGSLITERATUR TAGUNG DER THEODOR KRAMERGESELLSCHAFT Diese Tagung wird Samstag/Sonntag 5./6. November im Heim der Piaristen, 2002 Haselbach Nr. 72 (Ortsteil der Marktgemeinde Niederhollabrumn). stattfinden. Der Tagungsbeitrag (für Nächtigung und Verpflegung) wird voraussichtlich 6S 250,— betragen. Der genaue Tagungsablauf wird noch rechtzeitig bekanntgegeben. Anmeldungen und Anfragen sind an die Theodor Kramer Gesellschaft, 1210 Wien, Obere Jungenbergg. 27, zu richten. (Tel. 022239 38 474 oder 0222-24 30 833). „Theodor Kramer und die Nachkriegsliteratur“ — zwei Fragen drängen sich sofort auf. Warum verschwinden die Gedichte Theodor Kramers etwa ab 1950 aus den Zeitungen und Anthologien, aus den Lesebüchern und literarischen Zeitschriften? Warum ist Kramers Methode, Gedichte zu schreiben, so wenig schulbildend geworden, findet sich nicht einmal in der „Literatur der Arbeitswelt“ und in der sozialkritischen Lyrik ein Nachklang seines Tons, eine Weiterführung seiner Sicht? Man könnte darauf antworten, das Werk Kramers teile hier nur das allgemeine Schicksal der Exilliteratur: verdrängt, vergessen, mißachtet zu werden. Doch diese Mißachtung hat eine Grundlage in der geistigen und politischen Entwicklung nach 1945; dieses Vergessen kann sich auf ästhetische Vorurteile berufen, die sich gerade in der Auseinandersetzung mit den Kunstvorstelästhetische Vorurteil ist nur einer der Mechanismen der Abwehr eines antifaschistischen Gehalts in der Literatur; ein anderer Mechanismus ist die Isolierung, das Herausreißen des Werks aus dem geschichtlichen Zusammenhang, das künstliche Ausblenden .der historischen Reminiszenzen, die viele Gedichte Kramers provozieren. Auf der Tagung werden Schriftsteller/innen und Literaturwissenschaftler/innen ‘diesen und anderen Fragen nachgehen. Eingeladen sind u. a. Michael Guttenbrunner, Wulf Kirsten, Erich Hackl, Ingeborg Fiala, Jörg Thunecke. Impressum: „Mit der Ziehharmonika“ erscheint vierteljährlich. Eigentümer, Herausgeber: Theodor Kramer Gesellschaft, A-1210 Wien, Obere Jungenberggasse 27, Tel. 0222-39 38 474 bzw. 24 30 833. Konto: Zentralsparkasse und Kommerzialbank Wien Nr. 671 074 805. Druck: Hoffmann, 1020 Wien. Kuratorium der Theodor Kramer Gesellschaft: Erich Fried, Bruno Kreisky, Franz Mrkvicka, Hilde Spiel. Vorstand: Willy VerkaufVerlon, Johann Holzner, Herbert Staud, Erich Hackl, Karin Grech, Harald Maria Höfinger, Siglinde Bolbecher, Werner Josef Grüner, Primus-Heinz Kucher, Jörg Thunecke. Sekretär: Konstantin Kaiser. Die Zeitschrift dient den in $ 2 des Statuts genannten Aufgaben der Theodor Kramer Gesellschaft: 1) Der Verein, dessen Tätigkeit nicht auf Gewinn gerichtet ist, bezweckt die Erforschung, Pflege und Verbreitung des Werkes Theodor Kramers sowie die Erweiterung der Kenntnisse über seine Persönlichkeit und über seine Stellung in Literatur und Gesellschaft. 2) Der Verein sucht in diesem Sinne das Zusammenwirken und den Kontakt mit allen Initiativen, die dem Studium und der Verbreitung antifaschistischer und demokratischer Literatur, bzw. der Arbeiterund Exilliteratur dienen. Mitglied der Theodor Kramer Gesellschaft kann jede physische und Juristische Person im In- und Ausland werden. Die Mitgliedschaft wird durch die Einzahlung des Jahresmitgliedsbeitrags von öS 200,— auf unser Konto erworben. Mitglieder erhalten „Mit der Ziehharmonika“ kostenlos zugesandt. Abonnement (4 Nummern) öS 50,—. Einzahlung auf oben angegebenes Konto der Theodor Kramer Gesellschaft EIER TRESOTL Wien, Verlagspostamt 1210 Wien Vom Verleger versendet. Drucksache 50 %