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hs Lak Shen ie GP de a far Eintragung Elias Canettis ins Gästebuch THEATER FÜR | AM SCHOTTENTOR EINGANG: MARIA THERESIENSTRASSE 4 - TELEPHON A-16-3-74 KUNSTLERISCHE LEITUNG: E. JUBAL E „Hedi Schliäher SONZZRRITSTSPOorm 82 SETSETETEEOS Ze 3. Mein aufrichtiger Dank gilt Nina Körber für . die Möglichkeit eines Gesprächs am 9. September 1990 in Bern. Bei dieser Gelegenheit überreichte sie mir freundlicherweise eine Mappe mit Materialien zum Theater für 49, Bedanken möchte ich mich auch bei Christa Hertling-Herring, Peter Eppel, Siglinde Bolbecher, Eckart Früh und Kay Stone für deren Hinweise und tatkräftige Unterstützung. Viktoria Hertling. Uraufführung - als Kleine Sünden für den 12. November 1936 angekündigt schließlich am 13. November unter dem Titel Liebe, Pflicht und Hoffnung im 49. Zur Änderung des Titels meinte Nina Körber: "Das Stück hieß eigentlich Glaube, Liebe, Hoffnung. Aber wir durften nicht glauben, denn Österreich war ja katholisch und wir haben es Liebe, Pflicht und Hoffnung genannt." ., Am 1. Dezember 1936 betonte Louis Barcata in der Neuen Freien Presse, das Stück sei mit herzlichem Beifall aufgenommen worden. Gleichzeitig lobte er die Leistung des Ensembles, das unter der "ausgezeichneten, bis in die feinsten Nuancen des Zusammenspiels abgestimmten Regie Jubals vortrefflich gespielt" habe. Der Kritiker August B. Wolf hob am 15. November 1936 in der Wiener Zeitung hervor, daß Jubal"jede Figur scharf aufs Korn" nehme und dadurch das Milieu dicht gestaltet werde. Am 29. November 1936 gab ein unbekannter Zuschauer seiner Begeisterung mit der Eintragung "Fabelhaft! Das sagt alles" Ausdruck. Mitte März 1937 kam das Schauspiel Das Leben des Menschen von Leonid Andrejew zur Aufführung. Wiederum führte E. Jubal Regie und Nina Körber erschien im Programm als für die Übersetzung aus dem Russischen und die Dramaturgie verantwortlich. Obwohl August B. Wolf am 14. März 1937 in der Wiener Zeitung das Stück aufgrund seines "schwärmerischen Nihilimus" ablehnte, bescheinigte er Jubal, mit "erstaunlichem Raffinement" gearbeitet zu haben. Seine Leistung als Regisseur sei "bewundernswürdig", denn er erziele eine "Geschlossen- . heit der Aufführung, die nur einem bewußten Stilwillen gelingen" könne. Im Gästebuch finden sich weitere begeisterte Reaktionen. "Ich bin entzückt", schrieb Raoul Auernheimer am 2. April 1937, und Elias Canetti fühlte sich zu folgender Eintragung bewegt: "Die Aufführung des Andrejew-Stückes ist eine grosse künstlerische Tat. Es hat in Wien lange nichts gegeben, was mit diesem fünften Bild zu ı vergleichen wäre." Am 29. August 1937 druckte die Wiener Zeitung folgende kurze Notiz: Ende September findet unter der Leitung von E. Jubal die Eröffnung des Modernen Theaters am Schwarzenbergplatz statt... Dem Theater wird eine Gesellschaft der Freunde beistehen, zu deren Ehrenmitgliedern Frau Alma Mahler, Franz Werfel, Franz Theodor Csokorund andere Persönlichkeiten der Literatur- und Kunstwelt angehören. Die baupolizeiliche Abnahme des neuzueröffnenden Theaters erfolgte - entsprechend einem erhaltenen Plan - am 17. Oktober 1937 und war von Nina Körber als dem Bauwerber unterzeichnet. Es ist demnach wahrscheinlich, daß es sich zwölf Tage später, am 29. Oktober, bei der Uraufführung von Feuer auf Tschapei um die Eröffnungspremiere des Modernen Theaters handelte. Zwar spielte man weiterhin vor maximal 49 Zuschauern, doch im Gegensatz zu dem bescheidenen Keller am Schottentor verfügte das Moderne Theater über ein geräumiges Foyer, ein Büro und ein Direktionszimmer, eine großzügige Herren- und Damengarderobe, ein Requisitendepot und eine beinahe neun Meter breite und über zehn Meter tiefe Bühne als Spielfläche. Auf meine Frage nach dem Namen des Autors, William Watt, meinte Körber, eines Tages sei eine Frau ins Theater gekommen und habe ein Stück unter der Voraussetzung angeboten, daß der Autor anonym bleibe. "Damals war eine enorme Aufregung mit China und wir haben das Stück gespielt. Der Jubal hat das so gut inszeniert, daß alle gedacht haben, es sei von Lili. Aber es war nicht." [Lili Körber hatte 1936 den vielbeachteten Reisebericht Begegnungen im Fernen Osten veröffentlicht.] Wie fast alle Theater in Wien wurde mit dem "Anschluß" das Moderne Theater geschlossen. Nach den wenigen bisher bekannten Zeitungskritiken zu urteilen, war die künstlerische Bedeutung des Theaters unbestritten. Für dessen Schließung seien Nina Körber zufolge jedoch nicht ausschließlich die Nazis verantwortlich zu machen: Keiner wollte mehr spielen und am Abend, als Hitler einmarschiert ist... sind die Leute ins Theater gekommen und haben das Geld zurückverlangt. Und wir haben gefragt: "Wollen Sie nicht für einen anderen Tag...?’ ’Wir werden keine Lust mehr haben, ins Theater zu gehen.’ Am nächsten Morgen sind die Schauspieler gekommen... die einen in SS-Uniform. Das waren komischerweise die nettesten. Wir hatten auch SA... Und dann natürlich Kommunisten und Juden. Dann hat man mir die Schlüssel vom Theater abgenommen.