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Hans Just im Strafbataillon 999 Weihnachten Das ist ein Winter, den kein Christbaum schmückt. Kein Heiland schläft im Stalle. Verzweifle nicht, wenn bittre Not dich drückt. Die Zeit ist hart für alle. Ich denk’ bei Tag und Nacht daran, und mir tut’s weh, daß ich nicht helfen kann. Doch da kein Gott will seine Welt befrei’n, muß ich und du und jeder Heiland sein. 1941 14 heirateten die beiden. In dieser Zeit entstanden schon viele Gedichte, auch Prosastücke, wie zum Beispiel ‚„„Warum ist denn der Rhein so grün“, eine Erzählung, die im „Blauen Lesebuch“ veröffentlicht wurde und bereits deutlich seine antifaschistische Haltung zeigt. Hans Just brachte dieses Buch, einen Sammelband mit Beiträgen u.a. von Gerhart Herrmann Mostar, Adolf Unger, Alfred Werner 1937 im Auftrag der ‚Vereinigung zur Pflege der Kleinkunst. Das blaue Kabarett“ heraus. Das ‚„‚Blaue Kabarett“ logierte im Café Arkadenhof, Ecke Reichsratsstraße/Universitätsstraße (heute Cafe Votiv). Mit dem Einmarsch Hitlers hörte es so wie viele andere literarische Vereinigungen zu bestehen auf, und viele Freunde Hans Justs mußten emigrieren. Adolf Unger wurde 1942 im KZ Auschwitz durch Giftgas ermordet. Nach dem März 1938 bildete sich in der Städtischen Versicherungsanstalt um Otto Binder eine Widerstandsgruppe, der auch Hans Just angehörte. Der Versicherungsangestellte Otto Binder, der jüdischer Abstammung war, stellte den Kontakt zu dem Kommunisten Josef Wipplinger her, den er von der Sportsektion der Versicherungsangestellten her kannte. (Vgl.: Widerstand und Verfolgung in Wien 1934-45. Eine Dokumentation. Hg. vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes/DÖW. Bd.2., S. 134, 216, 245, 355). Es wurden antifaschistische Flugblätter verfaßt, Hans Just schrieb auf seiner Schreibmaschine die Matrizen (von denen die Flugblätter dann abgezogen wurden). Von dieser Tätigkeit war seiner Frau nur wenig bekannt, da Hans Just, um sie zu schützen, ihr gegenüber vollkommenes Stillschweigen bewahrte. Die im DÖW gesammelten Unterlagen geben etwas Aufschluß über diese Tätigkeit, die im Dezember 1939 ihr gewaltsames Ende fand. Denn die Gestapo wurde auf die Widerstandsgruppe aufmerksam. Hans Just wurde eine Zeitlang beschattet. In den frühen Morgenstunden des 12. Dezember 1939 kam es in seiner Wohnung zu einer Hausdurchsuchung; man fand belastendes Material, das Ehepaar Just wurde unter Verdacht der kommunistischen Betätigung verhaftet. Unzählige Verhöre im Gestapo-Hauptquartier im ehemaligen Hotel Metropol am Morzinplatz folgten. Nach 14 Tagen kam Klara Just frei, sie konnte wieder an ihre Arbeitsstätte als Sekretärin bei der Firma Gottlieb Voith zurückkehren, während ihr Mann wegen ‚Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung‘“ angeklagt und 1941 zu zwölf Jahren Kerker verurteilt wurde. Die erste Zeit war Hans Just im Wiener Landesgericht inhaftiert, dann wurde er in die Strafanstalt Stein gebracht. Er vermied es, sich bei seiner Frau über die sehr schlechte Behandlung zu beklagen, nur in einem einzigen Brief, und auch dieser war zensuriert, erfuhr sie von den unmenschlichen Verhältnissen. Trotz hohen Fiebers und Krankheit hatte man ihn nicht von der schweren Arbeit befreit oder mit Medikamenten versorgt. Im sehr kalten Jänner 1942 fand ihn seine Frau Klara bei einem Besuchstag in Stein (Besuchserlaubnis gab es nur alle drei Monate) völlig entkräftet vor. Sie hatte ihm, so erzählt Frau Just, warme Kleidung mitgebracht, die ihm aber verweigert wurde. Erst im Dezember 1942 gab es für ihn eine bedeutende Erleichterung, da er zu Buchhaltungsarbeiten in der Kanzlei herangezogen wurde; viele Gedichte entstanden damals (‚Doch schweigt mein Mund“ „,Weihnachten“). Im Herbst 1943 wurde Hans Just zum gefürchteten Strafbataillon 999 eingezogen. Es begann für ihn nun eine Zeit, die als besonders grauenvoll zu bezeichnen ist, sie soll hier kurz skizziert werden, vor allem auch im Zusammenhang mit diesem Bataillon, das auch einen bedeutenden Beitrag zum antifaschistischen Widerstand leistete. Hans-Peter Klausch hat seine Geschichte in dem Buch ‚‚Die 999er“ (Frankfurt 1986) genau recherchiert. Die sogenannten Bewährungsbataillone 999 wurden im Zweiten Weltkrieg an fast allen Fronten eingesetzt, sie galten als „bedingt wehrwürdig“ und sollten sich durch eine ,,Frontbewahrung“ die Wehrwiirdigkeit wieder erwerben. Ab September 1942 bestand die grundsätzliche Entscheidung, Wehrunwürdige militärisch einzusetzen, und als sich die Niederlage NSDeutschlands abzuzeichnen begann, wurden auch die aus politischen Gründen vorbestraften Gegner des Nazi-Regimes gemeinsam mit den tatsächlichen oder angeblichen Kriminellen zum „Bewährungsbataillon 999“ , das aus der Sondertruppe ,,Brigade Z“ abzuleiten ist, eingezogen. 999 war die