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10. Jahrgang Nr. 3 November 1993 öS 25,MIT DER ZIEHHARMONIKA Zeitschrift für Literatur des Exils und des Widerstands Nicht fürs Süße, nur fürs Scharfe und fürs Bittre bin ich da; schlag, ihr Leute, nicht die Harfe, spiel die Ziehharmonika. | Theodor Kramer & hi / pe Coma ul . > ln ie be Pr i : Zeichnung von Willi Pechtl Manfred Altner Ruth Körner - eine Weltbürgerin im Exil Der Name Ruth Körner fehlt in den meisten Publikationen zum Exil. Dort, wo er ausnahmsweise einmal auftaucht!, sind die Angaben spärlich und ungenau. Das hat Gründe. Einmal konzentriert sich die Exilforschung nach wie vor oft einseitig auf Belletristen und Künstler und engt ihr eigenes Blickfeld durch akademische Fragestellungen ein. Zum anderen hat die allzu große Bescheidenheit Ruth Körners selbst immer wieder Tabus gesetzt, wo eine angemessene Würdigung ihres Wirkens angezeigt und beabsichtigt war. Als Wilhelm Sternfeld nach 1945 begann, für eine Bio-Bibliografie Daten über Exilierte zu sammeln, stieß er bei Ruth Körner zunächst auf Ablehnung. Sie verweigerte ihm auch Angaben zu ihrer Person für einen Eintrag in Kürschners Literaturkalender, weil, wie sie an Sternfeld schrieb, sie „absolut keinen Wert darauf legt, neben ‚behördlich genehmigten‘ Kollegen genannt zu werden“. Einen Antrag auf Entschädigung stellte sie nicht. In ihrem Brief an Sternfeld vom 30. März 1959 schreibt sie dazu, daß es ihr „widerstrebe, aus Deutschlands ‚dunkelsten Stunden‘ finanziell Nutzen zu ziehen... Ich habe ja schließlich mein Leben gelebt, zu Zeiten sehr glücklich, und wer kann sagen, ob ich in Deutschland ohne NS-Regime ein besseres Leben gehabt hätte. Die einzige Wiedergutmachung, die ich erstrebte, war die Verleihung der deutschen Staatsbürgerschaft - und diese Sache ist noch im Stadium der Verhandlung.“ Die strikte Zurücknahme ihrer eigenen Person darf jedoch die sachliche Aufklärung jener Aspekte des Exils nicht behindern, die auch mit dem Leben und der Leistung Ruth Körners verknüpft sind. Denn gerade ihre „fast totale AnINHALT Manfred Aliner: Ruth Körner — eine Weltbürgerin im Exil S.1 Willy Verkauf-Verlon: Internationales Berthold Viertel-Symposium — Begriipung S.3 Jörg Thunecke: Kästner-Übertragungen von Fritz Brainin S.6 Angelika Jakob: Gertrud Kolmar - ein Leben im Ölberg 5.8 Günther Elbin: Moriz Seeler - ermordet und vergessen S.13 Vladimir Vertlib: Das Bett. (Erzählung) 5.17 Karl Müller: Einführung zu einer Lesung aus dem Roman „Die Wolfshaut“ anläßlich des Todes Hans Leberts 5.24 Hans Lebert: Schützt Euer Land selbst! Dankesrede zur Verleihung des Grillparzer-Preises §.27 Gedichte von Donal McLaughlin (Stella Rotenberg reads, S.2), Berthold Viertel (Die Emigranten und das Bett, S.5), Ruth Klüger (Besuch der Exil-Touristinnen in Wien, S.11), Agnes Hörtler (Kanone und Papier! 5.29) Zeichnungen von Perry Brainin, Edith Kramer und Willi Pechtl Briefe von Peter Paul Wiplinger (S.16), Yehuda Bacon, Wulf Kirsten und H.D. Tschértner (S.32) Rezensionen über Bücher von Henriette Mandl (Siglinde Bolbecher, S.9), Ruth Klüger (Renate Göllner, $.28), Karl Frucht (Gerhart Frisch, S.30). Notizen: Festschrift fiir Georg Knepler (S.6), Gescheiterte Flucht (S.8), Daniela Strigls Theodor Kramer-Buch (S.12), Berichtigung (S.30), Literaturhaus Eizenbergerhof (S.30), Literatur und Kritik (8.30), Lisette Buchholz (S.30), Buchzugänge (5.31), Buchpräsentation Else Feldmann (S.32).