OCR
Konstantin Kaiser Josef Weinheber Am 12. Mai 1992 lud die Wiener Kulturstadträtin Ursula Pasterk anläßlich des 100. Geburtstages von Josef Weinheber (9.3. 1892 -8.4. 1945) zu einer Podiumsdiskussion im Festsaal des Alten Rathauses mit Alois Eder, Wendelin Schmidt-Dengler und Konstantin Kaiser ein. Keiner der Podiumsredner sparte mit kritischen Bemerkungen zu Weinheber. Entgegen dem landläufigen Weinhber-Bild von dem den Nazis auf den Leim gegangenen Dichter, wies Kaiser auf die langjährige NSDAP-Zugehörigkeit Weinhebers vor 1938 hin. Weinheber trat am 18.12. 1931 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 782.298). 1933 figurierte er als Fachberater für „Schrifttum“ des Alfred Rosenberg’schen „Kampfbundes für deutsche Kultur“, 1936 zählte er zu den Mitbegründern des „Bundes deutscher Schriftsteller Österreichs“, dessen Existenz nach dem Juli-Abkommen zwischen Hitler und Schuschnigg möglich wurde. 1938 steuerte zu dem berüchtig“ ten „Bekenntnisbuch österreichischer Dichter“ den inbrünstigen „Hymnus auf die Heimkehr“, welcher nicht das einzige seiner Führer-Verehrungsgedichte blieb. Nun konnte er auch das Gedicht „Österreich 1934“, in dem er seine tiefe Verbundenheit mit den Mördern Engelbert Dollfuß’ ausdrückte, endlich veröffentlichen. Weinheber wurde mit zahlreichen Preisen und Ehrungen bedacht, u.a. ist er immer noch Ehrendoktor der Universität Wien. Diese wenigen Hinweise belegen, daß Weinheber bei der Vorbereitung der Auslöschung Österreichs durch Hitlerdeutschland eine aktive Rolle gespielt hat - nicht als Bombenleger und antisemitischer Stänkerer, sondern auf seinem eigenen Arbeitsgebiet, dem der Literatur. Was dann, als sich seine Hoffnungen erfüllten, geschah, hat ihn vermutlich enttäuscht, und so ist er, mit gewissem Recht, nach 1945 zum Dichter der enttäuschten Nazis geworden. In der maßlosen Überschätzung seiner künstlerischen Bedeutung (so wurde er sogar auf eine Stufe mit Goethe und Schiller gestellt) lebt ein nationalsozialistisch geprägtes Literaturverständnis fort. 1956 wurde die Josef Weinheber-Gesellschaft gegründet. Der Vorstand setzte sich zum Großteil aus Gesinnungsgenossen Weinhebers aus der „System“und der NS-Zeit zusammen: Max Stebich (Herausgeber des „Bekenntnisbuches österreichischer Dichter“), Hans “i MIDO44 5 KI 02197 NFWIOR . FFü-kien/Kultur/Bintersdorfer FF-Bintersdorfer: selbsternanster linken eine Podiumsdiskussion statt. Stadtrat Lothar Gintersdorfer Ginteredorter. ng mach Umbenenmung 1 | qewesern, Weinheber ins Visier | sollte, erklärte Gintersdorfer. versuchen sich hier | Feindbildern und Sündenbäcken. Bintersdor fer. um MIDO4S 1992-09-13710: 38 Austria Presse Agentur : 121038 Mai ‘92 19 Giebisch (1933-39 NSDAP-Mitglied), Friedrich Sacher (NSDAP-Mitglied seit 1926), Josef Nadler (NSDAP-Mitglied ab 1938). Der ‚Kopf’ der Gesellschaft war ohne Zweifel der Germanist Josef Nadler. Später kamen noch andere alte Kameraden wie Edmund Finke hinzu. Nach Josef Weinheber sind u.a. die Volksschule im niederösterreichischen Kirchstetten und ein Platz im 14. und 16. Bezirk Wiens benannt. Die Diskussion im Alten Rathaus wurde langsam schon gemütlich. Ein alter Philosophieprofessor, Erich Heintel, rühmte die „Zucht des Wortes“ in den gelungenen Gedichten Weinhebers und zitierte: „Nur strenge Satzung sichert echte Bindung, / Denn alles Große 17,Mai 92 ##3ORIGINALTEXT-SERVICERR# durch am. Fodium ANWOBY aSSald BLIS sagte w ver Demarı Welle zeitlich mit dem Und dies Zielsetzungen gehe, schloß