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Marie Frischauf-Pappenheim Ferdinand Bruckner-Aufführung Das Drama des Österreichers Ferdinand Bruckner gestaltet die Nazijugend in der Figur des SS-Führers Werfen mit unbarmherziger Schärfe. In diesem in der Naziphilosophie erzogenen, verkümmerten Gehirn sind von allen Schlußfolgerungen menschlichen Denkens und Fühlens nur einige Formeln haften geblieben: Herrentum, arischer Übermensch, deutsche Weltherrschaft, Wille zur Macht. Diesem in ein paar stupide Anschauungen erstarrten Gehirn stehtin echter Menschlichkeit der Pastor Vossevangen gegenüber, den wir in knappen Szenen die gewaltige Wandlung und Entwicklung durchmessen sehen vom Prediger der Gewaltlosigkeitund des Verzeihens zum Nachfolger des zürnenden Propheten, der Gottes Blitz auf den Mörder herabruft bis endlich zu demjenigen, der versteht, daß die Menschheit den Kampf um Recht und Freiheit nicht Gott überlassen darf, sondern selbst zur Waffe greifen muß, um die Verbrecher auszurotten. Charles Rooner stellte diese Wandlung ergreifend dar. Stefanie Spira rührte die Zuhörer in ihrer Darstellung der widerstreitenden Gefühle als tapfere Geliebte des Kämpfers und angstvolle Tochter des gefährdeten Pfarrers. Viktor Blums Pastor Erle, geschlagen, verfolgt, gebeugt in der Haltung und aufrecht in Rede und Tat, war eine außerordentlich gute Leistung. Günther Ruschin war ein ausgezeichneter deutscher Major, der schneidige, überhebliche, preußischer Offizier der Kaiserzeit, der er auch in dem Augenblick bleibt, in der er ehrerbietig-ironisch dem neuen Typus der deutschen Jugend zu weichen scheint. Wolin gab dem mageren norwegischen Unterquisling durch sein Spiel den Charakter einer Dikkensschen Figur. Ricardo Hahn verkörperte _ wirksam den starren, kaltherzigen, von Wut und grausamer Schlauheit erfüllten SS Mann, Kurt Thormann gab eine gute Charakteristik des im Stück übrigens nicht sehr stark ausgeführten Untergrundkämpfers. Die Bühnenbilder Kurt Bercis überraschen immer wieder durch ihre Suggestivkraft und ihren sehr großen künstlerischen Wert, dies umso mehr, als wir wissen, wie dürftig die technischen Behelfe sind, die ihm zur Verfügung stehen. Eine gute Aufführung eines interessanten und modernen Stückes, der Heineklub kann stolz darauf sein und langsam wächst ein modernes deutsches Theater in Mexico heran. Rezension zur Uraufführung von Bruckners „Denn seine Zeit ist kurz“ durch den HeineKlub am 30.9. 1944. Erschienen unter dem Pseudonym Maria Heim in: Austria Libre 3 (1944) 10 (Oktober), 5. 14 Am 19. März 1938, als in Genf der mexikanische Diplomat Isidro Fabela die offizielle Protestnote der Vereinigten Staaten von Mexiko gegen den „Anschluß“ vorlegte, richtete sich der mexikanische Präsident an die Bevölkerung: Angesichts der Enteignung des Erdöls hat die revolutionäre Regierung die Prinzipien der Verfassung von 1917 zurückerobert. Der Besitz der Bodenschätze gehört unveräußerlich der Republik, und befreit sie somit von der Vorherrschaft von Eignern, welche die Rechte der Nation nur als tote Buchstaben auffaßten, und die außerdem auch die Anwendung der Grundgesetze zu verhindern wußten, die entweder durch diplomatischen Einfluß oder Söldnerunruhen hervorgerufen wurden. Die Innen- und die Außenpolitik Mexikos unter Cärdenas folgte eindeutigen Prinzipien der Souveränität Mexikos und der Solidarität mit den verfolgten und unterdrückten Staaten und Menschen. Die Chronologie der historischen Ereignisse mag das nachweisen: Verstaatlichungspolitik: 23.9. 1936: Verstaatlichung der Sisal- (Hanf-) Plantagen auf Yucatan 13.6. 1937: Verstaatlichung der Eisenbahnen 18.3. 1938: Verstaatlichung der ausländischen Erdölgesellschaften 13.5..1938: Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit England, der Anlaß ist die Enteignung und die Verstaatlichung der englischen Erdölgesellschaft in Mexiko. Außenpolitik unter dem Prinzip der Souveränität und der internationalen Solidarität vor dem Zweiten Weltkrieg: 1935: Mexiko verhängt Sanktionen gegen Italien nach der italienischen militärischen Intervention in Abessinien (Äthopien). 1936: Der Präsident Cärdenas autorisiert den Verkauf von Waffen und Munition an die Spanische Republik. 1937: Isidro Fabela bringt im Völkerbund eine diplomatische Note ein, in der Mexiko feststellt, daß die Mitgliedsstaaten des Völkerbundes angehalten seien, ihre 19.3. 1938: Protest gegen den vollzogenen ,, Anschlu8“ Osterreichs an das nationalsozialistische Deutschland 1939: Verurteilung der sowjetischen Expansionspolitik, 40.000 Flüchtlinge des Spanischen Bürgerkrieges werden in Mexiko aufgenommen 22.5. 1942: Kriegseintritt Mexikos, fast 16.000 Mexikaner leisten in der amerikanischen Armee Kriegsdienst, im Pazifikkrieg nimmt die mexikanische Luftwaffe aktiv teil (Escuadrön 201), mit Kriegseintritt werden die diplomatischen Beziehungen mit Großbritannien und der UDSSR wieder aufgenommen. 20.12. 1952: Brasilien und Mexiko fordern bei der Hauptversammlung der Vereinten Nationen den sofortigen Vollzug der Moskauer Deklaration, was die Wiederherstellung der Unabhängigkeit von Österreich betrifft. Am 14. Dezember 1955 wird Österreich in die Vereinten Nationen aufgenommen. Die guten mexikanischen Kugeln... In George Orwells ,, Hommage to Catalonia‘“ liest man, daß so mancher Republikaner der Spanienkämpfer die „‚guten mexikanischen Kugeln“ für zuletzt aufgehoben hatte. Welche Überraschung, ein Großteil dieser mexikanischen Kugeln gegen den Generalissimo Franco stammten aus Österreich. Cärdenas suchte durch direkte Hilfe, vor allem aber durch Waffen- und Munitionslieferungen den Kampf gegen die faschistische Falange zu unterstützen. Aus diesem Grund reiste am 2. August 1937 der mexikanische Militärattache an der Pariser Botschaft, Teniente Coronel Luis Alamillo Flores, persönlich von Cärdenas beauftragt, nach Österreich. Er sollte die Munitionslieferungen der Munitionsfabrik Hirtenberger, die durch Intervention des nationalsozialistischen Deutschland ins Stocken geraten waren, beschleunigen. Offiziell hatte man diese Lieferungen für Brasilien deklariert, doch der deutsche Geheimdienst hatte bald herausgefunden, daß die Munitionskisten in den republikanischen Häfen Spaniens entladen wurden. Mexikö hatte über 15 Millionen Stück Patronen des Kalibers 7,92 mm bestellt und dazu noch etwa 4 Millionen Stück Pistolenmunition. Wie nun der mexikanische Militärattach& nach Mexiko berichtete, verlangte Österreich neue und unübliche Sicherheiten, obwohl ven den zu zahlenden 90.000 englischen Pfund schon 82.000 auf einem Schweizer Bankkonto der Firma Luis Dieu hinterlegt waren: zusätzlich sollte Mexiko ein Golddepot im Warenwert der Lieferung