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Bedfich Fritta (eigentlich Fritz Taussig), geboren 1906, wurde 1941 von Prag nach Theresienstadt deportiert, war dort Leiter des für die SS arbeitenden technischen Zeichenbüros. An den Abenden schuf er einen Zyklus von 150 Zeichnungen, die die wahren Zustände in Theresienstadt zeigten. Als einige seiner Zeichnungen aus dem Lager hinausgeschmuggelt und im Ausland als Beweise gegen die NS-Propaganda („Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“) verwendet wurden, wurde Fritta 1944 nach Auschwitz geschickt, wo er kurz nach seiner Ankunft umkam. Fritta war einer der Lehrer Bacons. Das Bild ist dem im Bleicher Verlag (Gerlingen, BRD) 1991 erschienenen Buch entnommen: In deinen Mauern wohnt das Leid Ilse Weber, Autorin von Kinderbüchern und Mitarbeiterin des Ostrauer Rundfunks, 1903 in Witkowitz bei MährischOstrau geboren, wurde mit ihrem Mann und ihrem jüngeren Sohn 1942 aus Prag - ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Nur der ältere Sohn konnte nach Schweden emigrieren. In Theresienstadt kümmerte sie sich um die Kinderkrankenstube und schmuggelte eine Gitarre ins Lager. Kindern und Erwachsenen sang sie ihre selbstkomponierten Gedichte und H.G. Adler Yehuda Bacon Yehuda Bacon ist ein Zeichner, Graphiker und Maler aus Israel, wo er in Jerusalem lebt und wirkt. Dort hat er seine künstlerische Ausbildung an der Bezalel Art School offiziell abgeschlossen und dort ist er seit vielen Jahren an eben dieser Kunstschule als ungemein beliebter und mit besonderen pädagogischen Talenten begabter Lehrer tätig. Bacon ist also ein israelischer Künstler, und das gewiß nicht nur im politischen Sinne, in der wiederholt auch thematisch bekundeten Liebe zu seinem Lande, sondern schlichthin natürlich aus unmittelbarem Erleben. Was jedoch Yehuda Bacon geprägt hat, entstammt vielen Ländern, oder nennen wir es noch lieber Quellen, die, in einem Strome zusammengeflossen, die komplexe, aber harmonische Einheit seines Menschentums und seiner Künstlerschaft bilden. So ist er ein Künstler der Welt, wenn auch artistisch überwiegend von westlichen Traditionen, vom „gemalten und gezeichneten Abendlande“ her zu verstehen, so viel geistig Östliches er auch betrachtet und sich angeträumt hat; als Mensch hingegen ist er Gefährte unter Gefährten, seiner Herkunft ebenso bewußt wie für alles empfänglich, was unter der Sonne eine weitaufgeschlossene Seele bewegen kann. Wenigstens den ursprünglichen Quellen, die vielleicht uns Yehuda Bacon besser zu begreifen und zu würdigen helfen, wollen wir ein wenig nachspüren. Er wurde am 28. Juli 1929 in Ostrava oder, wie es deutsch damals hieß, in Mährisch-Ostrau geboren, nahe der ehemaligen Drei-Kaiser-Ecke, damals aber bereits auf tschechoslowakischem Boden im Grenzland von Deutschland und Polen. Deutsch war die Sprache des Elternhauses wie bei so vielen Juden des Landes, polnisch aber die frommen jüdischen Traditionen, die von Bacons Eltern hochgehalten wurden, mit starkem chassidischem Geist, dessen poetisch milde Sanftmut, ebenso wie der jähe Wechsel von Melancholie und Fröhlichkeit und die mystischdramatische Verlorenheit, die sich doch immer wieder schnell in eine auch humorvoll aufgefaßte praktisch gemeisterte Wirklichkeit zu retten weiß, den Charakter des jungen Yehuda und ebenso des reifen Bacon, ja schließlich den ganzen Künstler bis zum heutigen Tage bestimmt haben. Die Schulen, die das Kind in seiner Vaterstadt besuchte, waren jüdisch geleitet, die weltliche Lehrsprache war tschechisch. Es wird schon deutlich: eine Dreiheit von Sprachen, hebräisch, deutsch, tschechisch, dazu bald noch jiddisch (zumindest der jiddische Ton) und viele Jahre später zusätzlich englisch wurden die in buntem Gemisch angewöhnten Verständigungsmittel eines Künstlers, der zwar mit klarem Verstand und tiefem Gefühl in Rede und Schrift seinen Gedanken wirkungsvoll Ausdruck zu verleihen vermag, sein Wesentliches aber doch nicht der Sprache anzuvertrauen kann und will, sondern bildnerischen Mitteln, am stärksten wohl der Linie vorbehält. Yehuda Bacon, der so fein der Sprache (und auch der Musik) lauschen kann, verdankt sein besonderes Verhältnis zum Wort gewiß vor allem seiner bewußten Sendung als ein bildender Künstler. Hier kommt aber ein an sich seltener, doch seiner Generation unter europäischen Juden nicht ungewöhnlicher Umstand hinzu: die äußerlich gebrochene (hier wundersam schließlich wieder zusammengewachsene und heilgewordene) Entwicklung für jedes Kind dieses Volkes, das in den Mahlstrom der nationalsozialistischen Verfolgung geraten ist und durch eine Verkettung ungewöhnlicher Fügungen das Verhängnis überdauert und seinen Weg, nein, nicht zurück, sondern voran in eine neue gesellschaftliche Ordnung gefunden hat. Yehuda stand im zehnten Lebensjahr, als seine Heimatstadt von Deutschland besetzt wurde. Nur eine Schwester konnten die Eltern noch nach Palästina schicken, die anderen Mitglieder der Familie blieben mit einer zweiten Schwester zurück und erlitten nun die würgende Einschnürung jeglichen jüdischen Daseins, von dem träumerischen und doch überwachen Knaben in ungezählten empfindlichen Einzelheiten aufgefaßt, bis im Dezember 1942 das ohnedies schon so gepreßte Zuhause durch die Deportation zertrüm