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mert wurde. Die Welt des Kindes war dahin, darum hat der Mensch und Künstler Yehuda Bacon sie später nie preisgegeben, sondern in immer neuer Abwandlung in seinen Werken sichtbar gemacht. Von Anfang Herbst 1942 bis Anfang Winter 1943 hielten die Bacons sich im Zwangsghetto Theresienstadt (Terezin) auf, ein Konzentrationslager besonderer Art, zur Täuschung der Umwelt errichtet, aber auch zur Selbsttäuschung verführend, was auf besondere Weise vielen und auch Yehuda zugute kam. Sie konnten in einer abgesonderten, gleichsam unwirklichen, seltsam beglückenden Welt jüdischer und zionistischer Idealität leben und sich mit überstürzter Eile wie in einem Treibhaus entwickeln. Der reifende Knabe hat das genossen und sich von dort ein Stück Gemeinschaftserleben gerettet, das ihn seelisch nicht nur über die Schrecken und Entbehrungen von Auschwitz und Mauthausen hinweg gerettet, sondern auch sein späteres Leben, sein brüderliches Verhalten unter Menschen, seine tiefe Religiosität bestimmt hat. So hat er, mit einem Schlag grausam alt gemacht und zugleich doch mit der Unschuld noch immer kindlich blickender Augen, sich die Weisheitserfahrung eines Greises erworben und mit dieser zum Schutze werdenden Fracht dreizehn Monate Auschwitz und ein Vierteljahr Mauthausen und andere Lage in Österreich überstanden, bevor er, hinabgewürdigt bis zur untersten Grenze der Menschlichkeit, die Befreiung erlebte und im Frühsommer 1945 über Prag in ein Jugendheim auf dem Lande kam, das man für gerettete jüdische Kinder und Halbwüchsige gegründet hatte. Yehuda war, außer der ausgewanderten Schwester, der einzige Überlebende seiner Familie. Aus der inneren Verwüstung hat er mit Mut und Fleiß seine Persönlichkeit aufgebaut, wobei die Kunst ihm das entscheidende Hilfsmittel bot. Ilse Weber (1903-1944) andere Lieder vor. 1944 wurde sie zusammen mit ihrem 10jährigen Sohn in den Gaskammern von Auschwitz ermordet. Ihre Gedichte blieben in Abschriften und Übersetzungen ins Tschechische erhalten. Sie stellen, gesammelt, eine Chronik des Lagerlebens dar. Sie erzählen vom Zusammengepferchtsein in den Kasernen der Festung, vom Leiden der alten Leute und der vielen Kinder, diein der Stadt waren, vom „Polentransport“ in die Vernichtungslager, vom ständigen, entwürdigenden Hunger und von den Schafen von Lidice, die, Überlebende des Massakers, nach Theresienstadt getrieben wurden (,,... das gequälteste Volk der Erde und die traurigste Herde der Welt.“). Dieses Gedicht fand Eingang in tschechische Schulbücher. KK. Ilse Weber: In deinen Mauern wohnt das Leid. Gedichte aus dem KZ Theresienstadt. (Mit einem Vorwort von Albrecht Goes, einer Einführung von Rudolf Iltis, Willi Weber, Berta Kraus-Rosen und Hanus Weber, einem Nachwort von Ruth Elias und Zeichnungen von Malva Schalek, Bedrich Fritta und Leo Haas). Yehuda Bacon (Tusche laviert)