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Alisa Douer, geboren am 1. Mai 1943 in Tel Aviv, ist eine Nichte der aus Litauen stammenden Lyrikerin und Teppichkünstlerin Hanna Lipschiz, der ersten Frau Willy Verkauf-Verlons. Bis zur Matura lebte Alisa in einem Kibbuz. Sie studierte an der Akademie für angewandte Kunst in Tel Aviv. Anfang 70er Jahre war sie Kambodscha-Korrespondentin für die israelische Zeitung „Maariv“. Seit 1973 lebt sie in Wien; zeitweilig als Geschäftsfrau und Inhaberin eines Antiguitätenladens. Als Fotografin ist sie auf das Porträt spezialisiert. Theaterfotografie, Plattencovers, Fotoreportagen (u.a. für Süddeutsche Zeitung, Der Spiegel, Wiener, Wienerin, Basta, Brigitte, Annabelle) sind ihre Arbeitsgebiete. Für die Ausstellung „Die Zeit gibt die Bilder“ konnte Alisa Douer nicht alle Kontinente bereisen, in denen österreichische ExilschriftstellerInnen leben. Es war, aus räumlichen Gründen, auch nicht möglich, Fotos von allen Porträtierten zu zeigen. Vielleicht läßt sich das nachholen. Herbert Kuhner/K.K. Die Zeit gibt die Bilder. Schriftsteller, die Österreich zur Heimat hatten. Fotografiert von Alisa Douer. Hg. von Ursula Seeber in Zusammenarbeit mit Evelyne Polt-Heinzl. Wien: Zirkular. Sondernummer 30. Mai 1992. 158 S. Die Fotografin Alisa Douer Wie bereits in MdZ 2/1992 berichtet, ist die Fotografin Alisa Douer fast ein Jahr lang durch die halbe Welt gereist, um jene österreichischen SchriftstellerInnen aufzusuchen, die von den Nationalisozialisten aus Österreich vertrieben wurden. Nur wenige von ihnen leben in Wien, und viele von ihnen schreiben heute nicht mehr deutsch, sondern englisch und hebräisch. Das Ergebnis, 73 fotografische Porträts, war unter dem Titel „Die Zeit gibt die Bilder“ bis 31.8. im Literaturhaus (1070 Wien, Seideng.13) zu sehen. Die Ausstellung ist in einem schönen Katalog vollständig dokumentiert. Die Ausstellung und der Katalog wurden von Ursula Seeber unter Mitwirkung von Ulrike Diedthart, Evelyne Polt-Heinzl, Christine Schmidjell und Heinz Lunzer gestaltet. Bei der Zusammenstellung der Biographien arbeiteten Evelyne Adunka, Nadine Hauer und Bernhard Fetz mit. Die Ausstellung ist eine Wanderausstellung, die auch an anderen Orten gezeigt werden kann. Mit dieser Ausstellung hat das Literaturhaus emigrierten und remigrierten SchriftstellerInnen das Gefühl vermittelt, in Österreich wieder vertreten zu sein. Alisa Douer versteht es, inihren Bildern die Linien der Gesichter zu verlängern, die Gesichter auf ihre Stellungnahme zu der Zeit, in der die Dargestellten leben, durchsichtig zu machen. Ihre Fotografien entstehen aus dem Dialog mit den Fotografierten, einem Dialog, der möglichst an dem Ort ihres täglichen Arbeitens vor sich gehen soll. Das Moment des Überraschenden bleibt dennoch gewahrt. So ist der Fotografin mit der Aufnahme Fritz Brainins das leider nicht mehr wiederholbare Porträt eines gütigen und zugleich verzweifelten Augenkindes gelungen. Die Frau im Schtet’l Renate Göllner (Vortragende) und Angelica Schütz (Lesung) stellen im Jüdischen Institut für Erwachsenenbildung (1020 Wien, Praterstern 1) literarische und autobiographische Texte von Scholem Alejchem, Karl Emil Franzos, Esther Kreitmann, Joseph Roth u.a. vor. Termine: Jeweils Dienstag, 17. und 24. November, 1. Dezember, Beginn immer um 19 Uhr.