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Leserbriefe

.. Vielen Dank fiir das Dezemberheft
MdZ, vor allem für den Hinweis auf
Leifhelm und den Nachdruck der
Ausgabe von ’55. Vielleicht interessiert
es Sie, daß in Weimar eine dicke Leif¬
helm-Akte liegt, die von 1925 - 1946
reicht und 89 Blatt umfaßt. H.L. wurde
oft von der Schillerstiftung in Weimar
unterstützt, deren Sekretär ich seit De¬
zember 1990 bin. Die Akten sind sicher¬
heitshalber im Goethe-Schiller-Archiv
deponiert.
Theodor Kramer ist leider nie unter¬
stützt worden!
Leider ist die Stiftung noch nicht so sta¬
bilisiert, daß ich mich mit den Akten
beschäftigen kann, es sind wohl an die
2.000. Auch dies wäre erst noch zu er¬
mitteln. Wulf Kirsten
Weimar, 7.2. 1992

Ihre treffende Glosse über Pfandler und
die „Heimat“ Waldviertel („Aufstand
der Fraktur“ in MdZ 4/1991) schreit ge¬
radezu nach einer verblüffenden Paral¬
lele aus der (Wahlheimat) Weinviertel,
zumal in einer Ziehharmonika, die sich

MIT DER ZIEHHARMONIKA

erscheint vierteljährlich. Eigentümer,
Verleger. Herausgeber: Theodor
Kramer Gesellschaft, A-1210 Wien,
Obere Jungenbergg. 27, Tel. (0222)
39 38 475. Druck: Hoffmann, 1020 Wien.
Drucklegung gefördert durch die
BMUK und BMWE

Redaktion: Siglinde Bolbecher, Kon¬
stantin Kaiser, Gerhard Scheit, A-1020
Wien Engerthstr. 204/14, Tel. (0222)
24 40 935.

Jahresabonnement öS 70,- (DM 10,-).
Einzahlung auf das Konto der Theodor
Kramer Gesellschaft: Bank Austria
(Zentralsparkasse) Nr. 671 074 805.

Mitglied der Theodor Kramer Gesell¬
schaft kann jede physische und juristi¬
sche Person im In- und Ausland werden.
Die Mitgliedschaft wird erworben durch
die Einzahlung des Jahresmitglieds¬
beitrages von öS 200,- auf unser Konto.
Mitglieder erhalten „Mit der Ziehhar¬
monika“ und das Jahrbuch der
Theodor Kramer Gesellschaft kosten¬
los.

wesentlich mit Graz befaßt.

Der Steirer Manfred Jasser, „schon mit
29 Jahren“ (= 1938!) Chefredakteur (da¬
mals hieß dies wohl anders) der Grazer
„Tagespost“, jubelte in der Alpen¬
vereinszeitschrift „Der Bergsteiger“ (9.
Jg., 1938/39, S, 591) in einem Aufsatz
über Graz, daß diese Stadt (eine litera¬
rische Volkserhebung war mit Uwe
Baurs goldenen Worten dort tatsächlich
nicht mehr notwendig) schon längst die
Juden „zum Teufel“ gejagt hätte; von
1496 bis 1863 wäre kein Jude in Graz
gewesen. Bis Kriegsende in der Schrift¬
leitung des „Neuen Wiener Tagblatts“,
führte ihn seine „christliche Läuterung
nach 1945“ (K.K.) zum Österreichi¬
schen Wirtschaftsverlag (1953-74) und
um 1983 ausgerechnet zur „Kronen¬
Zeitung“, wo er für den Alpenverein,
für Mehls Sprachblätter (27.2.83) und
für Kameradschaftsvereine („kannst du
auch nicht gut nein sagen“, 13.2.83)
warb. Von dort ausgestiegen (worden?),
fand er zum 80er bei der Konkurrenz
Würdigung (Marga Swoboda in der
„Ganzen Woche“, 22.6.89: „Von der
Vergangenheit will er nichts mehr
hören, jedenfalls nicht von künstlicher
Bewältigung. Was war, das war.“).
Damals wirkte er bereits als Redakteur
der „Kulturnachrichten aus dem Wein¬
viertel“ („Selbstbespiegelung eines
Achtzigers“; vor 1968 erwähnt er nur
sein Holzschnittbüchlein von 1943!) und
der Schriftenreihe „Lebensraum Wein¬
viertel“. 1986 durften Erinnerungen an
Weinheber nicht fehlen, der seinerzeit
Jassers Deutschkenntnisse lobte.

Dr. Friedrich Slezak, Wien, 21.1.1992

„.. es ist mir wichtig, Ihnen, den Damen
und Herren, die in der Theodor Kramer
Gesellschaft tätig sind, zu sagen, wie
sehr mir diese Beiträge in Ihrer Zeit¬
schrift den Blick öffnen für eine Epoche
der Geschichte Österreichs, die bisher
sehr diskret behandelt wurde. (Am
besten gar nicht!) Es würde und wird so
vieles totgeschwiegen. Ich erinnere
mich an meine Zeit als Gymnasiast in
Graz nach dem Krieg. Abgesehen von
aller materiellen Not und aller Improvi¬
sation, die in allen Bereichen das Leben
bestimmte, empfand ich es als Mangel
(vielleicht war es mir damals noch nicht
so bewußt), daß über die jüngste Ver¬
gangenheit, den Krieg, die NS-Zeit und
die Zeit zwischen den Kriegen nie und
nirgends gesprochen oder informiert
wurde. Der Parteienhader übertönte
alles. Auch im Familienkreis wurde
nicht darüber gesprochen, schicksalhaft
wurde alles hin- und angenommen.
In den Lehrplänen der Schulen war es
wichtiger, über Griechen und Römer
etwas zu lernen, in der Literatur waren
die Klassiker wichtiger als die Dichter,
die den Finger am Puls der Zeit haben.
Eine krankhafte Scheu vor allem, was
‚links’ war, dachte oder schrieb, lag über
uns. Und gerade diese Menschen haben
am genauesten und ehrlichsten hinge¬
schaut, wo es nicht stimmte.
Es ist wichtig, daß diese Arbeit getan
wird. Die Aufarbeitung der NS-Vergan¬
genheit ist noch lange nicht zu Ende,
weder in Österreich, noch in Deutsch¬
land.
Gottfried Achberger
Friedrichshafen, 19. Jänner 1992

Erscheinungsort Wien Verlagspostamt 1210 Wien

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