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Adolf Unger in Brüssel, April 1940 Die Neger sprechen Goddam! Sie teeren und federn uns Und sie werden zum Tier, wenn sie uns treten. Sie jagen uns aus unseren Hiitten, Sie gerben unsre Haut. Des Lebens sind wir nicht sicher, Zu locker sitzt der Hebel Ihres elektrischen Stuhls. Goddam! Der Strom wird frei Und wenn wir sterben, sind wirs auch. Der Ku Klux Klan ist die Pest Unserer schwarzen Haut. Richter Lynch freut sich, wenn wir baumeln. Amerika ist frei, Frei, frei und wir sind vogelfrei! Goddam! Schwarz ist unsere Haut, Hell doch ist der Morgen. Heute liegen wir in Ketten, Morgen in der Sonne am Strand der Weißen. Heute sitzen wir noch In der Abteilung ,,for colloured people“ Morgen aber auf der Bank neben dem weißen Bruder! Goddam! Aus: Im Trott. Gedichte. Wien, Leipzig 1933. Mein Kabinett Der Raum, in dem ich wohne, liegt nach Norden und selten hat sich noch ein Sonnenstrahl hierher verirrt. Zwei Meter knapp vom Fenster entfernt ragt eine graue Mauer steilauf. Grau ist sie und der Raum ist düster. Und geh ich schlafen oder steh ich auf, so trifft der erste und der letzte Blick die Mauer. Die immer graue, düstre, niemals Frohsinn spendende Wand. Nur Bücher schenken mir noch Licht. O denket dran: auch Mauern können Freude spiegeln. Ich aber sehe niemals etwas andres als dies Grau. O meine Seheraugen sehn euch durch und durch, und mich allein nicht hinter Mauern hocken, die Augen sehen alles, und meine Augen sehn auch euch! Aus: Zeitstrophen. Neue Gedichte. Wien, Leipzig 1934 Endspruch Um der Güte Willen, du Guter, sei einmal schlecht, damit es endlich besser wird! Aus: Zeitstrophen. Neue Gedichte. Wien, Leipzig 1934