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12 Die Seherin von Daroschitz. Novelle. Berlin, Wien, Leipzig: Zsolnay 1933. Die Geistes- und Lebenstragödie der Enkel Goethes. Ein gesprochenes Buch. (Vortrag). Zürich: Oprecht 1938. (Neuauflage: Wien, Hamburg: Zsolnay 1982. 108 S.). Gesammelte Novellen. Wien: Zsolnay 1950. Der Freigesprochene. Erzählung. Wien: Zsolnay 1952. (Entstanden im Exil.) Gedichte und kleine Erzählungen. Wien: Zsolnay 1953. Das Dorf des 13. März. Romanfragment. Unveröffentlichtes Manuskript im Nachlaß. (Geschrieben zwischen Februar 1943 und Juli 1947.) Hans Hoffenreich. Roman. Unveröffentlichtes Manuskript im Nachlaß. Raacher Silberfeier. Ein österreichisches Landschaftsgedicht. Wien, Darmstadt: Zsolnay 1988. Sekundärliteratur zu Oskar Jellinek Richard Thieberger: Oskar Jellineks Goethe-Enkel-Buch. In: Goethe. Neue Folge des Jahrbuchs der Goethe-Gesellschaft. Weimar 1954 (XV), 213-217. Paul Wimmer: Oskar Jellinek. In: Wort in der Zeit (Wien) Mai 1959, 3-9. Karel Krejéi: Oskar Jellinek. Leben und Werk. Briinn 1957, 186 S. Horst Jarka: Die Gerichtsthematik bei Oskar Jellinek 1886-1949, In: Seminar. A Journal of Germanic Studies. University of Toronto Press VII/3, 1971, 216235. Eugene F. Timpe: Oskar Jellinek. In: Deutsche Exilliteratur seit 1933. Bern 1971, 414-422. Richard Thieberger: Oskar Jellinek. Mit einem bisher unveröffentlichten Emigrationsbericht. In: Jahrbuch d. Deutschen Schillerges. XVII (1973), 84-116. Hans H. Hahn], in: Vergessene Literatur. Fünfzig Österreichische Lebensschicksale. Wien 1984, 151-155. Jürgen Serke, in: Böhmische Dörfer. Wien/Hamburg 1987, 427-430. Karl Markus Gauß: Ein vergessener Novellist aus Mähren. In: Neue Zürcher Zeitung, 21./22. November 1987. Trotz alledem verstummte der Dichter nicht ganz. Im Zentrum seines dichterischen Schaffens in den Vereinigten Staaten stand der Roman Das Dorf des 13. März, der bezeichnenderweise Fragment blieb. Am 27.7. 1937 hatte Oskar Jellinek in sein Tagebuch notiert: “Abreise ins Zillertal (Brandberg)”. Zwei Monate später schrieb er: Seit zehn Tagen aus Brandberg ob dem Zillergrunde zurückgekehrt. Aufzeichnungen in geschlossener Form über die dortigen Menschen und ihr friedliches Örtchen gemacht. Das Ergebnis dieser Aufzeichnungen ist die Erzählung “Der letzte Sommer in Österreich”, welche als Vorlage für Das Dorf des 13. März gesehen werden kann. Brandberg erhält in der Erzählung den Namen Maria Stuben. Trotz der knappen, skizzenhaften Beschreibungen, repräsentieren die Leute von Maria Stuben die Gesamtheit der Gesellschaft, stellen einen “Extraxt” Österreichs dar. Die Wirtsleute, Mägde, der Pfarrer, der Gendarm, die Krämerin oder die kleine Burgl, an die sich der Erzähler liebevoll erinnert, bilden eine kleine, in sich geschlossene und intakte Welt. Sie werden in der Darstellung des Dichters “erlebte” Menschen, die gleichsam “ohne anzuklopfen, ohne viel zu fragen, ohne viel zu reden, ins Zimmer kommen”. In den Zusammenhang mit den dörflichen Begebnissen werden außerdem Bezüge zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gestellt, Hinweise auf die Geschichte und das aktuelle Zeitgeschehen, Prognosen und Fragen zur Entwicklung Österreichs. Wenn der Grundton der Erzählung auch durchgehend heiter ist und Menschen und Situationen zuweilen mit viel Humor und wohlwollender Ironie beschrieben werden, so entströmt mancher Passage doch eine Wehmut, die der Leser als Ahnung des bald Bevorstehenden deuten kann. Dieses Grundgefühl wird in der Strophe eines alten Wienerlieds ausgedrückt, die der Erzähler der kleinen Wirtstochter Burgl immer wieder vorsingen muß: In mei Siruphäferl Fliagt a Frauenkäferl, I hab’s aussizogen und schleck’s ab. Na, vor derer Jausen Tuat’s mi heut’ noch grausen, Denn dös Frauenkäferl war a Schwab. Die Strophe spiegelt Oskar Jellineks eigene Haltung zur Lage in Österreich und Europa wider. Am 9.11. 1946 schreibt Oskar Jellinek: ... Daß ich seit 34/2 Jahren an einem Roman arbeite, der zur Zeit der Besetzung Österreichs durch Hitler in einem kleinen Dorfe spielt, das durch seine Verschneiung von der Welt abgeschnitten ist und daher für kurze Zeit ein anderes Schicksal hat als das übrige Österreich. Das Dorf des 13. März war als Novelle konzipiert und wurde erst später zu einem Roman erweitert und ausgearbeitet. Der Novellist Oskar Jellinek wagte sich damit zum ersten Mal ernstlich an die Arbeit an einem Roman. Es entstanden schließlich neun abgeschlossene Kapitel (I. Der Notruf des Kanzlers, II. Ein kleiner Tiroler Bürgermeister, III. Die Wähler von Maria Stuben: 1. Kristaller bereitet die Abstimmung vor, IV. Die Wähler von Maria Stuben: 2. Simmerls Amtsgang, V. Der Rat der Drei von Thalhausen, VI. Ein Brief, VII. Die Verschwörung in der Au, VIII. Die Nacht der Frauen, IX. Die Abstimmung). Wie in “Der letzte Sommer in Österreich” sind Brandberg und Mayrhofen im Zillertal unter den Pseudonymen “Maria Stuben” und “Thalhausen” die Schauplätze des Geschehens. Auch die Personen, die diese Ortschaften bevölkern, sind dieselben. Der Roman beginnt mit einer Versammlung in der Stube des Bürgermeisters von Maria Stuben. Dieser besitzt, abgesehen vom Wirt, der ein Nazi ist, das einzige Radio im Dorf. Alle hören gespannt die Rede des Kanzlers, der die Bevölkerung Österreichs aufruft, gegen die Nazis und für die Unabhängigkeit des Landes zu stimmen. Draußen stürmt und schneit es, der Strom fällt aus, das Dorf ist vom Rest der Welt abgeschnitten. Ohne zu wissen, daß die deutschen Truppen in