OCR
20 Selbstporträt Wer Stephan Mautner für sich entdecken will, sollte zur 7. Raacher Dichterstunde ins Bundesheim Raach am Hochgebirge (bei Gloggnitz/Niederösterreich) kommen: Sonntag, 26. September 1993, 15 Uhr. Veranstalter ist die Gemeinde Raach (Bürgermeister Robert Stranz). Gestaltet wird die Gedenkstunde von Walther Jary. Voraussichtlich werden auch Bilder Mautners, Leihgaben. der Graphischen Sammlung Albertina (Wien), zu sehen sein. a Walther Jary Stephan Mautner, ein Vergessener? Von Stephan Mautner, von dem es — wie auch von seiner Frau — kein Grab, keine Urne, keinen Totenschein gibt, soll hier im Rückblick berichtet werden. Stephans Vater, der Textilfabrikant Isidor Mautner, erwarb 1888 das GeymiillerSchlössel — heute Wien-Währing — als Sommersitz und begriindete damit ein neues Zentrum des kulturellen Lebens in Wien: Musik, Literatur und Theater hielten hier bald ,,in erster Besetzung“ Einzug. Richard Strauss, Hugo von Hofmannsthal und Josef Kainz, um nur diese drei zu nennen, fanden sich als ständig wiederkehrende Gäste ein. Beträchtlich war auch Isidor Mautners Beitrag zur Restauration des Theaters in der Josefstadt unter dem neuen Direktor Max Reinhardt 1923/24. Isidor Mautner erlebte die Zeit des Nationalsozialismus nicht mehr, denn er verstarb im Jahr 1930. Seine Frau Jenny folgte ihm am 9. April 1938. Der älteste Sohn Stephan gelangte - wider seinen Willen - nur mehr nach Ungarn, zu Verwandten, und wurde von dort mit einem Sammeltransport in ein Vernichtungslager gebracht. Karl Friedrich Mautner, der jüngste Sohn Stephans, lebt in Washington (USA), und es ist eine Freude für den Schreiber dieser Zeilen, mit ihm zu korrespondieren. Es ist ein Glück, daß uns durch ihn authentische Kunde über seinen einst bekannten, geschätzten und beliebten Vater zuteil wird. Es lohnt, das Bild dieses Mannes zu vergegenwärtigen, für uns zu bleibendem Gewinn. Andere Einblicke und Erinnerungen empfangen wir allerdings heute noch in der herrlichen Landschaft um die Gemeinde Trattenbach im niederösterreichischen Wechselgebiet, denn hier war Stephan Mautner Besitzer des Bauerngutes Schlaggraben Nr.51, das er 1909 erwarb. Hier lebte er so richtig sein Leben als Maler, Schriftsteller, Jäger und Musiker. Mit der Bevölkerung stand er in bester menschlicher und sozialer Verbindung. Der einstige Besitzer des Bauerngutes durfte als Pächter auf dem Hofe bleiben. Dem Künstler Stephan Mautner können wir in der Graphischen Sammlung Albertina in Wien begegnen, wo 20 Originalblätter des Meisteraquarellisten zu bewundern sind. Die musische Veranlagung geht auf die Mutter Jenny zurück. Karl F. Mautner erinnert sich: Stephan Mautner ... hatte das Glück, eine Mutter zu haben, die Geschmack, Weisheit und Energie hatte. Sie erkannte bald die zeichnerisch-kiinstlerische Begabung ihrer Söhne, fand einen jungen Meisterschüler der Kunstakademie, einen jungen Bildhauer namens Joseph Breitner (1864 - 1930), den sie als Lehrer und Sommergefährten für ihre Buben anwarb. Von Breitners Werken kann man den „Jasomirgott“ an der Schottenkirche und den Engel am First dieser Wiener Kirche nennen. Der Jahresband 1937 von „Wer ist wer. Lexikon österreichischer Zeitgenossen“ weist auf Seite 227 die profanen Lebensdaten Stephan Mautners aus: .. ehem. Großind., Maler, Graphiker, Schriftsteller, L.: * Wien 12.2. 1877; Realsch. Wien; kmzl. Fachberichterstatter d. Hdls.Min. auf der Weltreise S.M.S. Kaiserin Elisabeth 1899-1900; Gen.Dir.Stellv. d. Mautner-Konzerne bis 1930, seither Maler, Graphiker, Schriftsteller; Schüler von Hugo CHARLEMONT, Josef BREITNER, Ferdinand SCHMUTZER; Lta.D.; W.: Die Weltreise S.M.S. Kaiserin Elisabeth, Broschüre, Wien 1900; Das Haus auf der Dürr, Monographie von TRATTENBACH, Wien 1917; Farbige Stunden, Wien 1921 und 1925, 2 Bände; wiederholt Schilderungen über oe. Landschaft und Volkstypen (im Neuen Wiener Tagblatt); Jagdwiss. Stud. u. Beitr.; Ölbilder, Aquarelle, Graphiken. V.: Isidor, Textilind.; M.: Jenny, geb. Neumann; G.: Else geb. Eisler; K.: Andreas *1901, Prok.; Elisabeth *1903; Karl Friedrich *1915. W.: Wien XVIII., Weimarerstraße 53. ade eee. een